Volltext Seite (XML)
JUHckl V Mlhrilhten ßMlstt flr MrMm, AmckliM, Achmftin, AkliHa, Agrrügrf, LiA, WMMßain, Jitchßm W«, SWis», MßMs,. LüWt, Pmtzk», ZtWHm, bmiüitz, rjnm. WIW», KnW M «MMii. Wil der Sonntcrgs-Krcrtis-Weiccrge „Deutsches Iumitteubcutt". Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 35 Pf., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wnd die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 36. Sonntag, den 25. März l 894 4. IaHrg. Hsterfest der hinweg wirf Dein Grämen und Hassen! Und der Gott, der regelt des Weltalls Lauf, Und Auf den Wiesen und Gärten und Haiden. Und Und Bald Der Wie Der Wie In die War die Hinweg des Winters letzte Spur, Voll Leben rings die weite Flur, Als Dankespsalm zum Himmel schallt Der Vöglein Lied in Feld und Wald! Bis Da Ostersonne gold'ner Schein, dringt er tief in's Herz hinein! Ostersonne Strahlenpracht, scheucht sie rasch des Winters Nacht! Wenn Komm Komm Er hält Dich auch am Herzen geborgen, Wenn Du blicktest vertrauend zum Himmel hinauf, So entweichen die Schmerzen und Sorgen. die Thräne Dir perlet, wenn Kummer Dich drückt, heraus aus den staubigen Gassen, heraus zur Natnr, die von Neuem sich schmückt, Bedeckt war rings das Feld mit Schnee, Es starrte Eis in Fluß und See, Der Sturmwind durch die Eichen saust', Auf dürrem Baum der Rabe haust. starrenden Fesseln des Winters gelegt alles ernährende Erde, Thauwind die Schwingen vom Süden her regt', Ein Jüngling kommt mit leichtem Schritt Und holde Blumen bringt er mit, Sein Antlitz strahlt im milden Schein, Das muß fürwahr der Frühling sein! die Fesseln, sie sprangen, die Erde erwacht beginnt in Grün sich zu kleiden, erglänzen die Blumen in lieblicher Pracht, erklang ein gebietendes: „Werde! Ostern. „Wacht auf, ihr Geister, deren Sehnen Gebrochen an den Gräbern steht, Ihr trüben Augen, die vor Thränen Ihr nicht des Frühlings Blüthen seht. Ihr Grübler, die schon fern verloren, Traumwandelnd dort auf wüster Bahn, Wacht auf! Die Welt ist neu geboren, Hier ist ein Wunder, nehmt es an. Ein Fest der Hoffnung ist das Osterfest. Vom ! Eise befreit sind Strom und Bäche, die aufathmende, j nach neuem Leben ringende Natur bat ihr schneeiges ' Leichentuch von sich geworfen, in Wald und Feld, ans Flur und Wiese regt es sich und sproßt es in z triebkräftigen, sruchtverheißenden Keimen. Den Sieg ! des Lichtes über die Finsterniß, die Auferstehung ! von Grab und Tod bedeutet uns das Osterfest, ein , Tag der Auferstehung ist es für die ganze Natur, : ist es für den einzelnen Menschen. ; Und wahrlich noth thut es, daß des Frühlings : belebender Hauch die eisige Rinde des Pessimismus sprengt, die uns Allen bangend die Brust cinschnürt. ! Mürrische, sorgenschwere, verbissene Gesichter sind es, denen des Frühlings lockende Boten auf Straßen und Gaßen, in den Palästen wie in den Hütten begegnen. Keine leichte, fröhliche, sondern eine schwere, unheilschwangere Zeit ist es, in der wir leben. Wirtschaftliche Sorgen lasten allenthalben j auf der Welt, Handel und Wandel liegen darnieder und noch fehlen die Anzeichen, daß dem wirthschaft- lichen Winter bald der belebende Frühling folge. Nicht genug der drohenden materiellen Sorgen, giebt uns auch umer politisches