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WSchcoNiw erstein-n drei Nummern. Pränumeration»- Prei» 22; Sgr. (j Tdlr.) »ierieijährlick, 3 THIr. für da« zanze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen , der Preuhis^m Monarchie. I " l Literatur de 37. Berlin, Dienst Italien. Ein Blick auf die neuere Italiämsche Literatur. Bon Defendentc Sacchi. ES sind gegenwärtig in Italien ungefähr zwanzig kolossale litera rische Unternehmungen im Gange, kolossal nicht bloß durch ihren äuße ren Umfang, sondern auch durch die Wichtigkeit ihres Gegenstandes, durch den Sicichthum der typographischen Ausstattung, durch die Zahl und Pracht der deigegebenen Zeichnungen, .Kupferstiche u. s. w. Wir nennen zuvörderst die b'aiuizli« cc-Iobi-i (die berühmtesten Geschlechter Italiens) des Grasen Pompeo Litla, eine Sammlung von Lebens beschreibungen ausgezeichneter Manner Italiens, die bisher noch gar nicht oder nicht nach Verdienst bekannt gewesen, mit dem größten Flciße au« zum Theil neu ausgesundenen Urkunden und Denkmälern aller Art zlUammengestcllt, mit Stupsern von der sorgfältigsten Zeich nung und Illumination. Boni Marchese d'Azeglio erscheint: la Koala t-alcria sii Porm» illustrata (die .Königliche Gallerie zu Turin in Abbildungen) mit einer Pracht der Ausstattung, wie noch kein Werk dieser Art. Zuccagni gicdt eine ?iuova koro^ralia st'ltalia (Neue LandcSbeschreibung von Italien) heraus; zu der" unermeßlichen Menge und Vollständigkeit der Angaben in diesem Werke kommen noch Dar stellungen und Lilder der berühmtesten Gegenden, Tempel und Monu mente Italien«, in einer bisher noch unerreichten Vollkommenheit und Zierlichkeit des Stahlstiches. Ucber Acgpptcn sind zwei Unternehmun gen gleichzeitig im Werke, die eine von Rosellini, die andere vom Professor Valcriani, nebst Karlen und Zeichnungen in einem Atlas von Segato, beide zeichnen sich durch die Fülle der mitgelheillen Beob achtungen und Beschreibungen aus. Ko autiolntä Ui 8icilia (die Ailerthümer Sicilicn«) vom Duca di Scrradifalco, — il Nuno» Nnrhonicn Ui Kazioli (das Bourdonische Museum zu Neapel), — lind Pistolesi'S il Vaticana illustralo, — hiermit haben wir in einem Alhem drei Werke genannt, deren Beginn und Fortgang den größten wissenschastlichen Eiser, die aufopferndste Geduld und den un ermüdlichsten Forscheifleiß vvraussetzl, Werke, die ein ganzes ihnen ge widmete« Menschenleben ersordern, und deren Werth durch unzählige kostbare Kupferstiche erhöht wird, die dem Leser Denkmäler der ältesten «nd neuesten Zeil, worunter viele bisher unbekannte, in getreuen Ab bildern vor Augen stellen. — Im Gebiete Ler Geschichte und Ethno graphie geht das große Werk des Doktor Giulio Ferrari», il Ooatunis antico e luaclerno (Volkstrachten und Gebräuche aller und neuer Zeil) eben erst mil seinen Nachträgen zu Ende, und schon er scheinen zwei neue derselben AN: il Koslume Ui tutti i swznili e Ui takte le na/ioni (Trachten und Gebräuche aller Völker und Nationen) vom Professor Menin, und i Oastelli Ue! Pirolo (die Burgen und Schlösser Tvrol«) von Agostino Perini. Da« erstgenannte Werk von Ferraris übertrifft die anderen bei weitem an topographischer Pracht und an Menge und Mannigfaltigkeit der schönsten Figuren; beim zweiten, das Menin herauSgiebl, sind die erläuternden Terte nach einem vorzüglichen Plane gearbeitet und bilden ein wohlgeordnetes Ganze«; da« dritte hat vor beiden