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«M. Schandau, Sonnabend, den 18. August Sächsische Wzeilung A mtüblütt siil das Auiglichc Mlsgttichl lvid de» SIMM l» Zchandaa, sowie sör de» ZlodlMeiobmiih so hoyasicia. Achtunddrcifiigstcr Jahrgang. Die „Sachs. Elbzcttnug" erscheint Mittwoch »nd Sonnabend und ist durch die Expedition dieses VlatleS Corpü^cil?oder dc«n Naum l<) Pst, Inserate unter fünf Zeilen werden bis Dienstag früh » Uhr, für daS ÄiNmMndobüM spätestens bi« Freitag früh V Uhr erbeten. Prc S l' ° Lcivria di- Annoncen-BttreanS bon Hnasenstcin L Vogler, werden mit M Pf. berechnet, stabellarische oder complicirte nach U-b-r-i»knnst.> - Inserate für di- Elbr-Uung n-hmcn a !' Dresden und ^cipltg Jnvalidcndanl und And. Mosse, in Frankfurt a. M. G. L. Daube L Eo. i geb. Johuc soll das zu deren Nachlass gehörige HattöstNMdstiilk 0 dcö Brand. »IN ccc,-,i»nnnMa s»> liilinslritt Akt. Fischer. Arciwillige Grimdstücksversteigernug. Ans Antrag der Erben der verstorbenen Fran Auguste Wilhelmine vcrw. Schulze Die Verstcigerungsbedingungen sind an Aintsslcllc zn erfahren. Königstein, den 10. Angnsl 1894. Königliches AnitSgcricht. rannst. Katasters und Fol. 218 deö Grundbuchs für Königstein am 2 0. September 1804 Bormittagö U Nhr au hiesiger Amlsstcllc veisteigert werde». Das Grundstück liegt an der (sttttnerödorfer Strafte und ist 51 sI!- groß und von dem gerichtlichen Sachverständigen ans 7000 Mk. geschäht wvidcu. Oie Ec- bändc sind mit 0500 Mk. in der Brauvkasse cingcschätzt. Konirnrsverfahren. Zn dem Konkurovcrfahrcn über das Bcrmögeu des Gutsbesitzers Fiicdrich Eduard (Sricsbach iu Schöna ist zur Abnahme der Schluß,cchnnng de« Verwalters, zur Er. Hebung von Einwendungen gegen daS Schlußvcrzcichniß der bei der Vcrtbeiluug zu bcrück- sichtigcudcu Fo>dcrungeu und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht vcrwerth. baren Vcrmvgcnsstücke der Schlußtcrniin auf ll« I, Voruiillags '/,I2 Uhr vor dem Königlichen Amlsgcnchlc hin selbst bestimmt. Schandau, dcu 10. August 1894. Aktuar Köhler, Gcriehlsschrciber des Königlichen Amtsgerichts. Eine Schlappe der französischen Justiz verwaltung. Der große Auarchistenprvzeß, der eine Woche hindurch vor dein Pariser Schwurgerichte spielte, ist auogegaugeu, wie das berühmte Horueberger Schießen. Denn nachdem der Prozeß gegen die dreißig Anarchisten von der fran zösischen Justizverwaltung mit so großem Pompe und auf Grund überaus schwerwiegender Beschnldigumzen eiugeleitet worden >var, nimmt sich sein Ausgang, die Freisprechung fast sämmllichcv Angeklagten, nm so kläglicher ans. Es sollte dnrch den Prozeß die Existenz einer fürchterlichen Geheimverbindnng znm Zwecke der Verübung von aller hand Verbrechen stegcn die menschliche Gesellschaft nach gewiesen werden, za, einige der Angeklagten wurden sogar vom Generalstaatsanwalt direct beschuldigt, mit die iutellecluelleu Urheber der während der letzten Jahre in Frankreich ansgeführten anarchistischen Verbrechen zn sein. Aber es ist dem öffentlichen Ankläger im Laufe oer Prvzeß- verhandlnuae» weder gelungen, die letztere Auschnldignng nnnmstößlich zu begründen, noch das Bestehen der anar chistischen Geheimverbindnng darzntlmn, um dereuwilleu ja der ganze Prozeß überhaupt erst iuseenirt wurde. Wenn unter solchen Umständen oie Pariser Geschworenen