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Wchftl G UaErilhleil ßMlatt ßr DnWm, DMHain, MgerrljM, Iwlßa, Dibdoff FU Mmnn^m, Achljm 8»tzMeri, ikliii«, M«, Sleiqisn, MMeq, M-nit, Pmtz», WfMck, SWtmtz, Wm, ZAkchrst ui üiWtü Wit öev Sorrnlcrgs-Hrrcrtis-Meitcrge „Deutsches Icrmicienbtutt". Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit dem Datum des nachfolgenden Tages nnd kostet monatlich 35 Pf., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. M. 128. Mittwoch, den 31. Oktober 1894 5. Iahrg. Bekaimtmachmrg. Neuerdings sind in der Kaiser-Wilhelmstraße 3 Lindenbäume abgebrochen worden, auch weisen weitere Bäume dort verschiedene andere absichtliche Beschädig ungen nach. Zur Entdeckung des oder der Baumfrevler wird dies hiermit bekannt und für dessen oder deren Ermittelung eine Belohnung von Dreißig Mark zugesichert. Naunhof, am 30. Oktober 1894. Der Bürgermeister. Benkert. Zum Kanzlerwechsel! Se. Majestät der Kaiser und König haben Allcr- gnädigst geruht: dem Reichskanzler, Staats-Minister und Minister der auswärtigen Angelegenheiten, General der In fanterie Grafen von Caprivi unter Verleihung des hohen Ordens vom Schwarzen Adler mit Brillanten, sowie dem Präsidenten des Staats-Ministeriums und Minister des Innern Grafen zu Eulenburg unter Belassung des Tittels und Ranges eines Staats- Ministers sowie unter Verleihung des Kreuzes und des Sterns der Großkomthure des Königl. Haus- Ordens von Hohenzollern mit Brillanten die nach gesuchte Entlassung aus ihren Aemtern zu erteilen. Allerhöchstihren Statthalter in Elsaß-Lothringen Fürsten zu Hohenlohe-Schillingsfürst, Prinzen von Natibor nud Corvey, zum Reichskanzler, Präsidenten des Staatsministeriums und Minister der auswärtigen Angelegenheiten und den Unter-Staatsminister im Ministerium für Elsaß-Lothringen von Köller zum Staats-Minister und Minister des Innern zu ernennen. Oertliche und sächsische Nachrichten Naunhof, 30. Okt. Bei der hiesigen städtischen Sparkasse wurden im Monat Oktober 327 Ein zahlungen im Betrage von 60 060 Mark 18 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 182 Rückzahlungen (an Einlagen und Zinsen) im Betrage von 41160 Milrk 82 Pfg. Der Gesamt-Umsatz betrug 215 272 Mark 2 Pfg., der Baarbestand Ende des Monats 18 792 Mark 17 Pfg. Einlagen werden mit 3^ Prozent verzinst. Naunhof. Ruchlose Bubenhände haben vor einigen Tagen in der Kaiser-Wilhelmstraße mehrere Lindenbäume abgebrochen. Im Juli d. I. wurde ein ähnlicher Baumfrevel in der Gartenstraße an Obstbäumen und Ziersträuchern verübt jedoch konnte leider trotz ausgesetzter Belohnung und eifrigsten Recherchen feiten unserer Polizei der Uebelthäter nicht entdeckt werden. Es wäre gewiß angebracht, wenn die Bürgerschaft auf dieses Treiben ein genaues Augenmerk haben wolle und alles was zur Ent deckung des Thäters führen könnte, der zuständigen Ortsbehörde mitzuteilen. Naunhof. Mit 1. November wird auf hiesiger Bahnstation ein Beamtenwechsel stattfinden, indem Herr Assistent Dege nach Radebeul und von dbr- tiger Station Herr Assistent Fischer nach hier versetzt werden wird. Beide Herren sind Stations- Assistenten I. Klasse. Naunhof. Heute früh brachte man uns einen munteren Maikäfer als Kuriosität in jetziger Jahres zeit. - - Für Jagdliebhaber ist ein neues Erkenntnis des Reichsgerichts von Jnterresse, welches dahin geht: Der die Jagd Ausübende ist verpflichtet, dem zuständigen Anssichtsbeamten auf Erfordern den Jagdschein vorzu-eigen. Falls er sich dessen weigert, trifft ihn die