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Mchitt V KAiÄeii MSN für MeMm, Mmcksftill, ZcherrljM, AtBs, Arshorf, KE«, MmMßiiiil, KchßM SoMMtti. Wi SlnWii. WHeiUeq, LiUpot, Pmtzk», SchMm, Nniliiitz. Arm, MWii«. lU llWpü. Mit einer illustrierten Sonntags- Beilage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 38 Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 8.Freitag, den 19. Januar 1900. 11. Jahrgang. Sammlung für das Rothe Kreuz. Unter Bezugnahme auf den in Nr. 8 der „Nach richten für Grimma" erschienenen Aufruf des Central- ausschufses der Deutschen Vereine vom Rothen Kreuz erklären wir uns zur Annahme von Gaben für diesen Verein bereit. Wir richten an die Bewohnerschaft von Naunhof das Ersuchen, Gaben bis Ende d. M. der hiesigen PoUzeOxpedition zu übermitteln. Stadtrat Naunhof, den 18. Januar 1900. Igel, Bürgermeister. Profit und Patriotismus. Altmodische Leute sind noch immer der Meinung, daß da, wo das Vaterland in Frage kommt, auf den Profit keine Rücksicht mehr genommen werden darf. Neuerdings muß das anders geworden sein. Man findet Leute, die Profit und Patriotismus sehr glücklich zu vereinigen wissen, und die man deshalb Geschäfts patrioten nennt. Es soll aber^ auch solche geben, bei denen der Patriotismus aufhört, sobald das Geschäft anfängt. Bei ihnen findet man in Geldsachen nicht nur keine Gemütlichkeit, sondern auch keine Vaterlands liebe mehr. Wir überlassen es dem Leser, zu untersuchen, in ivie weit diese Theorie auf den Fall Krupp paßt, und ob Herr Alfred Krupp als zur einen oder anderen Ka tegorie gehörend zu verurteilen ist oder nicht, und ob man ihm im ersteren Falle mildernde Umstände zubilligen kann. Thatsache ist nur, daß die Firma Krupp den Engländern jetzt Geschosse und Kanonen liefern wollte, wohl auch schon geliefert hat, und daß die deutsche Regierung ihr das verbieten mußte. Die „Norddeutsche Allgem. Zig." schreibt nämlich jetzt an leitender Stelle: „In der Presse ist wiederholt berichtet worden, daß die Firma Krupp in Essen mit der schleunigen Ausführung eines großen Auftrages zur Lieferung von Stahlgranaten an England beschäftigt sei. Dabei hat man die Frage aufgeworfen, ob es mit den Pflichten strenger Neutralität, die das deutsche Reich in dem südafrikanischen Kriege beobachtet, verträglich erachtet werden könne, wenn Lieferungen von Kriegs material aus Deutschland an eine der kriegführenden Parteien ausgeführt würden. Wie wir erfahren, wird diese Frage an zuständiger Stelle verneint, und es ist deshalb die Firma Krupp alsbald nach dem Erscheinen jener Meldungen ersucht worden, die etwa beabsichtigte Absendung von Waffen, Geschützen, Munition oder anderweitigem Kriegsmaterial an eine der beiden krieg führenden Parteien einzustellen." Nach anderen Nachrichten handelt es sich nicht nur um Stahlgranaten, sondern auch noch um 240 Schnell feuergeschütze. Ein schöner Auftrag, bei dem ein tüch tiges Stück Geld zu verdienen ist! Wird nun auch die Vergrößerung der Flotte beschlossen, so kommen noch Millionen für neue Schiffsgeschütze und Panzer platten hinzu, die Krupp natürlich ebenfalls liefert. Herr Alfred Krupp ist ein hervorragender Patriot ; er gehört zu den Männern des neuesten Kurses, genießt das Vertrauen des Kaisers und ist eine der Hauptstützen der Flottenagitation. Und Herr Alfred Krupp liefert den Engländern Kriegsmaterial zu einer Zeit, wo das offizielle Deutschland strengste Neutralität zu wahren hat und durch die Kruppschen Lieferungen ernsthafte Verwickelungen entstehen können, das deutsche Volk offenkundig auf Seite der Buren steht, wo die alte, tiefgehende Abneigung gegen England von neuem die ganze Nation erregt, wo die Engländer wo deutsche Post schiffe