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Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. I n s e r a t en-A n na h mc st e l l e n: In Schandau: Expedition Zaukenstrape 134, in Hohnstein: bei Herrn Stadtkassirer Reinhard, in Dresden und Leipzig: die Annoncen-Bnrcans von Haascnstein L Vogler, JuvaUdendank und Nndolf Mosse, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube ck Co. und in Hamburg: lläroly L Liebmann. Vi SS Schandau, Dienstag, den l9. März 1895. W. IdhlPllg. Amtlicher Theil. Bekanntmach n n g. Sonnabend, den 23. ds. Mts. Vorm. 11 Uhr gelangt in Lichtenhain in dem als Versteigernngsort bcstinimten Gasthaus zum Erbgericht eine Kuh zur Versteigerung. Schandau, am 18. März 1895. Schollig, Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung, die rechtzeitige Entfernung der Leichen aus dein Sterbehanse betreffend, Das Königliche Ministeriums des Innern hat aus den sich geltend machenden sehr bedentsamen Rücksichten auf die öffentliche Gesundheitspflege ungeordnet, daß bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zn 100 Mark für den Zuwiderhundlungsfall alle Leichen, an welchen deutliche Zeichen von Fäulnis wahrnehmbar sind, nicht über den vierten Tag (4 mal 24 Ständen) von der Stunde des eingetretenen Todes an ini Stcrbehanse belassen werden dürfen, sondern aus dem letzteren spätestens mit Ablauf der gedachten Zeitfrist entfernt werden müssen, nm entweder beerdigt oder den Todten- hallen übergeben zn werden. Zur Nachachtung machen wir dies hiermit bekannt. Schandau, am 16. März 1895. Der S t a d t r a t. Wieck, Bürgermeister. Politisches. Die Nachricht von einer angeblich lebensgefährlichen Erkrankung des jüngsten Sohnes nuferes Kaiserpaares, des 4'/, Jahre alten Prinzen Joachim, hat sich glücklicher Weise als bedeutend übertrieben herausgcstellt. Der Prinz leidet allerdings an einer Unterleibsstörung, aber Ent zündung ist nicht cingetreten, es besteht vielmehr die Hoff nung, daß der erlauchte kleine Patient in kurzer Zeit wieder völlig hergestellt sein werde. Beim Reichskanzler Fürsten Hohenlohe fand am Sonnabend ein größeres Diner unter Theilnahme des Kaisers statt. Zn demselben waren die meisten Staats minister nnd sännntlichen Mitglieder bei den jetzigen Staatsrathssitznngen erschienen. Der'Reichstag setzte am Freilag Vie Specialberath- ung des Etats, welche an den beiden vorangeganaenen Sitzungen durch die Erörterung des Antrags Hehl ans Kündigung des argentinischen Handelsvertrages unter brochen worden war, wieder fort. Zunächst galt die Be- rathung drei an die Bndgetcvmmstsivn znrückvcrwiesencn Positionen des Militäretats, welche sich ans einen Kasernen- ban in Worms, ans die Vergrößerung des Artillerieschieß platzes bei Lockstedt nnd auf einen Kaseruenban in Straß burg i. E. beziehen. Die Bndgetcvmmission beantragte bei ersterem Posten 400000 Mk. anstatt 600000 Mk., bei den zwei anderen Posten aber gänzliche Streichung derselben, und demgemäß beschloß auch das Haus nach nur unerheblicher Debatte. Hierauf wurde die neulich abgebrochene Discussion über den Titel „Unterstaatssecre- tär und drei Directoren" des Postetats wieder ausgenom men. Die Bndgetcvinmission beantragt hierzu, den Unter- staatssecretär zn streichen, während von conservativer Seite durch die Abgeordneten v. Leipziger und Genossen die Streichung eines der drei Directoren beantragt wird. Außerdem liegt noch eine Resolution der Commission vor, betr. die Gehaltserhöhung jener Beamtenklasscn, welche durch die Einführung des Dieustaltersstnfeusystems ge schädigt werden. An der ziemlich lebhaften Debatte hier über betheiligten sich die Abgeordneten v. Leipziger (cons.), Hammacher (nat.-lib), Müller-Sagan (freis.