Volltext Seite (XML)
58 sagte, eine in der AiäMng des Erdwall« lausende unterirdische Gallerte, die unter dem Top selbst endigen mußte. Sie waren mit brennenden Fackeln in diese enge Passage getreten, kehrten aber mit auSgelöschteu Fackeln »»rück und berichteten, dieselben seven durch die Flügel großer Fledermäuse, welche beständig um sie herum geflattert, verlöscht worden. Wenige Tage darauf waren die Arbeiter nebst ihren Familien au« dem Lande verschwunden, ohne Jemand ein Wort davon zu sagen. Die anderen Einwohner kamen jetzt natürlich auf den Verdacht, daß Jene einen großen Schatz mit sich fortgesckleppt haben möchten, und diese Vermulhung erhielt beinahe Gewißheit, al« einige andere Arbeiter, aus Befehl de« Eigenlhümer«, durch den unterirdischen Gang in eine große Gallerie unter dem Top kamen, wo sie einige lose Stücke Silber vor- fauden. Herr Houigberger wollte sich gern selbst von der Wahrheit der Sache überzeugen und versuchte e«, in den unterirdischen Gang zu gelangen; aber die Erde war dermaßen eingesunken, daß er diesen ver such wieder aufzeben mußte. Herr Honigberger begann damit, daß er am Gipfel de« Top graben ließ, dessen verfallener Zustand leichten Zutritt in da« Innere zu ver sprechen schien. Die Arbeitsleute fanden in den Riffen Schlangen, Skorpione und ganze Nester hon großen Wespen, und e« kostete unse ren Reisenden viele Mühe, sic zu bewegen, ihre Arbeit fortzusetzen. Nach zwölslägigem angestrengten Nachgraben war man noch nicht viel tiefer al« die Milte gekommen und hatte weiter nicht« vorgesunden, al« eine Art von viereckiger Jelle, au« regelmäßig behauenen Steinen erbaut. Liese ungefähr acht Fuß im Quadrat haltende Zelle war mit großen rauben Steinen angefullt. Herr Houigberger wollte jetzt nicht weiter von oben herab graben lassen, sondern ließ eine kleine Leffnung am Fuße des Monumente« erweitern und dann in horizontaler Rich tung gegen den Mittelpunkt miniren. Obwohl man bei diesem Geschäft Harle Steine durchbrechen mußte, die ein noch härtere« Cemcnt verkit tete, so kamen die Arbeiter doch in weniger al« drei Tagen dem Cen- trum bi« auf drei Fuß nahe. Hier stießen sie aus eine neue Construc- ti»n von runder Form und aus sehr kleinen zusammengekitteten Stei nen bestehend, die eine enge Zslle von einem Fuß im Gevierte ein- schloffen. Die Zelle selbst bildete sechs Platten von schwarzem Stein, die sehr regelmäßig behauen waren. In dieser Central-Zelle, die zwei oder drei Fuß über dem Boden anfing, entdeckte Herr Houigberger eine Büchse aus glattem kompakten Topssiein (»Ilari«) mit grauen und schwarzen Adern aus gelbem Grunde. Die Büchse ist über 4 Zoll hoch und hat Zi Zoll im Durchmesser. Sie besteht aus drei Fachwerken; das erste ist der Deckel, aus dessen Außenseite Baklrische Charaktere stehen, die aber so undeullich sind, daß ihre Entzifferung wobl unmög lich seyn dürste. In der Mitte de« zweiten Fachwerks befindet sich eine Art Phiole, und da« dritte enthielt eine Mischung von Staub und Asche, worin mau verschiedene wcrlhvolle Artikel sand, namentlich: eine Granate und eiuen Türkis, beide herzsörmig zugeschnitten; eine Anzahl sehr kleiner Goldblättchen, von verschiedener Form, die größeren gefallet oder jnsammengerollt und einige an einen kleinen Ning von demselben Metalle befestigt; eine goldene Verzierung, au« drei kleinen Kügelchen bestehend, die so zusammengefügt waren, daß sie in jeder Positur eine pvramidalische Erhöhung bildeten. Zu diesen Dingen kam noch ein wobl erhaltener Papyru«, aus dessen Rücksrile schwarze Bak- Irische Charaktere standen. Lie Substanz dieses kostbare» Papvru«, der einzigen geschriebenen Reliquie aus jenen Zeiten und Gegenden, die man bis jetzt vorgesunden, ist so zerreidlich geworden, daß sie nur durch einen chemischen Prozeß entfaltet und ausgebreitel werden kann. Lie untere Höhlung der Stein-Büchse enthielt eine kleine Schachtel au« leicht oxydirtem Silber von roher Arbeit, und in dieser steckte wieder ein goldenes BüchSchen, das einige Fragmente verkalkter Knochen, zwei gleichfalls verkalkte Perlen, zwei kleine goldene Ornamente und endlich