beschlagnahmen, uns die Kabelnachrichten abschnei den, wo die Notwendigkeit einer Flottenvermehrung Hauptsächtlich mit dem Uebergswicht und der Gewalt- thätigkeit Englands zur See begründet wird! Das thut der Patriot Krupp, der Flottenagitator Krupp! Und er thut es, während der Kaiser in seinem Telegramm an den König von Württemberg die ge plante Flottenverstärkung mit dem Hinweis auf die „Vorgänge der letzten Tage", also die Haltung Eng lands, begründete. Sollte — was Gott verhüten möge! — in ab sehbarer Zeit der gefürchtete schreckliche Weltkrieg ent brennen, so können wir das Schauspiel erleben, daß der Feind mit deutschen Stahlgranaten die Reihen der deutschen Landeskinder zerschmettert. Der Patriot Krupp wird dann von dem Gelbe, das er daran verdient hat, eine Summe für das rote Kreuz, für die deutschen Lazarette spenden, und das wird rühmend von den Zeitungen erwähnt werden, und er wirdj den roten Adlerorden erhalten, wenn er ihn nicht schon hat: Das Vaterland über Alles! Deutsches Reich. Der wirtschaftliche Ausschuß trat im Reichsamt des Innern zu einer Sitzung zusammen. Den Haupt gegenstand der Tagesordnung bildete die Vorlegung des Schemas zu einem neuen deutschen Zolltarif; es wurde über dessen Ueberweisung an die Kommissionen sund über die Anhörung von Sachverständigen aus allen Interessentenkreisen Beschluß gefaßt. Eine Amnestie gedenkt einem Berliner Blatte zu folge der Kaiser bei seiner diesjährigen Geburtstagsfeier zu erlassen für solche Vergehen, welche mit Strafen bis zu 6 Monaten zu verbüßen sind. Die Geschäftsordnungskommission des Reichstags hat die Mandate für die in Konkurs geratenen Abgg. Agster und Jakobsen mit 8 gegen 3 Stimmen für nicht erloschen erklärt. Der Beschluß ist in der Absicht erfolgt, eine gesetzliche Aenderung der in dieser Beziehung un klaren Versafsungsbestimmungen herbeizuführen. Die Wahlkommission beanstandete das Mandat des Abg. Baron v. Schmid-^Elsaß-Lorhringen.) Zum Stand des Unterrichts im deutschen Reiche schreibt die Statist. Korr., daß gegenwärtig 9'/z Milli onen, also reichlich 17^ von Hundert der Bevölkerung, in Schulen aller Art unterrichtet werden, und daß min destens */, Milliarde Mk. jährlich auf das Untcrrichts- und Bildungswesen im Reiche verwendet wird- Das 19. Jahrhundert hat das Unterrichts- und Bildungs- wefen auf eine sehr hohe Stufe gehoben. Politische Uebersicht. Kommerzienrat Kramer-Kirchberg, ein angesehenes Mitglied der nationalliberalen Partei und langjähriges Mitglied des sächsischen Landtages, ist nach längerem Leiden gestorben. In der Petitionskommission des Reichstages wurden mehrere Petitionen, die deS Verbandes deutscher Militär anwärter zu Straßburg um Zahlung verjährter Militär pensionsbeiträge, eine Petition betreffend Sicherung der Forderungen der Bauhandwerker und eine Petition be treffend reichsgesetzliche Regelung der Vorschriften über die Polizeistunde beraten. Letztere wurde nach längerer Diskussion für ungeeignet zum Plenum erachtet. Nach einem Telegramm aus London hat die eng lische Regierung erklärt, daß die Freigabe des Reichs postdampfers „Bundesrath" nach nunmehr beendeter Untersuchung unmittelbar bevorstehe. Nach gleichzeitigen Zusagen der großbritannischen Regierung ist eine be friedigende Beilegung der schwebenden Differenzen als gesichert zu betrachten und eine Gewähr dafür geboten, daß sich ähnliche Zwischenfälle nicht wiederholen sollen. Die Untersuchung des „Bundesrath" hat ungefähr drei Wochen gedauert. Sie hat — zur Beschämung der britischen Behörden — zu dem Ergebnis geführt, daß der Inhalt des Schiffes mit den offiziellen Ladungs listen genau übereinstimmt. Die englische Regierung wird nunmehr für den der Ostafrika-Linie verursachten