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gespenstige Thicre und andere Spilkgestaste» gesellen sich dazu, umflattert vvn Enlen und Fledermäusen vder svnstigen Lebewesen, rwr welchen der Mensch svnst nnr Granen empfindet. Auf dem Blocksberge ist die nuhvlde Gesellschaft dauu vereint beisammen. Dann erscheint in Gestalt eines Bockes mit Menschenantlitz der Fürst der Hölle und ermahnt vvn einer Felsenkanzel herab diese seine Unter gebenen znr Trcne gegen sich, indem er diejenigen belobt, welche dieselbe erwiesen haben, harte Strafen aber über Andere verhängt, welche darin gewankt. Zugleich predigt er wütheudeu Hass gegen das gcsammtc Menschengeschlecht, soweit cs vvn seiner Macht und den Mitteln, dieselbe znr Geltung zn bringen, nichts wissen mag. Sv erinnert uns denn auch die Walpurgisnacht an eine der aller- schrecklichsten Krankheiten, von denen der Bvlksgeist heim- gesucht wurde. Aus der Phantasie eines reichbegabten Bölkes hcransaewachscn, überwucherte sie den Glauben und wußte sich sogar in das Nechtsgefühl einznschmnggeln, wovon die entsetzlichen Hcxenprvzesse der vergangenen Jahrhunderte mit ihren zahlreichen Opfern ein so über zeugendes Beispiel geben. — Die Maikäfer zeigen sich hcner in großen Mengen und umschwärmen schon seit einigen Tagen die Kronen der kaum mit den ersten Blättchen versehenen Bäume. Da die Maikäfer bekanntlich großen Schaden anznrichten vermögen, so ist es rathsam, in jedem Garten nnd über all, wo sich die gefräßigen Thiere zeigen, solche sofort ab zunehmen nnd zn tödten. — Der 53 Jahre alte Bootsmann Ang. Hamisch aus Papstdorf kam am 29. d. M. auf dem Kahne des Schiffers Berger ans Kleinhennersdorf in Schandau beim Anhängen an den Kettenoampfer mit der Hand in die Bvverkette und wurden ihm, da sich letztere verschlagen hatte, durch einen Ruck drei Fingerglieder der eiueu Hand ab- abgerisseu. Der Verletzte befindet sich in seiner Heimath. — Ebenso kam der Kapitän Herzog des neuen Tonrbinen- wasserdrnck-Kettendampfers „Zeuner" in Königstein bei einem Kettenbruche zu Schaden, indem ihm die Steuer die Wade» zerschlugen. In Königstein wurde der Arzt herzugczogcu, welcher das Fleisch wieder aunähen, resp. zusammeuuähcn sollte. Im Laufe dieser Woche wird die ueuvvrgerichtete Dampfschiffwartehalle (Restauration) zn Schmilka wieder eröffnet; ebenso schreitet dort der noch erforderliche innere Ausbau resp. iuuerc Einrichtungen der Schmilkaer Mühle rüstig vorwärts, so daß dieses Gasthaus recht bald iu allen seinen Räumen benutzt werden kann. — Die vor einigen Jahren von Herrn Lüttich ans Schmilka im Dürrkaninitzgrnnde bestimmten Riesen- oder Gletschertöpfe sind im Laufe der vergangenen Woche durch Herr» Struppe daselbst frcigelegt, resp. ihres Inhaltes entledigt worden. Sie befinden sich gleich oberhalb der Dürrkämnitz-Schänke in einem im Bache liegenden Felsen block; bisher ist es noch nicht bekannt, daß derartige natür liche Steiuanshöhlnngen in dieser Anzahl in unserer Ge birgsgegend auch anderweit vorkommen. Einige Niesen- töpfe erblickt man nnweit des Fremdenwcges nach der Bastei zu. Die vom erstgenannten Herrn vvrgcnommenen Messungen im Dürrkamnitzgruude ergaben einen Riesentopf vvn 62 vm Durchmesser und 120 cm Tiefe, 68 cm Durch messer und 102 cin Tiefe, sowie 26 cm Durchmesser uud 68 cm Tiefe, einige waren noch versandet. Bis znm 29. Äpril passirten Station S ch öna 669 be ladene Kähne nnd 107 böhmische Prahmen, die sämmtlich ans Böhmen kamen. In Aussig hält der sogenannte Schsfer- streik noch an, an der Krameler Elbseite liegen wohl an