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verdiente und in kurzer Zeit ein reicher Mann wurde. Nun legte er die einfachen Sitten ab. Er wandelte sich in einen eleganten Kavalier, umgab sich mit Prunk und Luxus. Im Jahre 1821 reiste Siebert in einer Karosse nach der Heimat. Er wurde wie ein Fürst empfangen. Seine Landsleute staunten ihn an. Siebert tat ungemein stolz. Er streute das Geld mit vollen Händen aus, aber seine Stimme ließ er nicht mehr hören. In Dresden wurde er nach wie vor gefeiert. Zwei Jahre vor Erfül lung seines Vertrages kündigte er, obwohl er dadurch die Pensionsberechtigung auf 2000 Taler verlor. Siebert brauchte sie nicht mehr! Die Bitten führender Muster und einflußreicher Verehrer seiner Kunst, in Dresden zu bleiben, lehnte Siebert stolz ab. Der König von Sachsen, ebenfalls ein Verehrer des Künstlers, empfing ihn in einer Audienz und legte ihm ebenfalls nahe, in Dresden zu bleiben. Siebert lehnte wieder ab. Sein Sinn stand nach der Kaiserstadt Wien. Er erhielt auch sofort Anstellung am Hoftheater in Wien. Hier wurde der Künstler fast noch mehr gefeiert wie in Dresden. Er bezog ein Gehalt von 6000 Gulden, die Nebeneinkommen ungerechnet. Siebert war schon verhei ratet, als er nach Dresden ging. In Einsiedel wurde ihm eine Tochter geboren, am 4. Juni 1807. Sie erbte das Talent des Vaters. Er ließ sie in Dresden ausbilden, und sie feierte bald ebensograße Triumphe wie ihr Vater. Diese Tochter Klara nahm er mit nach Wien. Er zeigte sich gern mit ihr. Sein Stolz wuchs ins Maßlose. Siebert vergeudete viel Geld, er dachte nicht an das Alter. Van seinem Dünkel gibt ein Erlebnis in Karlsbad Zeugnis. Siebert war in dieses Bad gereist und nahm huldvollst die vielen Komplimente der Badegäste entgegen. Die kunstbegeisterten Leute, die sich aus allen Staaten zu sammen setzten, baten ihn stürmisch, im dortigen Theater zu singen. Der stolze Künstler lehnte ab, da ihm das Theater nicht fein genug dünkte. Da ging die Prima donna des Theaters auf die Bitten der Leute persönlich zu dem Künstler. Auch ihr lehnte er zunächst ab. Da fiel sie dem Göttlichen zu Füßen und bat ihn, die Bitte zu erfüllen. Erst jetzt ließ sich Siebert erweichen. Er sang den Troubadour und wurde natürlich stürmisch ge feiert. In Wien wurde er des öfteren von hohen Fürstlich keiten eingeladen. Sogar am kaiserlichen Hofe war er mehrmals als Gast. Siebert unternahm auch Gastspiel reisen in viele Länder Europas. Wo er auch hinkam, wurde er bewundert und gefeiert. An den meisten Höfen der Fürsten weilte er als Gast. Ganz eingebildet beliebte er zu erzählen, daß ihm die Königin der Niederlande eigenhändig den Tee eingegossen habe. In seinem maßlosen Stolze bildete er sich ein, daß er am Wiener Hoftheater zurückgesetzt würde, obwohl es erwiesen ist, daß man ihn mit aller Rücksicht behandelte. Wiederum brach er den Kontrakt und verlor dadurch die Pension. Siebert sang der Reihe nach in München, Petersburg, Berlin. In Kopenhagen erhielt er für jedes Auftreten 2000 Gulden. Ueberall knüpfte er Liebesver hältnisse an, die aber alle nur flüchtig lvaren. Seine Frau mar längst gestorben. Hier in Kopenhagen ver kehrte er mit einem Fräulein von Flekenstein. Diese Dame reiste mit ihm nach England. Hier ließ sich das Paar von dem bekannten Hufschmied in Gretna-Green auf schottische Weise trauen. Das Eheglück dauerte aber nicht lange. Die junge Frau bändelte mit einem Haus freunde an und entfloh mit ihm nach Amerika. Das war der erste Schlag. Doch Siebert lernte nicht für die Zukunft sorgen. Er gab weiterhin viel Geld aus. Aber die Einnahmequellen flossen nicht mehr so reichlich wie früher. Seine Tochter Klara lebte in Petersburg. Sie hatte es bis zur Primadonna gebracht, kümmerte sich aber nicht um den Vater. Es wurde immer einsamer um den Künstler, dessen Stimme