einen oval geschnittenen Rubin enthielt. Die Entdeckung dieser merkwürdigen Artikel veranlaßte Herrn Ho nigberger, noch einen anderen Top zu öffnen, der Burdschi Kemri heißt und ungefähr eine Meile von dem erstgenannten entfernt liegt. Dieser fußt, wie jener, auf einem von unterirdischem Gebäu getragene» künstliche» Erdwall, den Herr Houigberger zum Theil untersuchte, in dem er durch massive Galleriee» in kleine gewölbte Gemächer eintrat, Lie aber nichts Merkwürdige« enthielten. Es fehlte ihm an Zeit, um auch die anderen Gallerieen auszugraben. Der Burdschi Kemri ist weniger hoch, al« jener andere Top; er mißt nur etwa §0 Fuß in der Höhe und beinahe 80 im Durchmesser. Seine Berhättniffe sind nicht so elegant; auch ist er minder gut erhal ten und sein Gipfel ganz eingestürzt. Au« de» Borsten und selbst aus den Fuge» der Steine wächst üppiges Gras, und der Boden ringsumher ist mit Trümmern bedeckt, welche der Regen oder steinbrechende Pflan zen losgeriffen haben. Durch Erfahrung belehrt, fing Herr Houigberger das Nackgrabeu au der Basis de« Gebäude« an, uud scho» am zweiten Tage waren sic Lem Mittelpunkt sehr »abe. Sie stieße» hier auf ein innere« Bauwerk von runder Form, das eine sehr Harle Bekleidung von Mörtel hatte. Im Innern war eine Höhlung, die etwa einen Fuß im Gevierte maß, und in welcher ein vergoldete« bronzene« Becken stand. Da« Becken war rund, sehr orhdirt und maß etwa acht Zoll im Durch messer. Ein darüber liegende« seines Tuch zerfiel bei der ersten Berüh rung in rin duttkelrothes Pulver, da« Herr Houigberger sorgfältig sam- melte. Zn dem bronzenen Becken befand sich eine Mischung von sehr schöner Erde, Baumrinden und Fragmenten eine« weißlichen harzartigen Stoffes. In der pulverigen Erde am Boden de« Gefäße« lagen: ein in Herzform zugeschnittener Türkis, ei» aad'rer Edelstein von sphäroidi- scher Form und violetter Farbe und einigc goldene Ornamente, der »erthvollste Artikel aber, den diese« Gesäß barg, war ein sehr schön gearbeiteter und vollkommen wobl erhaltener Mokadphjses aus Gold, dessen Avers die Büste eines bärtigen Maune« darstellt, der eine cvlin- dttsörmigr Mitra trägt. Da« Gewand scheint das der Skv'bischen Könige von Bakttieu zu seyn. Jede von beiden Händen führt ein Königliche« Attribut: in der eine» befindet sich eine Keule und in der anderen ein etwas undeutlicher Gegenstand, der höchst wahrscheinlich die Ankusa, ein Instrument, womit man Elephanleu lenkt, vorstel len soll. Die im Kreise laufende Inschrift ist Griechisch, sie lautet: „klOKL-L<plcttc L^Ll-vr.vc" (König Mokadphisee). Auf dem Re verse fleht man eine stehende nackte Figur. Die linke Hand derselben ist mit dem Fell eines wilden Thieres bedeckt und hält ein Instrument, da« in Form einer Kugel endet; Lie erhobene Rechte ruht auf einer Angriffs-Waffe, einem Stabe, der mit einem Dreizack endet uud dessen Handhabe ein Beil ist. Die im Kreise laufende Inschrift, in Laktri- schen Charakteren, ist durch Friction unkenntlich geworden, läßt sich aber durch die Inschrist eines anderen Exemplars ergäiizen. Außer diesen Artikeln enthielt da« bronzene Gefäß »och eine» silbernen Cy- linder, mit einem Pelresakte darin, da« die Höhlung beinahe ganz auS- füllte. Naturforscher erkläre» diese« Petrefakl für versteinertes Holz. Zunächst schenkte Herr Honigberger einem Orle seine Aufmerksam keit, der bei den. Eingeborncu Sih Top (die drei Top«) heißt. Wirklich findet man hier drei Top« von ziemlich gleicher Höhe, die am Abhang eine« Berge« liegen, ungefähr Ij Stunden von dem Burdschi Kemri entfernt. Ler Reisende untersuchte den größeren Top, der an Bau und Figur mit dem oben beschriebenen im Wesentlichen übcrein- kam. Ma» fand in diese»! Monumente nicht«, als eine kleine hübsch gearbeitete Lampe au« Serpentinstein, welche Fragmente eine« weißlichen leicht entzündbaren Harze« enthielt. Die Lampe ist mit Rosen uud Lvwenköpfen geziert, und am Bordcrtheil befindet sich da« Haupt eine« fantastischen Thierc«, in welches mau ein Loch gebohrt Halle, um den Lochl hineiuzusteckeu. Ein anderer Top in der Nähe von Kabul, den Herr Houigberger geöffnet