und gesellschaftliches Leben des Beunruhigenden die Fülle. Mit elementarer ! Gewalr wachsen in unserem Volksleben Strömungen und Bestrebungen empor, von denen Niemand weiß, ob sie schließlich zu gutem oder bösem Ende führen werden. Mit einer Heftigkeit, einer Leidenschaft lichkeit, die früher unserem politischen Leben fremd war, machen sich diese Strömungen geltend und reißen immer weitere Kreise mit sich, wühlen immer erfolgreicher den noch verschont gebliebenen Boden auf. Und während wir auf der einen Seite den ver derblichen Kamps Aller gegen Alle erblicken müssen, erhebt auf der andern Seite ein neuer, ein gemein samer Feind, wenn auch fürs erste noch schüchtern, sein Medusenhaupt: die Anarchie. ! Vorerst noch in stiller, nicht allzu furchtbarer Maulwurfsarbeit predigen diese Apostel einer neuen Lehre, die halb Verbrechen, halb Wahnsinn ist, den Satz, daß Alles, was entsteht, werth sei, daß es zu , Grunde gehe. Aber selbst Manche, die weit ab von jenen hirnverbraunten Wahnideen der Propagada der That stehen, fragen sich voller Bedenken, ob ! jener Satz nicht ein Kern der Wahrheit enthalte, ! ob denn unsere vielgerühmte Kultur wirklich des Lobes werth sei, das man ihr spendet. Indem sie ' behaupten, daß die wirthschaftliche Lage immer un- günstiger werde, und daß noch verlustreicher die Bilanz auf dem Gebiete der Moral sei, daß allent halben eine Zunahme der Verrohung sich geltend ! mache, und daß die Statistik der Vergehen und j Verbrechen eine schwere Anklage wider unsere Civilisatiou erhebe, gelangen sie zu den Rousseau'schen ! Traumidcen von der Rückkehr zu dem Naturzustande. O über diese verblendeten, unwissenden Thoren, die wegen der Fehler und Schwächen, der unver meidlichen Gefolgschaft jeder Errungenschaft, unsere in Jahrtausenden schwerer Arbeit und heißen Be- mühens geschaffene Kultur leichten Herzens über Bord werfen möchten! Wer nur einen kurzen Blick wirft auf den gewaltigen Weg, den das Menschen geschlecht von der trostlosen Sklaverei des Alterthums über die schütz- und rechtlose Zeit des finsteren Mittelalters zurückgelegt hat bis zu unserer heutigen Entwicklung, die Allen das gab, was früher das > Priveligium weniger Begünstigten war, Licht und ' Luft, Freiheit und Leben, der wird jene Ideen als Wahnideen, jene Anschauung als einen verwerflichen ! Pessimismus erkennen. Eine Zeit des kampflosen, friedevollen Glückes wird den Menschen niemals zu Theil werden. Mensch sein, heißt Kämpfer sein; und wenn wir in den Kämpfen der Gegenwart kleinlich verzagen wollten, so soll uns das heutige Fest ins Gedächtniß rufen, daß endlich einmal doch das Gute über das Böse, das Licht über die Finsterniß den Sieg erringen muß. Daß dem Wahren und Rechten, dem Edlen und Heilsamen, wenn es auch vorübergehend in den Irrungen und Wirrungen einer kampfbewegten Gegenwart zu unter liegen scheint, endlich doch eine herrliche Auferstehung zu Theil wird, dessen gemahne uns allezeit das Osterfest. Ihr sollt Euch all des Heiles freuen, Das über Euch ergossen ward! Es ist ein inniges Erneuen Im Bild des Frühlings offenbart. Was dürr war, grünt im Wehn der Lüfte, Jung wird das Alte fern und nah, Der Odem Gottes sprengt die Grüfte — Wacht auf! Der Ostertag ist da."