anderen die Neuheit de« Gegen standes Vorau«, die den Untersuchungen und Darstellungen ein besonde re« Interesse verleibt. Sämmilichc drei reichen weit über den Maßstab de« Gewöhnlichen hinaus, und namentlich Ferraris'« Werk wird schwer lich in dec Literatur eine« anderen Volke« seines Gleichen finden. Auch den Naturwissenschasien kommt der literarische Unternehmungs geist der Italiäner zu Gute. Was Mascagni und Scarpa an Glanz der äußeren Ausstattung für ihre Wissenschaft, die Anatomie, zu bewir ken strebten, da« bat ihr würdiger Nachfolger Panizza in unseren Tagen erreicht: zu seinen Werken über vergleichende Anatomie, die voll der schönsten Entdeckungen find, hat Ferreri'« Grabstichel Zeichuun- gen geliefert, die alle« früher Geleistete übertreffen. Doktor Biltadini bal ein bewundernswürdige« Buch über die Schwämme geschrieben; find seine Beobachtungen im höchsten Grade verdienstlich, so find e« die von de« Verfasser« eigener Hand gezeichneten und gestochenen Kupsertascln nicht minder. Dergleichen Werke nehmen freilich einen bescheideneren Raum ein und können sich an Umfang und Kostbarkeit mit den zuvor erwähnten historisch-antiquarischen nicht messen. Doch hat auch die Naturwiffenschast nicht minder kolossale Unternehmungen auszuweisen, und um nur zweier zu gedenken, die zugleich in Hinsicht der Kunst die vortrefflichsten Leistungen darlegen, nennen wir il kvßno natural« (die Reicht der Natur), herau«gegeben von Antonio Locatelli, und Galesio'S „Pomona". Wir haben hiermit nur einen kleinen Theil der großartigen Unter- , Man xräimmerirt auf decke« -V V Beiblatt Ler Allg. Pr. Staats- " 0 * E ö ZciNuig in Berlin in bet Expedition (Mohren - Straße Nr. 34); in der Provinz so wie im AuStande bei von ölk Wohllibl. Past-Aemrern. s Auslandes. g den 28. März 1837- nchmungen ausgezählt, die gegenwärtig im Erscheinen begriffen sind, — großartig durch den Auswand an Fleiß, Kunst, Gelehrsamkeit und Geld mitteln, den sie erfordern. Und dabei ist es keine Akademie, keine ge lehrte Gesellschaft, die ihre vereinten Kräfte an Werke solcher Art wen det, sondern e« sind Einzelne, die sich der Bearbeitung unlerzieben und durch selbstständigen Fleiß und Gelehrsamkeit leisten, was anderwärts nur Bielen im Vereine gelingt. Sv war es aber i» Italien von jeher. Der einzige Muratori bat sür die Geschichte und die Alterchumer Italien« so viel und mehr geleistet, als GräviuS und Gronoviu« mit vielen an deren Gelehrten in Verbindung vermocht haben. Für die Französische Literatur haben die Mitglieder der Congregativn von Saini-Maur anderthalb Jahrhunderte hindurch ihren lebenslänglichen, beharrlichen Fleiß ausgedoten; sür die Italiäniscke bat Tiraboschi allein die Arbeit bestritten. Auch kommen jene Prachlwerkc in Italien nicht durch außer ordentliche Zuschüsse und Unterstützungen von Staal« wegen zu Stande, sondern durch Beiträge und großmülbige Opfer von Privatleuten; auf Kosten der Unternehmer, z. B. des Grafen Litta, reisen Künstler durch ganz Europa, um die vorzüglichsten Denkmäler der Kunst abzuzeichnen; für den Stich, sür Abdruck und Färbung werden die ausgezeichnetsten Meister in Anspruch genommen und überall die neuesten und besten Methoden, nach sorgsamer Prüfung, in Anwendung gebracht. Wir suhlen un« eben sowohl durch die Pflicht der Wahrnehmung unserer Ehre, al« in Folge einer unparteiischen Kritik aufgefordert, dergleichen Thatsachcn zum