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durch muß unter den Rumänen die herrschende Erbitte Von gekommen.) Man wußte, daß Stambulow zwar viele Feinde in England. Existenz er aufrecht erhalten hat, das ahnte niemand. gerecht vorgehen werde, so daß das gute Einvernehmen werden, ob nicht in der Verfassung des Gerichts- ! zwischen beiden Regierungen nicht gestört werde. Entlastung Stambulows für gewagt gehalten; man glaubte an den Ausbruch von Unruhen am Balkan. muß dann erst der Koburger für eine Versöhnung mit Rußland zahlen!? genannt die Könige von Sachsen und Württemberg, der Erzherzog Albrecht von Oesterreich und der Erbgroß- selbst leben, sondern auch andere leben lassen will. Die Geschichte der russischen Beziehungen zu Bulgarien zwischen 1879 und 1886 weiß aber von nichts anderem, als von den Einmischungen Rußlands in innere bulga rische Angelegenheiten zu erzählen und von den Kämpfen der Bulgaren, sich dieser Einmischung zu erwehren. Zwischen dem Tage, da Alexander von Battenberg den bulgarischen Thron von des Zaren Gnaden bestieg, und jenem andern Tage, da derselbe Alexander auf sein eines Fürsten und wackeren Soldaten nicht würdiges Unter werfungstelegramm von Rustschuk steinharte Worte als telegraphische Antwort erhielt, hat das amtliche Rußland nicht aufgehört, sich als den Schutzherrn Bulgariens zu betrachten, den „Schutzherrn", der die junge, zukunfts reiche Kraft des bulgarischen Volkes vor dem „faulen Westen", vor der Ausübung ihres Selbstbestimmungs rechts beschützen mußte und ihm daher seine „Gebote" aufzuzwingen hatte. Es kommen jetzt in Bulgarien diejenigen Elemente obenauf, die direkt oder indirekt den Battenberger be seitigen halfen und darin liegt die Gefahr. Denn haben find nach herrlicher Fahrt durch den Hardanger Fjord bei Odde eingetroffen. Das Wetter ist klar und warm. An Bord ist alles wohl. Im Unterhaufe teilte der Parlamentssekretär des Auswärtigen, Grey, mit, die britische Regierung habe an die Regierungen vonChina und Japan im Interesse des Friedens eine Korea betreffende Mitteilung gelangen lasten und es werde alles Thunliche aufgeboteu werden, um eine friedliche Lösung herbeizuführen. Italien. In betreff der von Crispi gegen die Anarchisten eingebrachten Ausnahmegesetze sucht die äußerste Linke durch alle parlamentarisch zulässigen Mittel die An nahme der Gesetze zu verzögern. Alle Mitglieder dec Opposition sind nach Rom berufen, um durch ihren Widerspruch die Annahme der Vorlage zu verzögern. Die Mehrheit scheint jedoch fest entschlossen, die Vorlage in erster Beratung anzunehmen und dann die Sitzungen bis zum Oktober oder November zu vertagen. Auf Sizilien scheint das Ministerium Crispi statt des straffen Militärregiments jetzt ein milderes Verfahren einschlagen zu wollen. So wird durch ein am Freitag erlassenes Dekret das Strafverfahren, wegen Uebertretung der Verordnung bett, die Ablieferung von Waffen in Sizilien aufgehoben. Die von den Kriegs gerichten anläßlich solcher Ueberttetungen verhängten Strafen werden erlassen. Die Igenzia Stefani' erklärt die Meldung, daß die Beziehungen zwischen Italien und Brasilien plötzlich einen ernsten Charakter angenommen haben und Italien beschlossen hätte, Schiffe in die Gewässer von Mo de Janeiro Zu entsenden, für unbegründet. Die Re gierung vertraue ihrem Gesandten Tugini und habe ebenso das Vertrauen, daß selbst bei Zwischenfällen im Laufe der Erörterung Brasilien wie früher freundschaftlich und Politische Rundschau Deutschland. schon die bis zur lHttwürdigung gehenden Zugeständnisse Blättern, d»,, s«- des Battenbergers dem Zaren nicht genügt, welchen Preis < wandern, wenn es ihnen in Ungarn nicht gefalle. Da- Stambulow wird in diesen Tagen von dem größten Teile seines Volkes als Feind seines Vaterlandes be trachtet. Die bulgarischen Zeitungen strotzen von nicht wiederzugebenden Beleidigungen des