-Vvlksp.) nnd Rickert (fr. Vgg.), sowie Staatssecretär Ör. v. Stephan nnd Geh. Oberregirungsrath Neumann. Die ganze Dis- cnssivn galt vorwiegend der Frage des Dienstaltersstnfen- shsiems, welcher im Allgemeinen Billigung fand. Herr Ur. v. Stephan war namentlich bemüht, die Fürsorge der obersten Postbehörde für die Beamten bei ihrer An stellung u. s. w. hervorzuheben nnd zugleich die vorae- schlagene neue Stelle eines Unterstaatssecretärs im Reichs postamte gegen die Angriffe der freisinnigen Redner zu vertheidigen. Die Debatte endete mit Annahme des An trages Leipziger, der Unterstaatssecretär, sowie zwei Direc- tvren sind also bewilligt. Die Positionen für einige Beamtenkntegorien, welche von dem neuen Dienstalters- stnfenshstem besonders berührt werden, wurden au die Budgetcommission zurückverwiesen. Der Rest des Ordi- nariums fand ohne wesentliche Discnssion Erledigung. Dagegen entspann sich beim Extravrdinarinm eine längere Erörterung über die Forderung für ein neues Dienst gebäude in Döbeln, da die' Abg. Schmidt-Warbnrg, Graf Limburg-Stirnm (cons). nnd Ur. Bachmann (Centr). den Neubau in Döbel» als zu kostspielig beaustaudeten. Indessen traten die Herren Merbach (Freicvns)., l)r. Lin gens (Centch., Ur. Lieber (Centr). und Director Fischer entschieden für die gefährdete Position ein, welche denn auch unter Ablehnung eines Antrages auf Zurückver weisung an die Conmnssion schließlich genehmigt wurde. Die Verhandlungen der Ncichstagscommission für die Tabaksteuer-Vorlage haben einen fijr letztere ungünstigen Anfang genommen. Nach zweitägiger Debatte lehnte die Commission am Freitag 8 4 der Vorlage, welcher das Princip der Tabakfabrikatstener enthält, mit 17 gegen 11 Stimmen ab. Nächste Sitzung am 21. März. — Die Nichtamtlicher Theil. Nachricht, daß vom Centrnm in einer Fractionssitzuug der Antrag Kanitz einstinnnig abgclchnt worden sei, stellt sich als nnbegründct heraus, das Centrnm hat in dieser Frage noch keine Fractionssitznng abgehalten. In den großen Debatten des österreichischen Abge ordnetenhauses über die Steuerreforni sind am Freitag die ersten Entscheidungen gefallen. Zunächst wurden die 88 1 nnd 11 (allgemeine Erwerbsstcner) unter Ver werfung aller Abänderungsanträge, lediglich nuter Gut heißung eines Zusatz-Amendements Schwab, mit großer Mehrheit angenommen. Alsdann genehmigte das Haus noch 8 2 (Ausnahmen von der Erwerbssteucr) nebst einem Znsatz-Amendement Czecz Im ungarischen Mag- natenhause stehen die Verhandlungen über die noch rück ständigen kirchcnpolitischen Vorlt-gc» unniittelbar bevor. Der große Amnestie-Erlaß König Humberts von Italien anläßlich seines 51. Geburtstages (14. März) hat u. A. auch dem wegen Spionage zu Gefängniß verur- theiltcn französischen Hanptmann Romani-die Freiheit wiedergegeben. Die öffentliche Meinung Frankreichs ninnnt indessen diesen Gnadenact des italienischen Herr schers sehr kühl ans, fast alle maßgebenden Pariser Preß- orgaue meinen, wenn die Begnadigung Romanis gleich nach seiner Vernrtheilnng durch den italienischen Gerichts hof erfolgt wäre, dann hätte sie wohl Eindruck iu Frank reich gemacht, jetzt aber komuie sie zu spät. In Italien wird inan wohl nnr ein mitleidiges Achselzucken für diese Gefühlsäußerung der französischen Nachbarn haben. — Der diplomatische Zwischenfall zwischen Italien nnd Nordamerika wegen der Ermordung einiger italienischer Unterthanen in Walsenbnrg (Colorado) findet in den römischen Negiernngskreisen eine sehr kühle Beurtheilung, man glaubt daselbst in Hinblick auf die von der Unions regierung abgegebenen loyalen Erklärungen nicht an eine weitere Zuspitzung der Asfaire. Die Schntzzöllner im englischen Unterhause müssen eine Niederlage verzeichnen. ' Am Freitag lehnte das Haus eine von Howard Vincent gestellte Resolution ans Einführung von Schutzzöllen für England mit 105 gegen 36 Stimmen ab. Handelsnunister Bryce hatte vorher den freihändlerischen Standpunkt der englischen Regierung mit großer Entschiedenheit verlheidigt. — In den nord östlichen Grenzbezirken Indiens steht eine neue englische Expedition bevor. Der aufsässige Chan von Jandvl- Umrah, ist von der indischen Negierung in einem Ulti matum aufgefvrdert worden, das von ihm annectirte Gebiet von Tschitral zn räumen. Ein Corps von 15000 Mann steht schon bereit, dem englischen Ultimatum Nach druck zu verleihen. In Spanien herrscht schmerzliche Erregung wegen der Katastrophe des Panzerschiffes „Königin-Regentin". Noch steht zwar das Schicksal dieses schönen Panzer schiffes nicht mit aller Bestimmtheit fest, doch ist kaum mehr zweifelhaft, daß die „Königin-Regentin" anf der Fahrt von Tanger nach Cndix mit seiner' gesammten Be satzung - 420 Mann — nntergegangen ist. Die Vorbesprechungen zu den neuen Friedeusuuter- yandlungen zwischen Japan und China sollen in Simino- schuia auf der Insel Nippon stattfinden. Es heißt, bis zur Unterzeichnung des Friedensvertrages würden die Feindseligkeiten nicht eingestellt werden. Inzwischen haben die