im 8 16 des Jagdpolizeigesetzes vom 7. März 1850 angedrohte Strafe auch dann, wenn er einen ordnungsmäßigen Jagdschein bei sich führt. — Nutzen der vielen Niederschläge. So wenig erfreulich die vielen Niederschläge in diesem Sommer und Herbste gewesen sind, so haben sie doch anderer seits einen hohen Wert. Nach Aussage unserer Aerzte ist zur Zeit der Gesundheitszustand ein recht zufriedenstellender, und zwar ist derselbe na h Ansicht maßgebender Persönlichkeiten auf die zahlreichen wässrigen Niederschläge mit hauptsächlich zurückzu führen. Die Luft ist dadurch vollständig gereinigt, was für unser körperliches Wohlbefinden von größtem Einfluß ist. — Achtung! Falsche Coupons! Aus Ber lin kommt folgender Warnungsruf: Die Reichs schuldenverwaltung macht anläßlich des Vorkommens falscher Zinsscheine und Schuldverschreibungen Zproc. deutscher Anleihe darauf aufmerksam, daß für falsche Schuldscheine in keinem Falle von der Reichsschulden verwaltung Ersatz gewährt wird. Da derartige Zins scheine als öffentlichens Zahlungsmittel überhaupt nicht gelten können, so empfiehlt sich Vorsicht bei ihrer Vereinnahmung. — Was die Staaten ihren Oberhäuptern zahlen. Der Präsident der Schweiz bezieht jährlich 13 500 Franks; der Präsident der französischen Republik 600000 Frks. und 600000 Frks. Repräsentations kosten (Napoleon III. bekam 25 Millionen); der König von Griechenland 1300000 Frks., der König von Dänemark 2600000 Frks., der König von Portugal 3800000 Frks., Der König von Schweden 6500000 Frks., die Königin von Spanien 7 450000 Frks., der König von Italien 14250000 Frks., der Kaiser von Oesterreich 23300000 Frks., die Könige und Fürsten vom deutschen Reiche zusammen 50000000 Frks-, die Königin von England ver braucht für ihren Hofstaat 50 Mill. Frks- (1 Franks --- 80 Pf.). — Die jüngst durch die Blätter gegangene Notiz, daß der Pfarrer Kneipp aus Wörrishofen demnächst in mehreren größeren Städten Sachsens Vorträge halten wird, hat sich nachträglich als eine Ente er wiesen. Kneipp wird mit Rücksicht auf sein vorge schrittenes Alter derartige anstrengende Reisen nicht mehr unternehmen. Insbesondere ist eine Reise nach Sachsen von ihm nicht projektiert. GroWeinberg. Am 26. d. M., vormittags in der 12. Stunde, ist das Wohnhaus der Windmühlen- Besitzerin verehel. Müller hier bis auf die Umfassungen niedergebrannt. Wurzen. Am Freitag Mittag wurden einem hiesigen Arzte zwei Fenster eingeworfen. Tags da rauf ging demselben ein anonymer Brief zu, in welchem unter gemeinsten Worten die Fortsetzung des Fenstereinwerfens angekündigt wird. Hoffentlich ge lingt es der Polizei, den Buben zu ermitteln, damit er die ihm gebührende Strafe erhält. Altenbach. Ein seltenes Jagdergebniß wird von hier gemeldet. In dem in der Nähe liegenden fis kalischen Revier „Vorder-Planitz" wurde von Herrn H. Hülsmann ein schneeweißer Rehbock (Gabelbock, Geäse und Schalen weiß, Lichter rot, also reiner Albino) erlegt. Berlin, 20. Okt. Die Zeitungsberichte geben nur ein schwaches Bild von dem wüsten Lärm, der vorgestern bei Beratung des sozialdemokratischen Antrags auf Einführung der Achtstundenarbeitszeit den herrlichen Stadtverordnetensaal erfüllte. Es sah ganz so aus, als würde zwischen Herrn Singers Myrmidonen, den boykottfreien Budikern und den übrigen Stadtverordneten eine Schlägerei entstehen. Und wenn die Geschichte so weiter geht, so wird es sich wohl empfehlen, einen Wundarzt im Stadt- verordneten-Saale zu stationieren. Und wozu der! vou den Herren Singer und