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1884. Nichtamtlicher Theil. nahe bevor. Hoffentlich gelingt es, die verbrecherischen Ge nossen des elenden Attentäters sämmllich zn ermitteln und nebst dem Mordbnbcu selbst der wohlverdienten Strafe zu- mfiihrcn. Sim Freitag hielten beide Hänscr de« französischen Parlaments ihre ersten Sitzungen seil der Wahl Casimir- PcricrS znm Präsidenten der Republik ab. Die Verhand- lttiigc» hingen im Senat wie in der Kammer lediglich mit den Ereignissen der letzten Tage zusammen. Mit lebhafter Zustimmnug wnrde hierbei im Senat dieAcnßcruugChallcmcl. Lacour cnlgegcngcnommcn, daß die Bcileidöknndgcbungcn anläßlich des Todes CarnoiS hoffentlich die Mißstimmungen beseitigen würden, welche zwischen Frankreich nnd ihm bc- freundeten Rationen entstanden seien. Selbstverständlich spielte hierbei der Redner ans die infolge der jüngsten Er eignisse entstandenen französisch-italienischen Zwischenfälle an. Die Lösung der anläßlich der Demission des CabinelS Dupuy ciugclrclcneu Miuistcrlrisis ist noch einigermaßen unsicher. Dem Vernehmen nach Hal Bnrdcan den Sluflrag znr Bildung des neue» Eabincl abgelehnl, er gedenkt für das Kammer- pläsidium zn candidiren. Casimir.Pcricr crsuchlc deshalb Dnpuy, wiederum die Bildung des Eabinelv zu über nehmen. Sim Sonntag Hal in Paris das Leichenbegängnis; EarnolS nach dem festgesetzten Programme feierlichst nnd unter nngchcnerem Mcnschcnandrange stattgcfnndcn. Ber- ticter des deutschen Kaisers war der Botschafter Graf Münster. Die JlalicneiHetze in Frankreich hat in Italien be kanntlich eine Reihe von Protestdemonstrationen zur Folge gehabt, deren Fortsetzung jedenfalls ans das osficiellc Ber- hältniß zwischen Italic» nnd Frankreich bedenklich zurück, gcwiikl haben würde. Glücklicher Weise scheint cs dem energischen Auftreten der ilalicuischen Regierung gelungen zn jein, wcilerc Demonstralioncn im Lande gegen Frank reich zn vcrhütcn, was man auch in den Pariser RegicrnngS- krcisen voll anerkennt. Immerhin dürften die Ereignisse in Frankreich ans der hieran« rcsnltircndcn Beitreibung zahlreicher Italiener eine bittere Empfindung im ilalicuischen Bolle zurücklasscn. Die monalclangcn Kämpfe in der ilalicuischen Dcpulirtcu- kammer nm die Finanzmaßnahmcn Eriöp! haben mil einem vollständigen Siege der Rcgicrnug geendet. Am Frcitag genehmigte die Kammer sämmllichc Artikel der Regierungs vorlage über die finanziellen Maßnahmen nnd nahm als dann in einer kurzen Abcudsitznug die Borlagc im Ganzen mil 180 gegen 74 Summen an. Rach Berkündignng des Absliinmungsrcsnllales wnrde Crispi von vielen Dcpnlirlc» lebhaft beglückwünscht. Amtsblatt „MM -MM sind vorher im Hcgcubarlh'schcu Etablissement, sowie bei den Herren Schönherr nnd Eißner zn haben. — Boni l. Januar bis mit 30. Juni d. I. sind ins- gcsamml 5383 beladene Fahrzeuge beim Kgl. Hautzollamtc zur Abfertigung gelangt. -- Die Direktion der Sächs.-Böhm. Dampfschifffahrt«. Gesellschaft läßt seit Kurzem von Schandau früh 5,45 ein Schiff nach Lcilmeritz verkehren. Ebenso ist die Bcrbind- nng zwischen Hcrrnskrelschcn und hier nm eine Fahrt ver mehrt worden nnd zwar verläßt das Schiff HcrrnSkrelschcn abends 7 Uhr 40 Blin. — Montag bis Mittwoch, 9.