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Schorr im Frühjahr 1897 verriet sie der Oeffentlichkeit ihr Da sein. Als nämlich Leo Taxil — diese seltsame Vermengung von Tetzel und Hutten — durch seine Enthüllungen ein solch blendend. Licht auf den unsagbaren Geisteszustand der sich ihres eigenen Denkens zu Gunsten des Papstes begebenden Welt geworfen hatte, geschah das seit lange Unerhörte, daß ein angesehenes Glied der Pariser römischen Geistlichkeit, der geistreiche Abbö Charbonnel, im Eclair (3. Mai 1897) sich offen dahin aussprach, durch diese Vorkommnisse sei die Autorität der römischen Hierarchie aufs tiefste erschüttert. Gleichzeitig machte er Front gegen den Aberglauben in der römische Kirche, gegen die Teufelsgeschichten, die Wunder von Lourdes u. s. w., ja sogar gegen die neuen Dogmen von der „unbe fleckten Empfängnis" und gegen den päpstlichen „Syllabus", um diesem römischen einen „anderen" Aathslizisnrns gegenüberzu stellen. — Noch mehr mußte es bemerkt werden, als in der Juli- Nummer (1897) der protestantischen „kovus Okrotianns" von diesem selben Abbo mit voller Nämensunterzeichnung ein Ar tikel über den Taxilschwindel erschien mit der Ueberschrift: „Aber gläubische und Mystifizierte". Dieser bemerkenswerte Aufsatz schloß mit den Worten: „Seit einigen Jahren befindet sich der römische Katholizismus sichtbar in einer Entwickelung der Frömmigkeit, die in schlimmen Täuschungen enden mutz. Erscheinungen, Wallfahrten, wunderbare Enthüllungen, Prophezei h- ungen, neue Kulte und neue Andachtsübungen, psychische Geschehnisse, mystisch-sinnliche Verzückungen, das scheint den größten Raum einzunehmen in den Manifestationen des religiösen Lebens der römischen Kirche. Man fängt damit an, an die heilige Jungfrau von Da Lalstts und von Douräog zu glauben, und man endet in dem Glauben an Diana VauAÜan, an die Oouosäon, an die Jungfrau von lill^-sur-LsuIlss. „Der Katholizismus hat entschieden ein wenig Protestantismus nötig. Einigermahen protestantische Katholiken, das sind zum Beispiel die Katho liken Amerikas. Wir können wohl, ohne sie im geringsten beleidigen zu wollen, den Gläubigen des Palladismus Taxils wünschen, doch lieber den Glauben und die Religion der Völker zu haben, welche Leute wie Gibbons und Ireland führen " Das größte Aufsehen aber erregte das öffentliche Glaubensbe kenntnis des Abbo Philippot, das dieser katholische Geistliche am 18. Juni 1897 an 700 Adressen versandte. Philippot, bei den Karmelitern erzogen, war Präfekt im Colleg St. Quentin gewesen und hatte verschiedene Rufe auf katholische Lehrstühle der Philosophie und Theologie aus religiösen Bedenken abgeschlagen. Als Pfarrer von Jeantes und dann von Plomion setzte er seine Studien eifrig fort, die ihm immer mehr Klarheit über die Irrtümer der römischen Kirche brachten. Die günstige Be urteilung des Protestantismus in einer Konferenzarbeit wurde Anlaß zu einem Konflikte mit seinem Bischof. Dieser untersagte ihm nämlich, je wieder in der Pastoralversammlung seine Ansichten dar zulegen. Darauf erließ der 40jährige Priester jenes öffentliche Glaubens bekenntnis, das in Rücksicht auf seine außerordentliche Bedeutung fast vollständig wiedergegeben sei: