24 Das letzte Ziel der Bewegung ist eigentlich nicht der Uebergang zu einer der bestehenden evangelischen Kirchengemeinschaften, sondern die Durchdringung der heute noch römischen Kirche mit evangelischen Gedanken, um sie von innen heraus zu reformieren. Sie bedeutet den Protest des Einzel- und Volksgewissens gegen den Druck eines unumschränkten und ausländischen Priesterkönigtums. Alle diese Geistlicheu ersehnen eine Kirche, die ebenso die persön liche wie die nationale Selbständigkeit gewährleistet. Denn auch ihre natisnale Ehre lehnt sich dagegen auf, sich und ihr Volk ferner von einem Oberpriester bevormunden zu lassen, der nicht einmal ihrer Nation angehört. Das deutet schon der Titel ihres Blattes an: „Der französische Christ." Das sprechen die Führer der Bewegung auf klarste aus. So Philippot: „Wir sollten einen Italiener fragen müssen, wie wir Gott anbeten sollen! Die Italiener mögen den Papst mit der Regierung ihrer Gewissen beauftragen, das ist ihre Sache. Wir unsrerseits wollen französische Christen sein, nicht mehr eine Nation von Sklaven, die den Nömerv tributpflichtig sind." (I^s OörStion dran^uis. 1. IX. 1898.) So Bourrier selbst: „Frankreich muh über den Klerikalismus triumphieren und sich als Nationalkirche konstituieren." (l4s Lürötion IHanyais. I. I. 1899.) Auch hier, wie stets in der Geschichte, geht also mit dem religiösen ein nationales Erwachen Hand in Hand. Es ist aber nicht bloß natürlich, sondern unserer Ueberzeugung nach auch der einzig sichere Weg, um der Bewegung zur Reform des Katholizismus einen festen Rückhalt zu geben und ihre Zukunft zu garantieren, daß sich, wie wir schon sehen, zahlreiche dieser Priester der protestantischen Kirche änschließen, in der sie ein offenes Verständnis für ihre evangelisch freiheitlichen nnd völkischen Ideale sowie edelmütige Unterstützung finden. Die Zahl solcher römischer Geistlicher ist größer als man denkt. In warmer Teilnahme für das Los der wegen ihrer Ueberzeugungs- lreue nicht bloß dem Haß der Fanatiker, sondern auch infolge ihrer unpraktischen Erziehung bei dem Austritt aus der römischen Gemein schaft oft der bittersten Not ausgesetzten Männer sind eine Anzahl französischer Protestanten schon vor 12 Jahren zu einem Hilssverein ^Wuvro clss protrs8 8vrti8 cko l'^li86 romains" zusammengetreten; und das Werk hat sich gedeihlich entwickelt. Nicht weniger als hundert solchen Klerikern hatte es bereits Ende 1897 Hilfe bringen können, obgleich bei der Prüfung der Ge suche sehr sorgfältig vorgegangen wird, um nicht Unwürdige zu unterstützen. Denn statutengemäß ist nur denen Beistand zu ge währen, die „das Joch der römischen Kirche aus Gründen des Ge wissens" abschütteln.