—II. Inti, feiert der Dresdner Hnnplvercin der Gustav Adolf-Stiflung in Dres den sei» 50jährige« Jnbilänm, ans eine rcichgcscgnclc Thätig- keil zurückblickcud. Montag Abend '^8 Uhr findet im großen Saale des GewerbehanseS die erste Begrüßung stall, unter Vorträgen des Dresdner Mäunergesang-Bcrein« nnd Vor- führnng von Bildern ans Luthers und Gustav Adolfs Leben sowie aus Dresdens Geschichte. Dienstag Bormillag 9 Uhr ist die Fcstvcrsammlnng im Gcwcrbchanje mit Vertheilnng der großen Liebesgabe; Nachmittag '/,5 Uhr Festgoltcödicnst in der Frauenkirche mil Predigt des als Prediger wie als BolkSschriflslellcr glcichhochgeschätzlcn nnd weilhinbckanulen Hofprcdiger l)r. Emil Frommel aus Berlin. Abends '^8 Uhr Evangelische Bolksvcrsammluug im Gewcrbehausc mit Ansprachen von Bcrtrctcrn der Diaspora nnd Bor trägen des Dresdner LchrcrgesaugvcrcinS. Mittwoch 9 Uhr wird die Fcstvcrsammlnng fortgesetzt nnd insbesondere über 11500 Mark Unterstützungen an evangelische Diaspora- gcmcindcn Beschluß gefaßt. Endlich schließt das Fest Mittags 1 Uhr mit einem ciusachcn Miltgsmahle ans der Brühl'schen Terrasse. Der Vorstand dcS HauplvereinS bittet herzlich, daß zn dieser Jubelfeier nicht mir die drei stimmberechtigten Dcpulirtcn de« Zwcigvcrcinö, sondern recht viele Männer und Frauen, die für die Sache des Gustav Adolf-BercinS ein warmes Herz haben, als Fcstgäsle sich cinfindcn möchten^ Sollten, wie bei dem reichhaltigen nnd anregenden Fest programm zn hoffen steht, anch Mitglieder des Schandancr Zwcigvcreinö geneigt sein, am Feste thetlznnehmcn, so branchcn sic sich nur bis Donnerstag Abend bei dem Vorsitzenden, Herrn Pfarrer Grieshammer, anznmelden; sie erhallen dann Karlen sür rcscrvirlc Plätze in allen Feslversammlungen. — Die freie Waldlogc, Gesellschaft znr Unterstützung nolhlcidcudcr Slcmbrcchcr und znr Gründung eines Stein- brcchcrhcimö, ist druck; die meist reichen Spenden ihrer Mitglieder nnd nngenannlcr Geber nunmehr in die Lage gekommen, den genannten Zweck bald zn verwirk lichen. Wie schon früher berichtet, wird das Stcinbrccher- hcim (Stift) in der Nähe von Schandau auf hoher, vom Walde umkräuztcr Elblhallchne seinen Standort erhallen. Auch im Monat Jnni waren Mitglieder der Freien Wald- löge zunächst bemüht, die znr Zeit im Elbsandstcingebicte nutcrslützlcn Personen zn besuchen, andernlhcils darüber Er- knndignngcu cinznzichen, wo Unterstützung nöthig sei. — Der Schissfahrtövcrkchr ans der Elbe unterhalb Dresden gestaltete sich im Monat Jnni wie folgt: Es fuhren in diesem Zeitraum durch die Niedcrwarlhacr Eisenbahu- brückc zu Thal: 94 Nadschleppdampfer, 243 Personendampf- schiffe, 70 KcUcndampfcr, 820 Kähne nnd 99 Flöße. Zn Berg fuhren im gleichen Zcitraum durch die Brücke 59 Kclteii- dampfer mit 104 bcladeueu Kähne» und 205 unbeladeucn Kähnen, 243 Pcrsoncndampfschiffc, I09 Nadschleppdampfer mit 212 beladenen Kähnen nnd 188 unbcladcncn Kähnen. — Znr Geschäftslage auf der Elbe schreibt das „Schiff": Dresden, 26. Juni. Wenn anch im Allgemeinen sich das Geschäft in Hamburg noch ziemlich flau fortbewcgt, so konnlcn doch iu Getreide ciuigc größere Posten geschlossen werden nnd da die sich anbiclcndc leere Schifffahrt mit der Zeit etwas abgcnommcn hat, waren die Schiffer iu der Lage, ihre Frachlsordcruugcn etwas zn erhöhen. Die in Hamburg gehandelten Frachten stellten sich wie folgt: nach'Magde burg für Getreide und Düngemittel 18 Pf., Neis 30 Pf., Stückgüter 35—50 Pfg.; nach Schönebeck durchschnittlich 2 Pf. mehr; nach Akcu-Wallwitzhafcn für Getreide und Roheisen 23 