beträchtlichen Schaden vollen Ersatz zu leisten haben. Die neue Flottenoorlage besteht aus drei Para graphen : Der rrste bestimmt die Größe der Flotte nach den einzelnen Schiffsgattungen, der zweite bestimmt die Einteilung der Flotte in zwei Geschwader, in ein aktives und ein Reseroegeschwader, der dritte bestimmt, daß die Mittel alljährlich im Reichshaushaltsetat bereitgestellt werden. Das alte Flottengesetz bleibt, wie bereits mit geteilt, bestehen, jedoch wird die neue Vorlage die Grund lage der künftigen Organisation bilden, der alte Soll- be!and an Schiffen wird eingerechnet in den neuen. Aus Washington meldet „Wolffs Telegraphisches Bureau" : Der Senat ratifizierte den Samoa-Vertrag. behielt sich jedoch die zur endgiltigen Entscheidung der Angelegenheit erforderliche Beschlußfassung über die Ver- barunaen wegen Anrufung eines Schiedsrichters vor. Bei den Aerzten des Kreises Teltow findet gegen wärtig auf Veranlassung des Aerztevereins eine Umfrage statt, um festzustellen, welche Ursachen der in den letzten Jahren statistisch nachgewi.senen sehr erheblichen Zunahme der ErkrankungS- und Todesfälle an Krebs zu Grunde liegen. Es soll ermittelt werden, wie viele der in den Jahren 1888 bis 1897 vorgekommenen Erkrankungen und Todesfälle auf Vererbung, Ansteckung und so weiter zurückgeführt werden können. Auch sollen die Beobach tungen mitgeteilt werden über einen Unterschied des Vorkommens in Städten beziehungsweise auf dem Lande und ein gehäuftes Vorkommen in den bestimmten Ge genden. Ausland. Krieg in Südafrika. Aus Colenso wird berichtet, der Tugela sei wieder hoch geschwollen. Die Buren sahen zu, wie englische Jngeniere eine Feldeisenbahn nach dem kleinen Tugela bauen. Die Times meldet aus Pietermaritzburg: „Sehr schweres Artilleriefeuer wurde Montag aus Frere und Chieveley nach Springfield zugehort;" Daily Mail aus Pietermaritzburg: „Montag fand sehr schweres Feuern nach Norden zu statt, man glaubt, die Buren machen Buller den Uebergang über den Tugela streitig. Hau bitzen waren augenscheinlich lebhaft thätig; das Feuer wurde für das schwerste gehalten, das bisher in Natal gehört wurde." Schließlich liegt noch folgende be stätigende Meldung aus Pietermaritzburg vor : „Montag wurde schweres Feuern in der Richtung nach Frere ge hört. Wahrscheinlich hat Buller den Feind engagiert. Das Gerücht läuft um, daß ein Teil der britischen Truppen dicht bei Ladysmith steht." Modder River. Mittwoch früh fand ein leb hafter Geschützkampf statt, die Buren erwiderten das Feuer zum ersten Mal seit mehreren Tagen. Es ge langen fortwährend Meldungen in das britische Lager, daß die Freistaat-Bure» das Ende des Krieges herbei wünschen. Ein Kriegsgericht, bestehend aus dem Richter Harrison und zwei englischen Kapitänen, urteilte heute über den holländischen Farmer Müller, welcher am Modderriver ansässig war. Derselbe war des Verrats beschuldigt worden, weil er dem Feinde durch Licht Signale gegeben habe. Müller wurde jedoch freige sprochen. Oesterreich. Das Reichsgericht erkannte, daß durch die von der niederösterreichischen Statthalterei wegen Ueberschreitnng des Wirkungskreises verfügte und vom Ministerium des Innern bestätigte Auflösung des Vereins für evangelische Glaubensgenoffen in Wien eine Verletzung der staatsgrundgesetzlich gewährleisteten Vereinsrechts stattgefunden habe. In den Entscheidungs gründen wird ausgeführt, daß der Verein durch seine Stellungnahme zur LoS-von-Rom-Bewegung seinen in den Statuten festgestellten Wirkungskreis nicht über schritten habe. Belgien. Die Regierung des Kongoftaaates hat den Bau einer 1400 Kilometer langen Eisendahn be schlossen, die das Innere des östlichen Kongogebietes mit dem Meer verbinden wird.