zweihundert leere Fahrzeuge. Ladungen werden nnr dann genommen, wenn eine zufriedenstellende Fracht vereinbart wurde. Feuilleton. Um Herz und Hand. Roman von Zemiy piortwmska. (Fortsetzung.) Zwölftes Kapitel. Die Schlange. „Wie wirst Du Dich denn kleiden?" fragte Ella, als sic spät am Nachmittag mit ihrcr lieben Freundin Luise durch den Garten des Schulhanscs schleuderte. „Ich habe keine Idee," meinte diese und bückte sich, um ein Heliotrop zn pflücke». „Znm Bazar meinst Du?" „Ja gewiß, was sollte ich sonst meinen, nachdem ich in der letzten halben Slnude von nichts Anderem gesprochen habe? Allerdings scheint eö mir, daß Du kein Wort davon gehört hast." „Oh doch," sagte Luise zögernd, denn in Wahrheit war sic sehr geistesabwesend gewesen und cin leichter Schalten lag auf ihrem Gesicht. „Ich habe noch nie ein Mädchen gesehen, die sich aus dergleichen Dingen so wenig macht, wie Du, fahr Ella mit einiger Wärme fort. „Ich denke manchmal, wir haben doch wenig mit einander gemein. Was macht Dich so anders? Hältst Du cö für Unrecht, an Deine Toilette zu denken?" „Nein ich denke auch daran. Ich sehe immer, was Andere tragen nnd möchte eben so gut anSschen; das weißt Du auch," sagte Luise und bemühte sich, Interesse an der Unterhaltung zn nehmen. „Nun sage mir, waö wirst Du znm Bazar anziehen?" „Ich werde mein hellrothcö Organsinkleid tragen und den Granatschmnck, den Raymund mir vorigen Monat schickte. — Dir will ich cS im Vertrauen sage», ich mache ei» Ende mit dem kleinen neuen Schnldircctor. Ich will ihn ans seinem Jammer befreien; er wird vor Liebe ver gehen, wenn er mich in diesem Schmuck sicht." „Du solltest Dich schämen, Ella," sagte Luise ent rüstet und band cin paar Stcngcl Heliotrop zusammen. „Mich schämen? — Nein. — Doch ernstlich, Luise, glaubst Du nicht, daß Granaten mir gut stehen werden?" „Nnr über die Farbe meiner Handschuhe habe ich mich nochHncht entschieden," fuhr dann Ella fort, als sie von Luisen keine Antwort erhielt. „Es ist so schwer zu dem hcllrothen Kleide eine passende Farbe zu finden. Grau mit rothen Nähten würde mir am besten gefallen; ich werde sie aber schwerlich bekommen. Ach, könnte ich meine Handschuhe doch immer aus Paris beziehen!" Stadt Wehle». (P. A.) Rachdcm sich iu Folge deS Hiuschcidcus dcs in langjähriger Wirksamkeit treuverdieuteu Bczirksvorsitzciiden Herrn Wünsche-Hohnstein eine Neuwahl des Bezirksausschusses des köuigl. sächs. Militärvereins- bundes erforderlich machte, fand bereits vor acht Tage» auf dem Schützeuhaus iu Wehlen eine außerordentliche Vezirksversammlnng statt, deren Verlauf dahiu führte, daß die Herren Töpfer-Königstein nnd Albin Reimann- Stadt Wehle» als Bezirksvvrsteher bez. dessen Stellvertreter und ferner als Ausschuß-Mitglieder die Herren Schwarze- Stolpen, Hänsel-Schandau, Protze-Ulbersdvrf, Krieger- Gottleuba, Näke-Mügelu uud Rumberger-Liebstadt gewählt worden sind. Im Anschlusse hieran wurde mm aui Sonn tag Nachmittag im Schmnck'schen Gasthofe zn Stadt Wehlen unter Leitung des stellvertretenden Bezirksvvrstehers, Herrn Albin Reimann, eine außerordentliche Ansschnßsitznng ab gehalten, zn welcher sich außer Herrn Blume vom köuigl. sächs. Militärverciusbunde noch drei Mitglieder dcsBnndcs- präsidiums eiiigefuudeu hatten. Nach herzlichen Begrüß- nngswortcu seitens des Vorsitzenden brachte die Tages- vrdnnng n. A. eine Besprechung der letzten Bezirksversamm- lnng, sowie die Mittheilnng, daß der in dieser Versamm lung gewählte neue Bezirksvorsteher sein Amt ans ge wissen Gründen niederlege? bez. nicht annehme. Nach ent