Ps., Futtermittel 26 Pf., Stückgüter40-55 Pf.; nach Riesa Dresden sür Roheisen, Getreide nnd Düugc- millcl 35 Ps., Petroleum 35 Pf., Stückgüter 40-60 Pf.; nach Tclschcn,Laube lO Pf., nach Aussig 15 Pf. für 100lc-; mehr als nach Nicsa-Drcöden. — I» Magdeburg hat sich uu Thalvcrkehr gegen die Vorwoche nicht« geändint. Die Zuckerfrachl Magdeburg Hamburg verblieb auf 24 — 20 Pf. Locales und Sächsisches. Schaudau. Der heule Millwoch, den 4. Juli statt- findeude Ausflug seilcuö der Sectio» Schauda» des Gc- birgsvcrcius für die Sächs. Schweiz findet nach Wcndisch- fähre, Porschdorf, licfcr Grund, Brand, Schulzengrund oder Waltersdorfer Mühle, Waltersdorf, Prosscncr Gründel, Prossen statt. Dauer 4'/§ Stunde. Versammlung im Stadl- Park vor Hotel „Liudcuhof" um 3 Uhr. Als Führer hat fick; Herr Bürgermeister Wieck bcrcilwilligst crbolcn. — Ein großartiger Kunstgenuß fleht dem hiesigen geehrten Publikum am morgenden Donnerstag, den 5. Juli, abends 7 Uhr im hiesigen Knrhanögarlc» bevor. Das ThomaS-Koschat-Quintett von der kaiscrl Hofoper in Wien Hal sich, indem cs Henle Millwoch im Wiener Garten in Dresden anflrilt, auch bereit finden lassen, hier iu Schandau ein Eoucert unter gleichzeitiger Milwirkung der hiesigen Kur- kapellc zu vcranslallcn. Da ein dcrarliger Kunstgenuß bisher hiersclbst noch nicht geboten wnrde, so ist ein recht zahlreicher Besuch dringend zu empfehlen. Das Programm, sowie alles Nähere ist ersichtlich ans dem Inserat in heutiger Nummer. — Nächsten Montag, den 9. Juli abends 8 Uhr werden die Roßweiner Sänger (Alle Muldcnlhalcr, gegründet 1854) nn «L-aalc des Hcgcubnrlh'ichc» Elablisscmcnlö ein humori- MschcS Couccrt veranstalten. Diese Gesellschaft, welche vor Kurzem sich durch ciuigc ucuc vorzügliche Kräfte ver- sturkl Hal, wird ihren alte» guten Ruf durch die Darbiet ungen sicher zu wahre» wisscu. Das reichhaltige Programm bietet angenehme Abwechslungen. Wer sich einen genuß reichen amlyanlcn Abend verschaffen will, versäume c« nicht den Säugern einen Besuch abzuslalleu. Billets zu 40 Pf' Politisches. Zur Stunde befindet sich Kaiser Wilhelm, begleitet von seiner crlanchten Gemahlin, wiederum ans der gewohnten alljährlichen Reise nach Norwegen, in dessen wildromantischen großartigen Nalnrschönhcitcn der dcMschc Herrscher immer am liebsten Erholung von den schweren nnd verantwortungS- reichen Pflichten seines hohen Berufs zu suchen pflegt. Soweit bekannt, gedenkt der Monarch bis in die letzten Tage des Juli auf norwegischem Boden zn weilen, doch lauten die Angaben darüber, ob er dann noch einen lnrzen Aufenthalt in England nimmt oder ans Norwegen direkt hcimkehrt, noch widerspruchsvoll. Die Kaiscriu wird ihre» hohe« Gemahl nur bis Malmö begleiten und sich von dort aus auf dem Aviso „Grille" nach Swinemüudc bcgcben. Die Audienz, welche der französische Botschafter in Berlin, Herr HcrbeM, in Kiel beim Kaiser gehabt Hal, wird vielfach bemerkt. Der Vertreter der französischen Republik drückte hierbei dem Kaiser den Dank der fran zösischen Regierung sür dessen warme Bcilcidsknndgcbnng anläßlich des tragischen Schicksals des Präsidenten Carnol ans, welche Anlhcilnahmc dcS Monarchen in den Pariser NcgicrnuftSkrcisen wie in weiten Schichten der französischen Nation selbst einen ungemeinen Eindruck gemacht Hal. Herr Herbelle war an Bord der „Hoheuzollcrn", ans welcher die Audienz stallsand, Gegenstand maunichfachcr