Stadthagen provozierte Lärm? Die Herren wußten ganz genau, daß ihr Antrag abgelehnt würde. Die um die Sozialde mokratie gerade jetzt so besorgten deutsch-freisinnigen Stadtverordneten bekämpften den Antrag sehr ruhig und sachlich. Man kann also nur annehmen, es handle sich um ein verabredetes Spiel bei den „Zielbewußten," Singers Positionen ist stark er schüttert, das geringe Vertrauen zu den Millionär und Damenkonfektionär a. D. ist, wie bei den Boykottverhandlungen sich herausgestellt hat, aufge braucht ; Herr Singer hat es nötig, sich ein neues Relief zu geben. Der Frankfurter Parteitag stand bevor; die süddeutschen nnd auch die westdeutschen Genossen halten von den anmaßenden Herrn, der sich in Pinge (bayerisches Budget) mischt, die er nicht versteht, nicht viel; es stand in Frage, ob er abermals als Präsident des Kongresses die Proletarier begrüßen werde. Flugs wird eine Scene aufgeführt, die den „Genossen" imponiert. Aber auch neuer Agitationsstoff' war notwendig, die Maifeier ist „verplempert," folglich muß der Achtstundenarbeits tags herhalten, und dieser wird wohl noch eine Weile ziehen. Das Schlimmste aber ist, daß Seenen wie die vorgestrigen das Ansehen des Berliner Stadtverordnetenkollegiums schwer schädigen; was soll erst werden, wenn aus den 18 Tumultanten 36 geworden sind? Auf dem besten Wege dazu sind wir, wenn nicht das Bürgertum endlich einmal begreift, daß der Allen gemeinsame Feind die Sozial demokratie ist. „L.-T." * Zeitgemäße Betrachtungen. So will ich wieder im Gedicht die Zeit betrachten und be schreiben; — erfreulich sind die Tage und welke Blätter seh' ich treiben, — doch eine innre Stimme spricht: O zage nicht und klage nicht, — ertrag', du bist dirs selber schuldig, — der Zeiten Drangsal still, geduldig! — Der Herbst regiert die Erdenwelt, er färbt sie bunt und immer bunter, — und wie die Sache sich verhält, so qeht's jetzt immer mehr bergunter, — doch ist der Tag auch wen'ger licht, ich zage nicht, ich klage nicht, — den langen Abend nutz ich weise und suche mir gesell'ge Kreise. — Da spricht man sich gehörig aus, fragt nach der Andern Wohlergehn, — ob alles munder ist zu Haus und ob die Aktien günstig stehn! — Wenn Einer mir von Unheil spicht, dann sag' ich gleich: O klage nicht, — es hat in diesen trüben Tagen ein Jeglicher sein Leid zu tragen! — „Seht her, dies Mes nenn' ich mein!" so sprach schon Mancher triumphierend, — und hinterher war gar nichts sein, denn er verlor cs spekulierend. — Das Schicksal zog ihn zu Ge richt, doch, zagt er nicht und klagt er nicht — kann er sich von den Schicksalsschlägen erholen auf ver- nünft'gen Wegen. — Und sprechen wir von Politik und von der wicht'gen Steuerfrage, — das klingt ins Ohr mir wie Musik. Ein solch' Gespräch bringt viel zu Tage, — hält Mancher es für seine Pflicht, zu klagen, nun ich klage nicht — und denke höchstens: Durch die Steuer werd' ich doch endlich wert und teuer! — Nicht immer will auf gleichem Weg der Mensch mit seinem Nachbar schreiten, — und im politischen Gespräch da giebt es manchmal Zwistig keiten; — ein Jeder hält sich für ein Licht; ich höre zu und klage nicht, — dieweil ich weiß: zur Selbsterkenntnis führt nur ein besseres Verständnis. — Im Herbst erheischt des Mannes Pflicht, daß manche Kosten er bestreite, — drum klaget nicht und zaget nicht und schiebt den Mammon stolz bei Seite. — Und ist dann Alles gut bestellt, dann lebt sich's friedlich auf der Welt, — dann schreiten wir zum Winter bveiter in Sorgenlosigkeit! Emst Heiter.