sprechender Behandlung dieser und anderer Fragen gelangte man endlich zn dem Beschlusse, Sonntag, den 26. Mai d. I., in Copitz wiederum eine Bezirksversammluug abzuhalteu, für welche die Tagesordnung wie folgt festgesetzt wurde: 1. Einnahme der restirenden Bundes- nnd Bczirksbciträge; 2. Wahl eines Bezirksvvrstehers; 3. Stellungnahme zu den Anträgen in der Bnndes-Generalvcrsammlung, die sich im „Kamerad" verzeichnet finden; 4. Antrag des Militärvereins Stvlpcn, betreffs Theilnng des Bezirks in Untcrbczirkc, nnd 5. Anträge, welche vierzehn Tage vvr der Versammlung an den stellvertretenden Bezirksvörsteber schriftlich emzurcicben sind; 6. Wahl des Ortes für oie nächste Bezirksverfammklmg. Die Sitzung am Svnntag bvt ein Bild echt kameradschaftlichen Lebens nnd würden die Vertreter gern nvch länger in dem schmucken Wehlen geweilt haben, wenn nicht die abgehenden Eisenbahnzüge an die Trennung gemahnt hätten. So schied man denn unter kräftigem Händedruck mit der Devise: „Auf Wieder sehen zu gutem Gelingen in Copitz!" Dresden. Ihre königlichen Hoheiten der Prinz nnd die Frau Prinzessin Friedrich August beziehen am 3. Mai nicht — wie in letzter Nummer'mitgetheilt — ihre Be sitzung, solider» den Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Georg gehörigen Weinberg in Wachwitz, bez. die daselbst uenerbaute Villa. — Der Schlußtermin zur Anmeldung der unter dem Allerhöchsten Prvleetorate Sr. Majestät des Königs vvn Sachsen stehenden Jnternatimmlen Ausstellung vvn Hnnden aller Rassen, Jagd und Sport, sowie Vorführung nnd Prä- miirnng vvn Kriegs-und Zughunden, am 21., 22., 23. und 24. Mai 1895 ist H für Hunde, Jagd nnd Sport ans den 5. Mai, d) für Zughunde, Znghundgeschirre re. ans den 12. Mai festgesetzt. Die Formulare hierzu sind zu beziehen durch Herrn F. Krichler, Hannover, Ferdinandstraße 32 und durch Herrn Baron w Wunsch, Dresden, Ammonstraße 3. — Die Herre» Or. pliit. W. Danneil und Arthnr Thiclheim aus Hamburg, die am Souuabeud Abend im „Enropäischen Hof" in Dresden eingetrvffen sind, haben am 2. April d. I. zn Fuß eine Reise nach Konstantinopel augetreten nnd hatte» sich nach einem Abstecher durch die mecklenburgische Seenplatte zunächst nach Berlin begeben; von dort ans waren sie am vergangenen Mittwoch Nach mittag abgerückt uud am Sonuabend in Dresden eingetrvffen. Am Montag früh wollen die Genauntcn vonDresden anfbrechen nnd ihre Fußwanderung über Prag, Wien, Budapest uud „Wenn Du de» Schnldircctor heiralhcst, wirst Du das schwerlich können." „Den Direclor heiralhen! Ach, Du bist zu naiv. Stelle Dir mich als seine Frau vor, die den Wohlthätig- keitSvcrcincn in grauen Glacehandschuhen und Granat- schnmck Vorsicht. Da schlägt es vier Uhr! Laus' und hole mir meinen Hnl, wir wollen gleich durch de» Garte» gehen. Die Schule ist jetzt aus. Ich werde hier am Thore auf Dich warten." Und während Luise nach ihrem Hule ging, erwartete Ella sie an der Thürc, die den Kirchhof von des Schul- dircclorS Garten trennte. Der Ginsterdnsch, der darüber hing stand jetzt in voller Blülhc, nnd das Thor war ziemlich niedrig, so daß der junge Director, al« cr lang sam und gedankenvoll über den Kirchhof auf den Garten zuschrilt, Jemanden sah, der ihm die bösen Schulknabcn nnd die mühevollen Slnudcn vergessen machte. Und wer war der Jemand? Keine Andere als die kokelte Ella, welche dort an der Garlcnthürc stand. Ella begegnete dcs Direktors Blick halb schüchtern, halb erfreut. Sie war so schön, daß sic jedem Mann den Kopf hätte verdrehen können und trotz ihrcr schnippischen Spöttereien empfand sic