zn einem „Nicht-Schuldig" gegenüber den ihnen vorgelegten Fragen nach den anarchistischen Vergehen der Angeklagten gelangten, so ist dieser Wahrsprnch allerdings auch ganz erklärlich. Es kann demnach wohl kein Zweifel darüber bestehen, daß die gesammte Anklage übereilt und ohne vorherige sorgfältige Erwägung der hauptsächlichsten Anklagepunktc erhoben worden ist. Ans's Geradewohl hatte sich die französische Justizverwaltung eine Anzahl Personen unter dem Verdachte herausgesucht, dieselben stünden in geheimer Verbindung miteinnuoer behnfs Verübung anarchistischer Verbrechen, nm ihnen alsdann mit Aufweudnng eines große» Zeugenapparates n. s. iv. den Prozeß zn machen. Aber in keiner Weise hat sich den Angeklagten die Be gründung dieses Verdachtes nachweisen lasten und die uothgedrnngeue Folge war die Freisprechung aller dreißig Angeklagten, soweit es sich um ihre angebliche Theiluahme an der behauptete» verbrecherischen Genossenschaft handelte. Offenbar hat sich also die französische Justizverwaltung in der Assaire der „dreißig" eine Blöße gegeben und nimmt sich dieselbe um so empfindlicher ans, als aller dings Wohl alle in den Prozeß verwickelt gewesenen Per sonen mindestens der Theorie nach Anhänger des Anar chismus sind. Der Geueralstaatsauwalt hätte darum iu der ganze» Angelegenheit mit doppelter Vorsicht vorgehen müssen, oasist aber eben nicht geschehen; natürlich triumphire» jetzt die frlmzösischeii Anarchisten über de» ihnen so gimstige» Ansgang des Pariser Prozesses. Der Vorgang wirbelt in Paris nicht geringen Staub auf und es ist nicht unmöglich, daß die ganze Sache noch irgendwelche politische Folge» nach sich ziehe» wird. Fast die gesammte Pariser Presse äußert ihre Unzufriedenheit mit den Justiz- und Polizei-Behörden wegen der leicht fertigen Einleitung und Führnug des Prozesses gegen die Anarchisten. Der „Figaro" fürchtet, die Opposition könne de» Ansgcmg des Prozesses für ihre Ideen ansnutzem Puibaraud, der Secretär der Präfeelur, der als Urheber des Prozesses gilt, erscheint in seiner Stellung erschüttert. Die radiealeu Blätter meiileu, die Jury habe iluterscheideii wollen zwischen den Propagandisten der That und den fortschrittliche» Theoretikern; der Ausgang des Prozesses werde der Autorität des Gesetzes nicht schaden. Die ge mäßigte» rep»blika»ische» »»d die ecmservntive» Organe beklage» die Freisprechung. Einige mache» die Ge schworene», andere die Gerichtsbehörde dafür verant wortlich. Nichtamtlicher Theil. Locales und Sächsisches. Schauda n. Di- am 16.Angnsl erscbicucuc 21. Nnmmcr der Kni liste von Bad Schandau weist 1266 Pmlcicn mit 2684 Personell und 16205 Passanten nach. — Am 14. d. M. wurde auf Neinhardlödorfcr Revier eine königliche Hochwildjagd abgehaltcu, an der Se. Mas. der Köllig, Sc. königst Hoheit Prinz Georg, der Kammcr- hcrr Graf v. Fabrice und der Flügcladjutaul Major Frei herr v. d. Busschc-Slreilhorst lheilnahmcu. Nach Beendig ung der Jagd fand iu Scndig'S Hotel „Ouisisaun" das Diner statt. Die Rückfahrt ins Sommcrhoflagcr Z» Pillnitz erfolgte unter Benutzung des abends 9 Uhr 14 Minuten in Klippen abgehenden Zuges. — Geringste Fahrwastcriicscu auf der sächsischen Elb- stromstrcckc am 14. Angnsl 1894 bei einem Wasscrstande von 86 Ecnlimclcr unter Null am Dresdner Pegel in Ccnliuictcrn. Schöna bis Schandau 