uud etwa« zu früh wieder verlassen Halle, wurde nach ihm von Herrn Masson untersucht, der verschiedene werlhvolle Artikel, unter an deren acht schöne Goldmünzen, in demselben vorsand. sä. .4.) Frankreich. Der Salon der Mllc. Conlat. (Fortsetzung.) Da ich mir denken konnte, daß der Salon der Mllc. Contal groß« tenlheil« au« inlercffauteu Personen besiehe, so bat ich Herrn von Sögur, mir Lie ausgezeichnetsten zu nenne». — „Der kleine Mann dort", sagte er, „mit Len Lemülhig gesenkten Blicken und der be scheidene» Haltung, der sich beständig in einen Winkel des Saale« drückt, damit man ihn anssuchen soll, ist Colin d'Harlevillt. Den Beisall, de» er durch sein Lustspiel „der alte Junggeselle" erwarb, schreibt er nur dem vortrefflichen Spiel der Conlal zu, und Las konnte ibn allein bestimmen, Liesen Abend herzukommen; er lebt jetzt fern von der Welt, die auch seiner nicht »lehr, w»e früher, achter; seine An sprüche sind: Sanslmulh und Milde, sein Ehrgeiz Lie Bescheidenheit. Ec ist da« Veilchen des Instituts, aber seine Feinde behaupten, daß dieses Veilchen beständig'mit seiner ganzen Familie prozessire!" — „Was kümmert da« mich; er ist nichtsdestoweniger der Verfasser des „Unbeständigen", der „Lustschlösser" und jener Nolle der Mad. Evrard, Lie aus Moliöre'S Feder geflossen zu seyn scheint." — „Ich bewundere das Alles", erwiederie er, „aber noch mehr seine» grenzenlose» Haß gegen Fabre d'Ezlautine, jenen berüchtigten Septcmbriscur, der mchr Talent bat, als er. Ist es diesem sonderbaren Menschen nicht einge fallen, die Namen der Heiligen im Kalender zu streichen und sie durch Gemüse-Namen zu ersetzen! Ich wollte neulich doch scheu, welcher Name au Ler Stelle meine« Schutz-Patron« stände, u»d La fand ich Leun, daß ich Krauskohl (dionx l'risö) beiße." Ich lachte über diese Thorhcit, welche durch die Frisur des Vicomte einen komischen Anstrich erhielt, und fragte ihn dann, wer der dicke gepuderte Herr sev, der mit Collin d'Harleville plauderte k „Es jst Des- saucheict«, der Verfasser der „heimlichen Heiralh"; Mile. Contat glaubt steif und fest, ihm allein den Beisall zu verdanken, den sie doch nur durch ihr enlzückrudee Spiel erworben hat. Obgleich er schon sehr all ist, gründet sic Loch noch viele Hoffnungen auf sein Talen«, aber sie irrt sehr; sein Genie ist ei» überaus unfruchtbares, uud Lie heimliche Heiralh wird wohl Lie Geschichte seines ganzen Lebens sevu." — „Es ist immer schon ei» Verdienst, dem schönsten Talent seines Jahrhundert« Gelegenheit zu geben, sich i» seinem vollen Glanze zu zeigen", wandte ich ei». — „Ohne Zweifel, der Baum, der ganz frei, ohne Stütze da« stehend, nicht reifen kann, muß zum Spalier seine Zuflucht nehmen. Hier ist eine junge Pflanze, die gewiß allein in die Höhe treiben und gedeihen wird", fuhr er fort, auf eine» jungen Mann zeigend, dessen geistreiche«, ausdrucksvolle« Gesicht sebr viel versprach „Ich «kenne ihn", sagte ich, ,,e« ist Ler Verfasser des „Agamem non"; einer meiner Frcuudc hat ihn in meine Loge geführt, während da« Publikum ibu, »ach der ersten Ausführung seiner Tragödie, mit rauschenden Applaudissemeni« hervorries. Die Act, wie er die vielen Komplimente, mit denen man ihn überhäufte, beantwortete, hat mir eine hohe Meinung von seinem Geiste gegeben; es ist so selten, einen jungen Schriftsteller, dessen Werk mit 'ungeibeillem Beisall ausgenom men ward, ganz frei von einer gewissen lächerlichen Eigenliebe, wie von erheuchelter Bescheidenheit, zu finden. — „Oh",, erwiederte Sögnr, „machen Sie sich nur eine» hoben Begriff von seinem Geiste; denn seine eigene» Werke sogar «erden nie so geistvoll styn, wie er ist." Dann zeigte mir der Dicomte den Herrn von Par»v und sagte mir, Laß Ler Neffe Liese« Poeten, der schon seit mehrere» Jahre» Mllc. Conlat liebe, sie, wir man sagt, jetzt geheiraihet habe, daß aber diese Verbindung bi« zu ihrem Abgang« von der Bühne geheim gehalten werde. Niemand wunderte sich über ihre gegenseitige Zuneigung, denn trotz ibrcr vierzig Jahre war die Conlat noch höchst reizend, und der jnttgc Parnv verband mit einem schöne» Gesicht und einer hohen Ge-