Japaner anf Korea, bei Kinlentschina, eine nnver- mnthete Schlappe durch eine starke chinesisch-koreanische Streitmacht erlitten; wie die chinesischen Streitkräfte plötz lich in Korea anftauchen konnten, ist noch unaufgeklärt. Locales und Sächsisches. Schandau. Eines überaus zahlreiche» Besuches — das Haus war total ausverkauft — hatte sich, das am gestrigen Sonntage im Schützenhause zum ersten Male zur Aufführung gelangte vaterländische Schauspiel: „Kriegs- scenen aus dem Feldzuge gegen Frankreich 1870/71" von Th. Uhlich, zil erfrenen. Der Eindruck der einzelnen leben den Bilder, die mit Musikbegleitung zur Darstellung -kom men nnd zn denen Herr Bürgerschnllehrer Zimmer in klarer verständnißvvller Weise den verbindenden Text spricht, ist durchweg ein packender, ja geradezu überwältigender. Niemand versäume den Besuch dieser Vorstellungen! Be weise ein jedes durch die „klingende Unterstützung", die er durch seinen Besuch dem Unternehmen gewährt, wie ernst es um seinen Patrivtismns gestellt ist. Der erzielte Reinertrag wird bekanntlich zur Errichtung eines Krieger- denknials für unsere nn dentsch-französij'chen Kriege ge fallenen Helden verwendet. Ganz besonders führe mau unsere Jugend zu diesen Darstellungen; in durchaus übersichtlicher Weise erhält sie hier ein Bild jenes ruhm reichen Feldzuges, rin Bild davon, wie mau als Held für sein Vaterland kämpft und stirbt. — Die Generalversammlung des Obstbauvercius für Schandan nnd Umgegend fand, wie bekannt gegeben am Sonntag Nachmittag im Hotel Lindenhof statt. Nach Erledigung des geschäftlichen Theiles sprach Herr Direet. Ohnesorge aus Sebnitz in ausführlicher Weise über die Obstbauinpflege, so daß die Zuhörerschaft (Damen und Herren) gewiß einen Nutzen ans diesem Vorträge geschöpft haben. Die nieisten der Mitglieder waren von auswärts, Schaudan war nur durch zwei Mitglieder vertreten, ein Beweis dafür, daß in unserer Stadt wenig Interesse für den Obstbau herrscht. — Der vielen Besuchern Schandaus wohlbekannte zahme Hirsch, seit vielen Jahren im Besitze des Herrn Sendig daselbst, ist vor einigen Tagen ganz unerwartet verendet. Es dürfte noch vielen bekannt sein, daß dieser Hirsch als schwaches Kälbchen seiner Zeit von einem Gutsbesitzer in der Nähe von Rosenthal gefunden nnd mit der Milchflasche aufgezogen wurde. So blieb er vier Jahre im Besitze des obigen Herrn, lief vollständig zahm ini Gehöfte herum, bis er wie die nieisten dieser Thiere zeitweise unangenehm wurde und an einer Kette zwischen den Kühen im Stalle kampiren mußte. Im Alter von vier Jahren kam er in den Besitz des Herrn Sendig, woselbst er volle acht Jahre mit einigen Stücken Wild wohl verwahrt durch einen Wildzauu in einer Abtheilung des Parkes gehalten wurde und einen Nachwuchs von drei jungen Hirschen lieferte. Die Episode, als der damals stark geweihte Hirsch anSgebrochen war und in die zweite Etage einer Villa spazierte, wird noch manchem in Er innerung sein. Bei dem unerwarteten Hochwasser von 1890 versuchte man den Hirsch dadurch zu retten, daß man ihn an einen hochgelegenen Baum des Parkes be- sestigte nnd so kam es, daß das' arme Thier bei der rapid steigenden Hvchflnth 16 Stunden lang, bis an den Hals ini Wasser steckend, znbringcn mußte. Seit dieser Zeit wurde der gefangene Hirsch imnicr gefährlicher, er bekam Wnthanfälle, in welchen er zwei Hirschkühe auf spießte und sofort todtete. Jagdliebhabern wird Gelegen heit geboten werden, die von 12 Jahrgängen gesammelte» Abwürfe des Hirsches m der im Mai i» Drcsde» statt- findendcn Spvrtsnusstellung zn besichtigen. — Die vereinigte» Hotels Sendig Schandau be rufen znm 30. März nachmittags fünf Uhr eine außer ordentliche Generalversammlung in das Hotel „Euro päischer Hof" zn Dresden, iu welcher über die Liquida tion der Gesellschaft Beschluß gefaßt werden soll. Wie verlautet, handelt cs sich nur eine Verschmelzung des Schandaner Unternehmens mit dem „Europäischen Hof", anf einer Basis, die den Actionären zwar Opfer anferlegt, aber für die Zuknuft bessere Aussichteii gewährleistet. Veranlassung zu diesem vmu Vorstände in Ueberciu- stnumuug mit dem Verwaltungsrathe gestellten Anträge ist die Ueberzengnng, daß das Schaudauer Unternehmen seinen Actionären in Vereinigung mit einem ersten und vorzüglich prosperireudeu Hotel größere Garantien und bessere Rentabilität bieten dürfte, MEL»""'