185, Schandau bis Rathen 135, Nalhcu bis Pillnitz 140, Pillnitz bis Dresden (Albcrtbrückc) 140, Dresden (Albcrtbrückc) bis Meißen (Eiscnbahnbrückc) 140, Meißen bis Riesa 145, Riesa bis LandcSgrcuzc 145. — Eine ausgezeichnete Honigcrntc steht uns bcvoi! Auö der Lüneburger Heide wild nämlich geschnellt»: „Die Heide blühl!" Dieser Z»r»f ist dem Heide-Imker ei» gar lieblicher Gruß, denn er sagt ihm, daß er »»»mehr seine Bienenvölker, die vordem lhcils in den Maischen, lheilö im Braimschweigischen und HildcShcimischcn unlcrgcbracht wäre», nm der Rapsblülhc de» Honig z» entnehmen, der Heide anvcrtrnncn kann, die ja den berühmten Hcidchonig liefert. I» diesem Jahre Hal die Heide ungemein viel Blülhcn angcsetzt, »nd da auch Linden und der Buchweizen vorzüglich gehouigl haben, so gicbt cö ei» ausgezeichnetes Honigjahr. — Schon oft ist nachgewicsen woidcu, daß Speise pilze eine» außerordentlich hohen Nährwcrth besitze», der sie hoch über die Kartoffel »ud andere dieser ähnliche Nahrungsmittel stellt. Speisepilze könnten also nicht nur Gemißuüllcl, sondern wirkliche Nahrungsmittel sein, wie dies ja auch für viele Gegenden schon seil Langem zutrisfl. Nicht selten trete» die Pilze in de» Wälder» iu solchen Mengen ans, daß in wenigen Minuten für Familie» ein außcroidcullich wohlschmeckendes imd nährstoffreiches Gericht gesammelt werde» könnte, welches i» fast allen Pnnklcu die gewöhnliche Kartvffclnnhrnng übcrlrifft, »nd sehr leicht könnten sich Arme dnrch Sammeln der Speisepilze einen gewissen Gelderwerb sicher». Es ist »»zweifelhaft, daß in dieser Hinsicht Vieles geschehen könnte, um de» Speisepilze» bei »»S eine allgemeine Aufnahme als Volksnahrungs- mittel z» sicher»; vor allen Dinge» ist cs aber nöthig, daß die Kc»nt»iß derPilzc ci»c allgemeinere wird,denn dicFnrcht vor Vergiftung durch Verwechselung giftiger mit eßbaren Pilzen ist durchans nicht unbegründet. — Dcu Landwirlhc» zur Nachricht, daß infolge der außerordentliche» Regengüsse daö Getreide i» den Feimen wächst nnd cö daher ralhsam ist, die Feimen zu untersuchen. Iu Stauchitz mußte auö diesem Grunde eine Feime schleunigst abgetragen werde». — Der königlich sächsische Staatsanwalt hat, wic von Wolff's Barea» richtig gemeldet worden ist, den erstell Staatsanwälte» bei de» Landgcnchlen »nd den ihnen bci- neordnelcu Beamleu den Wmisch zn erkenne» gegeben, daß sic sich der Mitgliedschaft bei Milüärvcrcincu cnlhaltcu möchte». Die Verfügung ist, wie daö amtliche „Journal" schreibt, mehrfach mißverstanden «vordem Mali hat sic als ein Ancrkclmtniß ansgcfaßc, daß die Militärvcrcinc dcu politischen Vereinen zuziizähtc» seien. Dieser Sinn hat der Vcrsügling fern gelegen, durch die vielmehr ei» gleicher, in Bezug ans politische Vereine im Jahre 1891 auögc- sprochciicr Wunsch über seinen Nahmen hinanö auf Vereine ausgedehnt worden ist, die au sich nicht unter die frühere Verfügung falle» würde». Veranlassimg zu der ucucrcu Verfügung haben die vielfachen in Bezug auf Mililärvcrcinc hcrvorgclrclcncu Angriffe imd Streitigkeiten gegeben, die auch wiederholt schon die Strafgerichte beschäftigt haben. Das Motiv beider Verfügungen ist aber dasselbe, nämlich der Wunsch, die StaalSauwattschaflcn bei ihren amtlichen Entschließungen thunlichst gegen dcu Vorwurf der Befangen heit sicher zu stellen. Deshalb ist