Ans- zcichnungen seilens des Kaisers. U. A. wurde der Bot schafter liebst seinem Sohne zur kaiserlichen Abcndtafcl ge zogen; auch pflog der Kaiser ans dem Deck der „Hohen- zolle»n" während der am Donnerstag Abend slallgcfnndcucn Corsosahrt eine lange Unterredung mit Herrn Herbclte. Noch einmal ist nach dem Schlüsse des badischen nud des mciningenschcn Landtages das Flämmlcin dcö parla mentarischen Lebens in Deutschland schwach ansgcflackcrt. An diesem Montag tritt der Landtag von Coburg-Gotha zusammen, nm über verschiedene dringliche Angelegenheiten zu beralhcn, doch dürften seine Verhandlungen schwerlich über die Grenzen des Herzogthums hinaus Interesse nud Aufsehen erregen. Anch der BnndeSrath ist noch versammelt, die vielfach gehegte Annahme, die am 28. Jnni abgchaltciic Plcnarsitznng des Bundesrath würde die letzte in der laufen den Session sein, war vcisrühl, indessen fleht die genannte Körperschaft offenbar doch am Ende ihrer schon in» vorigen Oktober begonnenen Thäligkcit. Ob der Bundesrath vor Abschluß seiner Session noch den Neichsiagöbcschluß, bctr. die Aufhebung des Icsniteugcsctzc«, znr Erledigung bringen wird, muß abgewarlcl werden. Im Uebrigcn licgt gegen wärtig kein irgendwie bemcrkenöwcriheics Ereignis; aus der inucrcu Politik vor, die sommerliche Ruhepause macht sich eben doch mehr und mehr gellend. Der Dresdener Bierbohcolt hat zn einer Vcrurtheilung einer ganzen Anzahl Dresdener Socialdcmokraten auf Grund dcö bekannten Unfugparagraphcn geführt. Der Gerichtshof crtanntc gegen 41 Socialdcmokraten wegen ihres Verhaltens im Bicrboycvtt auf eine Geldstrafe von je 40 Mk., ein derselben Sache angeklagter Socialist wurde zu 15 Mk. Geldbuße vcrurlheilt. Am Freitag sind in Eisenach der 22. dcntschc Aerztc- tag »lnd in Hamburg der 3. allgemeine dcntschc Jourualisten- und Schriftstcllcrtag zusammcngclrctcn. In dem kann» rcparinc» »ngarischcn Eabincl Wckcrlc ist schon wieder eine Krisis ansgebrochcn. Die vom Handclö- mimster Lukacs auggearbeilelc Bo» läge über die Errichtuna einer '"'««rischen See- und Fliißschifffahrlö-Gesellschaft hat die allerhöchste G^ nicht gefunden, infolgedessen Lukacs seine Entlassung eingcrcicht habe» soll. Als ciu Nachfolger im Handelsministerium wird der bisherige Minister des Inneren, Hicrouymi, gcnannt, und als Ersatzmann des L"! Graf Stefan Tiöza. Eine weitreichendere politische Bcdcntnng scheint dem Vorfälle nicht innezuwohucn. E'hrbnngcn über die BluUhat, wetchcr Präsidcnt Carnot znm Opfer gefallen ist, lassen kaum mehr clucn Zweifel daran übrig, daß ein förmliches anarchistisches Complot zur Ermordung des unglücklichen Slaalömanncö bestand. Eine officiösc Mcldnug aus Maiscille besagt, cö stehe nunmehr fest, daß eine Bcrschwörmig zum Zwecke der Ermordung EarnolS bestanden habe. Die Polizei sei den Mitvcrschworenc» Caserioö auf der Spur. Die letzte Ver sammlung der Verschwörer habe iu Ccltc staltgefmiden, in derselben sei Caserio durch das Loo« zu dem Verbrechen bestimm! worden. Die Verhaftung der Mitschuldigen flehe wrd'cud^ » «h r, für da- nehmen m, in Herr Bürgeeu.str. Hesse, ln Dr-Sde». und Leipzig die «nuoneen- w«dm mi. " Pf b-?°chn°l, <'°b-°°risch-v^ L-idendauk und Nud. Mosse, iu Frankfurt Ur—^Schandau, Mittwoch, den 4. Juli Ness k-, z,?de..'7a7'M!>hLr!A^^^ K.7 65 d'^Gr'.^ gNNM^ Ke,bst bestell, ivo.dcn. ^^Schandau, deu 2. Juli 1894. Königliches Amtsgericht.