früher allmächtigen Ministers, Verbrechen der niedrigsten Art werden ihm in die Schuhe geschoben und Advokaten erbieten sich öffentlich, die Verfolgung des Unrechts, das Stambulow während seiner Regierungszeit begangen, unentgeltlich zu übernehmen. — Also mit einer Schilderhebung zu gunsten Stambulows ist es nichts; von dieser Seite droht dem Bulgarenlande keine Gefahr und Europa keine Friedensstörung. Für die allgemeine politische Lage dürften aber die neuen Regierungsverhältnisse die wichtige Folge haben, daß über kurz oder lang eine merkbare Annäherung an Rußland stattfindet. Bischof Clement von Tirnowa er klärte einem Redakteur des Regierungsblattes ,Swobodno Slowo', daß er dem Fürsten Ferdinand den Rat erteilt habe, nach Mitteln und Wegen zu suchen, um endlich Rußland freundlich zu stimmen und die guten Bezie hungen zwischen beiden Ländern wiederherzustellen, das würde dem Wunsch des bulgarischen Volkes entsprechen. Natürlich — so hat der Bischof hinzugefügt — solle die Selbständigkeit Bulgariens nicht leiden. Mit dieser Ein schränkung kann man Clement vielleicht beipflichten, falls einige Bürgschaften vorhanden sind, daß der Friede nicht mit einem panslawistischen Rußland, sondern mit einem Reich geschloffen wird, das nicht nur Ass K«Lg«riM. Der politische' Umschwung, der sich in dem Wetter winkel Europas, in Bulgarien, durch die brüske Ent lastung Stambulows vollzogen hat, führt zu Folge rungen von ernster Art, die indessen nach anderer Richtung hin ernster find, als man ursprünglich be fürchten zu müssen glaubte. Für Stambulow hat sich kein Freund ins Zeug gelegt, der Mächtige von gestern ist heute ein politische Unbedeutendheit und seine ausge sprochene Absicht, der neuen Regierung in der Sobranje Opposition zu machen, wird nicht zur Ausführung kommen können, da sich schwerlich ein Wahlkreis findet, der der Gestürzten als Volksvertreter in die Sobranje schickt. Wenn Prinz Ferdinand seit nunmehr schon sieben Jahren seinen Thron behauptet, den der in Bulgarien ungleich beliebtere und den Mächten im Westen weit mehr sympathische Battenberger hatte räumen müssen, so hat er dies einzig und allein Stambulow und dessen Gewalt mitteln zu danken. Nimmermehr hätte der jugendliche Prinz aus Wien ein Volk, wie das der Bulgaren, zu zügeln vermocht, als die russischen Wühler im Lande > umherzogen und die Bevölkerung gegen die ungesetzliche Wahl des Koburgers aufreizten. Da bedurfte der Fürst die energische Faust, die ihn auf den Thron gehoben hatte, auch zur Verteidigung dieses Thrones und Stam bulow hatte es verstanden, dem Lande die innere Ruhe zu erhalten und nach außen hin wenigstens den Schein innerer Konsolidierung zu bewahren. Nun nach sieben Jahren fühlte sich Prinz Ferdinand fest genug im Sattel, - um auch mit den gewöhnlichen Regierungsmitteln aus kommen zu können und Stambulows nicht mehr zu ' bedürfen. rung nur noch gesteigert werden. Frankreich. Der Amnestie-Antrag, den die radikalen Abgg. Goblet, Pelletau und Henry Maret in der Kammer einbrachten, zählt drei Kategorien von Verurteilten auf, denen die Maßregel zustatten kommen soll: 1) Rochefort und Dillon, die mit Boulanger vom Staatsgerichtshofe verurteilt, in der Verbannung leben; 2) die wegen Streik und damit zusammenhängenden Vergehen Verurteilten; 3) die wegen Preßvergehen Verurteilten. In diese Kategorie, heißt es in dem Gesetzentwürfe, gehören auch diejenigen Publizisten, „die wegen Aufreizung zu an archistischen Attentaten besttast wurden." (Präsident Casimir-Perier ist dem zweiten Anttage bereits zuvor ¬ stoß. Mehrere Personen wurden verhaftet. Kürzlich erschien eine Abordnung von drei Rumänen bei dem Minister des Innern in Budapest, um sich darüber zu beschweren, daß ungarische Gen darmen widerrechtlich bei einer Haussuchung einen rumänischen Pfarrer mit Wort und That mißhandelt hatten. Der Minister des Innern empfing