auch der Wunsch nur an die ersten Staatsanwälte und an die ihnen im Sinne von 8 145 dcS GcrichtSvcrfassnugSgcsctzeö bcigcordncten Beamten gerichtet, nicht auch, wic in mehreren Zeitungen irrthümlich gemeldet worden ist, an die slaalSanw allschafl- lichcn Suballcrnbcamlcn. Anläßlich des Kripp euer Vogelschießens wird die Slaalsbahnverwallnng vom 26. nnd 27. Anglist dic vor« mittags 10 Ohr 32 Minnlcn und 5 Uhr 39 Minnien von Königstein nach Bodenbach, sowie die Nachmittag 3 Uhr 20 Min. nnd abcndö 9 Uhr 45 Miu. von Bodenbach nach Dresden abgehende» Pcrsoncuzüge znm Auflichmcn und Ab« setzen vo» Reisenden in Krippen auhallcn lassem Am 10. d. Nachmittag machlcn drei Crimiualpolizistcn von Dresden in Schöna ciiicn glücklichen Fang. Die selben fanden sich »ach n»d »ach aaf dem Bahnhöfe ein »lid waren zwei von ihnen als Touristen, einer aber als Radfahrer verkleide!. Der Eine schien auch einen falschen Barl zu lragem Sic setzte» sich vor die Bahnhofsrcstan« ratio», waren anscheinend ganz in ihre Bädckcr vertieft und kein Mensch ahnte etwas anderes in ihnen, als harmlose Reisende. Bald kam ein gut gekleideter Herr vom Orte Schöna her den Berg herab und setzte sich in die Nähe der Vcrgnügnngörcisendcu. Er schien ans einen Zug zu warten nnd benahm sich auffallend ängstlich. Nach einiger Zeit standen dic Touristcu ans, gingen anscheinend an jenem vorüber, umringten ihn jedoch plötzlich und fesselten ihn im Handnmdrchcn. Er Halle zwar einen scharfgeladenen Revolver bei sich, kam jedoch gar nicht dazu, ihn zn gebrauchen. Wie man hörte, soll der Fcslgcuommcuc ein steckbrieflich ver folgter Beamter gewesen sein. Derselbe wurde dann mit dem nächsten Zuge nach Dresden geschafft. Unterwegs halte sich das Gerücht verbreitet, der Raubmörder Kögler sei verhaftet wordcu. Iu Pirua und in Dresden auf dem Böhmischen Bahnhosc wurde daö Eoupo, iu welchem dic Beamte» mit ihrem Gefangenen saßen, beinahe vom Publikum gestürmt. Alle wollten Köglern sehen nnd dic Beamten hallen nur zu lhnn, nm ihren Manu unversehrt abzuliefcrn, Golt lenba. In diesem Jahre haben die Geercn- gängcr in der Prcißclbccrernlc ein befriedigendes Geschäft gemacht. Es ist seit Jahren die Einrichtung getroffen, daß dic wohlschmcckcndc Waldfrnchl vor dem festgesetzten Termine nicht gesammelt werden darf. Dieser Tag fällt in der Zeit deö 15. Angnsl. Hcncr war der 10. d. M. als Preißcl- bccrlag bestimmt. Nur die mit einer Lcgilimaliou versehene Person ist berechtig', Preißelbccrcu zu pflücken. Ein sogc- »auntcr Prcißelbeerzctlel kostet 10 Pfg. Der Zndrang war ziemlich stark. Weit über 200 Personen haben gesammelt. Atan schätzt gegen 1000 Liter, welche am genannten Tage ciugchcimst wurden. Dresden. Am 16. Angnsl ging hier ein schweres Gewitter nieder, daö mit einem wolkcnbrucharttgcn Regen verbiiudc», von Hagclschlag begleitet war. Ein Mann wurde auf der hiesige» Falkeubrücke vom Blitz erschlage». — Im Monat Joli sind bei der Königl. Alterörcutcu- bank in Dresden (Landhausstraße 16) in 397 Einlage» 200045 Mark ci»gegangc», seit Anfang dcö Jahrcö im Ganzen 1445941 Mark (gegen 1224077 Mark in dcu ersten 7 Monaten dcö Jahres 1893). Davon entfallen 445400 Mk. allein auf die Stadt Dresden, über 200000 Mark auf Leipzig und über 100000 Mark auf die Stadt Ehcmnitz nnd dic Amtöhnuptmanuschaft Dresden-Neustadt,