Ruhme der Iialiünischcn Literatur und un sere« gelehrten Publikums jetzt anzusubren. Der Franzöfifche Schrift steller Herr Balzac, der sich eben im nördliche» Italien befindet, würde wohl thnn, diesen gutgemeinten Wink zu beachten und zweimal zuzusehen, bevor er wieder wie neulich behauptet, die Literatur Italiens sev im Vergleich mit der Französischen arm. Dergleichen Urtheile muß man nicht fv leicht hin ausspreche»; Nationen sind nicht wie Damen; man soll keiner mit dem leeren Komplimente schmeicheln, sie sev die schönste oder die glänzendste unter allen. Daß cs mit unserer Literatur in der Gegenwart doch nicht gar so dürslig aussehen könne, dafür brauchten wir die Leser nur aus die karelt» sii Mann vom diesjäh rigen achtzehnten Februar zu verweisen, wo ein Berzeichniß der in de» Jahren 1820 bi« I83K verstorbenen berühmten Männer Italiens mil- getheilt ist. Darunter befinden sich 170 ausgezeichnete Naturforscher, Mathematiker und andere Gelehrte, Philosophen, Dichter, Schriftsteller und Künstler, und mehr als zwanzig unter dieser Zahl gehörten zu den wahren Koryphäen der Wissenschaft und Literatur und genossen eine« wohlbegründeteu Rufe« durch ganz Europa. Wenn Jemand au« die sem allerding« schmerzlichen Berzeichniß unserer Verluste folgern wollte, die Ztaliänische Literatur habe die großen Namen und Zierden, deren sie sich während de« ersten Drittbeils des gegenwärtigen Jahrhundert« erfreute, eingebüßt und brauche jetzt einige Zeit, bi« ihre neuen Ver treter und Schildhaller sich herandilden, so würde auch die« ihr nichl im mindesten zur Unebre gereichen; denn auch die Französische, und überbaupt jede Lileralur, Hal eine Zeit lang im Scblase gelegen, au« dem sie sich verjüngt mit neuen Schöpfungen erhob. Aber auch die« brauchen wir sür da« heutige Italien nicht gelten zu lassen; wir sind nicht aus die Erinnerung an die Namen älterer Zeitgenossen beschränkt, sondern wir besitzen noch heule eine große Zahl ausgezeichneter Männer in jedem Fache menschlichen Wissen«. Da« Verdienst Ztaliänischer Ge lehrten findet gerade von Frankreich au« die meiste Anerkennung; unter den auswärtigen Mitgliedern, Ehrenmitgliedern und Korrespondenten sämwtlicher Klaffen des Französischen Institute« gehören bei weitem die meisten Namen der Italiänischen Nation an. In den verschiedenen Zweigen der Literatur, kann stch Zlalien für den Verlust einiger Dich ter de« höchsten Range« mit dem Besitze vieler anderer trösten, die Tragödien, lprische und epische Gesänge, religiöse und historisch« Ge dichte in großer Zahl und Bortrefflichkeit geschaffen haben. Im Fache de« Roman« und der Erzählung vollends find wir heute reicher, als je zuvor. Dasselbe gilt für die Historie; beinahe jede Ztaliänifthe Stadt darf sich eine« tüchtigen Geschichtsforscher« oder GefchichlSschreiber« rüh men; und nur im Vorbeigehen wollen wir an zwei groß« Ztaliänische Historiker de« gegenwärtigen Jahrhundert« erinnern, davon der Eine in drei bedeutenden Werken stch al« Erzähler einem komme«, Guicciardini, Davila, Sarpi und Hume an die Seite stellt, der Andere durch Kraft des Ausdruckes und Gedankentiefe einem TacituS nacheisert. Noch manches Andere möchten wir Herrn Balzac zu erwägen ge ben. Wir erinnern nur an den Unterschied der Bevölkerung von Frank reich und Italien, so wie an die geographische und politische Beschaf- Unstreitig sind hier wyhl Carlo Botta und Sismonbi gemeint