doch eine gewisse Znneignng, die ihr ihm gegenüber etwas Sanftes gab, was ihr im Ver kehr mit cmdcrcn Personen fchtlc. Nasch kam cr ans sic zu und erfaßte ihre Hand, die auf der Thür ruhte; die andere hielt den Sonnenschirm, Ellas Gesicht vor dem Sonnenstrahl zu schützen, der gerade durch den Ginster auf sic fiel. „Sie kommen doch znr Concertprobc?" fragte cr, ohne eigentlich recht zu wissen, was er that, als cr ihre Hand berührte. „Ja", sagte sie, sehr gleichgiltig, worüber cr sprach, wenn cr nnr an der Thür stehen blieb, bis Luise zurück, kam. Das waren in der That die rechten Worte, die ihm nichts sagten und ihn zu weiteren Fragen auffordcrten. „Am Sonntage waren Sic nicht ui der Kirche?" frug der Direktor. „Nein. Es regnete so sehr nnd Mama wollte mich nicht gehen lassen, denn wir haben einen sehr weiten Weg." „Fürchten Sic sich bci Ihren Anögängcn immer so vor dem Ncgcn," fing cr mit leiscm Spott und wandte sich znm Gehen. Aber Ella halte sich vorgcnommen, daß cr bleiben müsse, bis Luise zurück sei; sie bot daher Alles auf, ihn zu fesseln, und so nahm sie einen glücklichen Zu fall wahr uud rief aus: „Oh, sehe« Sie meinen Sonnenschirm, Herr Direktor — wie soll ich den wieder los bekommen!" Sic halte, als er Bukarest nach Kvustautiuopel westerführe». Von da aus svll die Reise über Griechenland, Egypten, Italic», Spante», Frankreich, Belgien und Holland fortgesetzt werden nnd spätestens am 1. April 1896 mittags zwölf Uhr gedenken die beiden „Touristen" an ihrem Aus- gaugspnnkte, in Hamburg, wieder einzutreffen. Diese ansehnliche Reise zn Fnß ist veranlaßt worden durch eine Wette, bei der es sich um eiueu Preis von 20,000 Mk. handelt. — Am Dienstag Nachmittag ereignete sich auf dem Elbstrome bei der Albertbrücke ei» lluglücksfall. Ei» Dampfschiff glitt de» Strom herab und wollte gerade die bestimmte Durchfahrt zwischen den Pfeilern der Brücke bewerkstelligen, als sich auch ein mit sechs Personen be setzter Kahn durch dieselbe Durchfahrt bewegen wollte. Hierbei stießen die Planken, welche die Näderschaufeln des Dampfers, der nicht im stände war, ansznweicheu, um geben, an das Boot nnd warfen es nm. Sämmtliche Personen fielen in den Strom. Die Verwirrung auf dem Dampfer war unbeschreiblich. Dieser hielt sofort und die Leute des Schiffes gingen mit Eifer an die Rettung der Verunglückten, die mich gelang, soweit es sich vom Ufer beobachten ließ. Zwei Personen sind verwundet worden. In der vergangenen Nacht fand in Fördergers dorf bci Tharandt eine so bedeutende Schlägerei mit darauf - folgender Messerstecherei statt, daß mehrere Personen ärzt liche Hilfe in Anspruch nehmen mußten. Ein junger Mann wurde noch in der Nacht nach dem Carolahause iu Dresden überführt. Die Thäter wurden ermittelt, von welchem einer derselben in's Amtsgericht Tharandt eingeliefert wurde. Der Elbgausäugerbuud hält vvm 28. bis 30. Juli d. I. iu Radeberg sein Säugerfest ab uud rechnet man, da derselbe Bund 154 Vereine zählt, auf eine Betheilig- nng von mehreren Tausend Sängern. Es werden zwei weltliche Concerte nnd am zweiten'Tage Nachmittags ein Kircheneoncert abgehalten werden. Morgenausflüge uud Sängerkneiptafelu sind geplant. Ein schlimmer Schädling hat sich in einigen Wald- beständcn bei Mohsdorf eingestellt, der Harzrüsselkäfer, dem bereits nicht unbedeutende Theile zum Opfer gefallen sind und dessen Weiterverbreitnng für den gesämmten Kiefernbestand gefahrbringend werden könnte. Es sind deshalb umfassende, energische Maßregeln getroffen worden, um dem Umsichgreifen des Uebels vvrzubengen. Wie