nach und nach zurückging. Aber sein Stolz blieb. Da er nicht verstand, sich einzu schränken, nahm sein Vermögen in wenigen Jahren ab. Eines Tages nahmen ihm die Gläubiger auch das Letzte ab. Bettelarm wanderte er in abgetragenen Kleidern der Heimat zu. Siebert konnte sich nicht einmal um seinen Sohn, den ihm die zweite Gattin geboren hatte, kümmern. Dieser besaß wie seine Halbschwester musikalisches Talent. Er wurde angesehener Schauspieler und Sänger in Nürnberg. In den vierziger Jahren des vorigen Jahr hunderts wanderte Siebert über die alte Brücke des Seb nitzbaches nach Einsiedel. Sein Bruder erkannte ihn kaum wieder. Die Leute betrachteten den einst so Ge feierten mit Schaudern und wollten es kaum glauben, daß dieser gebeugte Mann der früher so maßlos stolze und reiche Künstler sein sollte. Sein Bruder gewährte ihm ein Obdach. Mit Mühe und Not konnte er dem Bruder Arbeit verschaffen. Ein Hosenträgerfabrikant gab ihm leichte Arbeit. Siebert nähte wie viele andere arme Leute Schnallen an die Hosenträger. Aber der Verdienst reichte nicht hin, dein Bruder das armselige Stübchen nebst der Kost zu bezah len. Als er eine alte Geige bekann ging er auf Kindtau fen und Hochzeitsfeste, um sich durch sein Spiel ein Al mosen zu verdienen. Der Gram fraß an den: einst so stolzen Manne. Er wurde bettlägerig. Sein Bruder, auf den er einst von oben herab geblickt hatte, mußte ihn bis zum Tode pflegen. An seine Tochter mochte der stolze Mann nicht schreiben lassen. Sie hatte einen königlichen Kammermusiker geheiratet. Siebert starb am 13. Dezem ber 1863. Ein schicksalreiches, wechselvolles Leben sand sein Ende. Noch lange erzählte man in den Rockenstuben von dem großen Sänger, seinem Reichtum, seinem Stolze und seinem elenden Ende. R. Unsere Wanderecke. Nach dem Rauchberge bei Rumburg. Vom Bahnhof Neusalza-Spremberg auf dem Wan derwege Bautzen—Herrnskretschen (Wegezeichen roter Strich oder roter Bolzenstrich, Spitze gegen Herrnskret schen) durch ausgedehnte Wälder mit lieblichen Nahblicken über die „Drillingsfichte" (Quarkschenke) zum Jüttelsberg. Hinter der Baude linker Hand sehenswerte alleinstehende Zwillingsfichte. Nun talab nach Königswalde. Auf dem Südhange des Tales ein alter fränkischer Bauernhof, völ lig geschlossen, burgähnlich mit gemauertem Toreingang. Das Königswälder Wasser überschreitend, der Markie rung weiterhin folgend wieder aufwärts bis zur Halte stelle „Waldecke". Einige 100 Meter auf der Staats straße Schluckenau—Rumburg rechts im Talhange das Gasthaus „Zum Glöckel", das wegen seiner Bauweise, einer alten Frankspitze, sehenswert ist. Nun von der Staatsstraße dem roten Striche nach rechts ab auf einem Höhenrücken durch Wald und Wiesen nach Altehrenberg. Hier überschreiten wir die Mandau und wandern die Staatsstraße aufwärts fast bis zur Kirche. Linker Hand grüßt bereits der Rauchberg zu uns herüber. Nun tinks dem grünen Dreieck (Wanderweg Sohland a. d. Spree— Haida) nach zum Rauchberg mit seinem Basaltdecken erguß über 460 Meter. Am Fuße des Gipfels die Ge birgsvereinsschenke, von ihr nach Norden prachtvolle Aussicht nach dem Jüttelsberg, Schteifberg, Huhberg, Schlechteberg und ostwärts nach dem Kottmar. In der Gebirgsvereinsschenke Schlüssel zum Rauchbergturme. Auf dem Wanderwege Rumburg—Schweizerkrone (Wegezeichen grüner Strich) über den Forellenbach, am Sanatorium Frankenstein vorbei, nach Rumburg. Sehenswürdigkeiten: Kapuzinerkloster, im Klosterhofe die Lorettokapelle, die Klosterkirche, der Kreuzgang; das alte Liechtensteinsche Schloß, die Stadtkirche, das Rathaus, auf dem Mafktplatze die Pestsäule, an die Pestzeit von 1680/81 erinnernd. Nun zum Bahnhof, entweder über Schluckenau, Harrachsthal (Glöckel), Försterei nach Tau benheim oder nach Ebersbach. Eine Wanderung von 4 bis 5 Stunden ohne Besichtigung Rumburgs.