die Ab ordnung wenig freundlich und sagte nach rumänischen daß es den Rumänen freistehe, auszu- der Nordlandfahrt des Kaiser paares wird gemeldet: Der Kaiser und die Kaiserin s°m°m Land; h-b-, aber d°b °r ,° allein ft-h- in dem ML' Land-, d-fsm p>ifch-s Ansehm « -M-ff-n, ja dchm ! Lg°"Sm" ° § Den Kaisermanövern soll nach der ,Magdeb. Im Westen Europas hat matt das Experiment der Ztg.' doch der russische Thronfolger beiwohnen. Ferner werden als Gäste des Kaisers bei den Manövern vollzieherwesens eine Aenderung in der Richtung angemessen ist, daß für die größeren Städte Gerichts vollzieherämter nach Art des in Hamburg bestehenden Amtes errichtet werden sollen. Die Erörterungen er- sttecken sich jedoch nicht nur hierauf sondern beziehen sich auch auf die wettere Frage, ob nicht in Preußen die Gerichtsvollzieher auf ein festes Gehalt zu stellen seien, unter Einziehung der von ihnen erhobenen Ge bühren für die Staatskasse, wie es in Sachsen, Olden burg, Reuß ä. L., Lübeck und Hamburg der Fall ist. Oesterreich-Ungar«. In Prag kam es bei der Vorfeier des Sterbetages des Johann Huß auf dem Bethlehem-Platze, wo Huß gewohnt hatte, zwischen mehreren hundert jungen Leuten und der Polizei zu einem heftigen Zusammen Gegen internationale Sondergesetze zur Be kämpfung des Anarchismus spricht sich der konser vative ,Reichsbote' aus, der den Rat gibt, den An archismus durch die bestehenden Gesetze und Polizei mittel zu bekämpfen. Man habe sich neuerdings gewöhnt, die Gesetze wie Waffen zu behandeln und überall, wo sich ein Uebelstand bemerkbar machte, Spezialgesetze ge macht. Aber alle hätten ziemlich das Gegenteil von dem bewirft, was man bezweckt habe, so die Kulturkampf- gefetze, die Polengesetze rc. Die Aussichten, daß es dem Ministerium Sagasta noch gelingeu werde, der Verschleppungspolitik des spani schen Senats in Sachen des deutsch-spanischen Handelsvertrages ein Ende zu machen, sind, wie offiziös geschrieben wird, auf den Nullpunkt gesunken. Die an dem Ausfuhrhandel mit Spanien beteiligten deutschen Industriellen werden daher gut daran thun, sich keiner Hoffnung auf die baldige Beendigung des Zoll krieges hinzugeben. Infolge der gesetzlichen Einführung der zwei jährigen Dienstzeit bei der Infanterie ist, wie ver lautet, kürzlich der militärische Wachdienst dahin ab geändert worden, daß jetzt unter Beibehaltung des zwen stündigen Postenstehens, die Wachmannschaften in der Regel auf zwölf Stunden die Wache beziehen, die Postenbesetzung nur in zwei Nummern erfolgt und den Wachmannschaften vor dem Aufziehen und nach dem Ab ziehen je drei Stunden Ruhe gewährt werden. Die ,Köln. Ztg.' teilt mit, daß im preuß. Justiz ministerium zur Zeit Erwägungen darüber angestellt Staub! 16j (Fortsetzung.) „Verdammt! Aber ich kenne den Kunden! Es ist Professor Karl, dem ich neulich als Historien maler gründlich da^ Handwerk gelegt habe. Die Kritik war blusig — noWetzt sitzen die Pfeile!" Fast raubtierartig schritt der hocherregte Maler das von Paula für ihn eingerichtete Atelier auf und ab. Er riß das Zeitungsblatt vom Boden und blickte wieder hinein. „Der Liebesbrief" und „Erste Balltoilette" waren ge- bührend » verarbeitet", selbst an „8ub rv8»" hatte sich die hämische Kritik herangewagt. Es ward weniger künstlerisch als „künstlich und manieriert" genannt. Und das gerade jetzt, wo sein Lebenspfad durch Paula von Horstens Liebe fast sprunghaft bergauf ging. Was würde sie empfinden, wenn sie die Kritik las? Bei solchen unliebsamen Ueberlegungen kam ihm auch zum ersten Male ernstlich der Gedanke: Liebt — sie mich wirklich? Ungeachtet aller Bevorzugung der Ge feierten und trotz seiner heißen Leidenschaft (oder vielleicht gerade'durch sie!) empfand er, daß ihr nur dämm die Hingebung fehle, weil der Gmndton ihres Wesens Egoismus war. Sie wahrte ihren Standpunkt heute immer noch wie am ersten Tage ihrer Bekanntschaft, und