bedeutend die Stadt Aue iu den letzten Jahren gewachsen ist, zeigt der Umstand, daß die dortige Bürger schule vor zehn Jahren nnr 750 Schüler, jetzt aber in 35 Klassen 1324 Schüler zählt. Zittan. Die weithin, namentlich in Touristenkreisen bekannte Restanration auf dem Tauueuberg ist mederge- branut. Das Feuer ist wahrscheinlich infolge böswilliger Brandstiftung entstanden. lieber einen Act politischer Verrohung, der bereits zn lebhaften Diskussionen geführt nnd jedenfalls scharfe Aus einandersetzungen der politischen Parteien noch zur Folge habe» wird, ist aus Ebersbach zu berichten. Am Sonn abend fand man die als Erinnernngszeichen an den 80. Ge burtstag des Fürsten Bismarck gesetzte Bismarckeiche mit abgeschüitteuer Krone vor. Man wird nicht fehlgehen, wenn man den Thäter hinter einem politisch noch unreifen Burschen sucht. T a g e s g e s ch i ch t e. Deutsches Reich. Berlin. Der Bnndesrath hat dem Entwürfe eines Gesetzes wegen Feststellung eines Nachtrages zum Reichshaushalts-Etat für das Etatsjahr 1895/96, der zur Eröffnung des Nvrdostsee-Cauals den auf sie zukam, mit dem Schirme gespielt nnd war mit dessen Franse in der Rosenhecke, die neben dem Ginster- bnsche stand, hängen geblieben. Der Direktor bog sich über de» Bnsch, um den Schirm z» befreien und Ella stach sich heftig mit einem Dor» i» den Finger, daß er blMetc; bci diesem Anblick vergaß der Direktor Schirm mid Franse, wickelte sein eigenes Taschentuch um Ella« zarte Hand imd beugte sich aufgeregt auf dieselbe herab. Mit einem boshafte» Gefühl des Triumphe« plauderte Ella mmUcr weiter über ihre» Fingcr, gab zu, daß cr sic schmcrzc, obgleich cö durchaus nicht der Fall war. „Aber mein Schirm," rief sic da»» cin wenig erschreckt, als sic Luise» den Pfad herbcicilc» sah »ud eine Dame, Frau van Nyper, gewahr wurde, die unbeweglich auf dem Wege stehen geblieben war nnd sic beobachtete. „Wie," sagte Luise, „Du bist »och da, Ella? Warum wartest Du noch auf mich? Alexander hielt mich auf." Der junge Direktor wurde von Luisens Worten förmlich anfgcschrcckt; die Farbe wich aiiö seinem Gesicht, cr sah aus, wie Jemand, der plötzlich eine schlimme Nach richt empfängt. Mit einem eiligen Gruß verließ er die Damen und schritt in die Kirche, wo die Concertprobc stattfand. Auch Ella fühlte sich etwas unbehaglich und wünschte, sie hätte ihn nicht ziirückgehaltcn. Aber was war cö denn im Grunde so Schlimmes? Kein Mensch würde es ge wußt haben, wenn die Abscheuliche sie nicht an der Garten- thllr gesehen hätte. „O, Luise," flüsterte Ella und erfaßte der Freundin Arm, als sie in die Kirche eilte», „wie lange, denkst D», mag Frau vau Nyper uns beobachtet haben? Ich gestehe, ich bin zu Tode erschrocken. Es sollte mich nicht wundern, wen» diese giftige Schlange eö dnrchsctzt, daß der Director wegen dieser Sache mit mir ins Gerede kommt." Ella fühlte sich wirklich sehr unbehaglich, sie wartete »ach dem Kircheuconccrte mit Luise ei» paar Minuten an der Kirchthürc in der Hoffnung, ein Wort mit dem Director wechseln zn können — ein Wort, daö ihm sagen sollte, wie nichtssagend Frau vau Nippers Zorn im Vcr. gleich zu einem Lächeln von ihr sei, aber sie wurde ent täuscht. Mit der steifste» Verbeugung ging der junge Director rasch an ihnen vorüber; und während zehn Tage» suchte Ella vergebens nach Gelegenheit, einen Blick, geschweige ein Wort mit ihm wechseln zu könne». Nie kam er in die Nähe ihrcr Wohnung, und auf der „Höhe" iu den Gesellschaften bei der Frau Commerzienrath Hcrrmau ver mied er sie mit großer Beharrlichkeit. - (Fortsetzung folgt.)