wenn sie von ihrem Throne herabstieg, war es weit mehr zu gunsten des Künstlers, als des Mannes. Diese Klugheit war vermutlich auch der einzige Grund, weshalb Windheim noch nicht auf richtiger Fährte war, obgleich er ein „weißer Othello", wie der Maler über zeugt war . . . Unwillkürlich dachte Willibald Fresenius an Kara Md ihre selbstvergessende Liebe! „Ich werde ihr selbst die Antwort bringen aus ihren letzten Brief. Wahrlich, ich glaube, ich habe ihn noch nicht einmal vollständig gelesen. Einerlei, sie soll mit ! mir zufrieden sein! Vor allen Dingen will ich aber ! Gewißheit haben, wer der Verfasser der Kritik ist. Ich ! reise morgen in erster Frühe — die Nachforschung muß gelingen! Besonders den famosen, letzten Passus werde ich ihm heimzahlen! Wie hieß er doch? „Das charakter lose Talent bringt es in der Kunst nur zum Virtuosen tum, aber niemals zur Künstterschaft!" Ich glaube, mein Herr Verfasser, Sie haben Ursache, meine Pfeile diesmal besonders zu fürchten, denn sie werden nicht spitz, sondern giftgetränkt sein! . . . Dazu .Titania' ! in der nächsten Ausstellung, für welche die Kunsthändler rechtzeitig die Lärmtrommel rühren sollen. Nein, der Ruhm ist keine Chimäre!" ! Die Nachricht von der plötzlichen Abreise des MalerS erregte an der Abendtafel viel Interesse. Ein jeder ver suchte die Lösung auf eigene Weise. Auch Paula riet hin und her, ohne sie finden zu können. Aber sie war überzeugt, daß derselbe im gegenwärtigen Augenblick ohne triftigen Gmnd nicht gehen werde. Das Elternpaar empfand es wie eine Erleichterung, auch Axel fühlte etwas ähnliches. Als der Wagen mit dem abreisenden Gaste nach der vierzig Minuten entfernten Eisenbahnstation davongerollt war, rieb er wie im Vergnügen die Hände und sagte lachend zn der Baronin: „Gib acht, Mama, in den nächsten acht Tagen platzt Windheim los! Schon vorgestern war er wie eine schlecht gekorkte Flasche. Nachgerade wird's aber auch Zeit, wenn mein schönes Schwesterlein nicht noch alles hier im Hause in Verwirrung bringen soll. Mit Laporte hat's nicht viel auf sich — für ihn möchte ich allenfalls Garantie übernehmen. Aber der Maler! Ich ahne, Paula hat ein stilles tonär« für den Farbenkleckser!" „Denkst du wirklich im Ernst daran, Axel?" fragte die Baronin erschrocken und ließ die mit Pünktlichkeit selbst geführten Milchverkaufsrechnungsbücher unwillkür lich in Erregung zur Erde gleiten. „Unmöglich! Aber wir kennen sie alle als unberechenbar . . . ." „Beunruhige dich nicht, Mama, es war nicht im Ernst gesprochen," tröstete Axel gutmütig. „Paula ist klug und kennt die Lage der Sache ganz genau!" „Dennoch " „Auch ich wünsche dringend ein baldiges, gutes Ende, vermutlich scheint sich die Sache durch das Weg gehen des Malers zu vereinfachen. Damm ist's!.. . Ich kann den Gedanken nicht von mir weisen, daß der Teufel durch den verflixten Maler sein Spiel mit uns treibt! . . . . Darf ich dich zum Obstaussammeln in den Garten begleiten, Mama?" 18. Traumhaft und eindruckslos zogen die nachfolgenden Tage an Paula von Horsten vorüber und wurden zu Wochen. Mit einem neuen Bande von Zola oder Tolstoy lag sie stundenlang in ihrer Hängematte, die ihr Laporte an einem versteckten Orte, tief im Grünen, aufgehängt hatte. Kurz nach der Abreise hatte Maler Fresenius geschrieben und über die Ursache seiner schleunigen Abreise ziemlich umständlich berichtet. Stolz hatte er hinzugefügt, daß seine Rache gegen die neidischen Kollegen bereits ein geleitet sei. „Titania", für deren Nachsendung er danke, werde das übrige thun. Die Kunsthändler seien davon entzückt, besonders weil es so modern-realistisch gehalten sei, daß es sicher die Menge blenden werde, ohne der Fachkritik besondere Angriffspunkte zu geben. Die „Fehler" seien Eigenschaften der neuen Schule und würden von einem großen Teil des Publikums für Vorzüge angesehen.... Allmählich verstummten die