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lichen Liebe besteht. Die wahre Vereinigung unter den Christgläubigen ist die, welche in der Einheit des Glaubens und in der Einheit der Leitung besteht." . . . Und dieser eine Leiter, Führer, Herrscher, Gebieter — ist nicht Christus — bin ich, jubelt's durch das ganze und alle folgenden Schreiben Leos hindurch. „In srüheren Zeiten," fährt er fort, „haben Morgenland wie Abend land einmütig und ohne Sträuben dem römischen Papst gehorcht . . . Mögen die Protestanten sich vor allem dies zum leitenden Grundsatz machen: dem Lehramt und der Autorität des Papstes müsse in allem nicht engherzig und mißtrauisch, sondern mit ganzer Seele und liebender Hingabe gehorcht werden." In „allem", das ist viel. Sogar bei politischen Wahlen, meinte der Jesuit Bouvier 1897 in semer-Feftpredigt für dre Generalver sammlung der Katholiken Frankreichs; und Kardinal-Erzbischof Sourrien von Rouen hat es am 21. Oktober 1897 bestätigt: „Der Papst begnügt sich nicht mit der Belehrung, er übt die Direktion aus, er ist Steuermann, er muß das Ruder führen . . . Und dazu brauch: er die Bischöfe. Er braucht fie, um seine oberpnesterlichen Gedanken den Katholiken ihrer Diözese bekannt zu geben und zu erläutern. Jeder Bischof trägt in seinem Herzen die Gedanken Leos XIII., klopft an die Thüre jedes christlichen Hauses und sagt: „Voüü la tortnno äs la Uranos!" — „Da ist das Glück von Frankreich!"" So erklärte der Kirchenfürst unter Bezugnahme auf des Papstes „apostolisches" Rundschreiben über die bevorstehenden französischen Wahlen.*) Aber in der Politik ist doch der heilige Bater nicht unfehlbar, er soll's doch nur sein in Bezug auf Glaubens- und Sittenlehred Wohl wahr: noch ist er's nicht, aber man weiß nicht, was ein kommendes Konzil noch alles beschließen kann, und besser ist's, man fügt sich bei Zeiten und macht sich nicht mißliebig am päpstlichen Hofe. Der Jesuit B. Gaudeau hat Recht: „In dieser Domäne geistiger Herrschaft würde der Papst nichts sein, wenn er nicht alles ist."**) Nur der „Teufel", meint Papft Leo, kann dahinter stecken, wenn die Protestanten und andere nicht cinsehen, daß der Papst an Christi Stelle getreten ist, und daß es heute nur noch darauf an kommt, sich ihm „in allem" zu unterwerfen. Am 21. Februar 1896 hat er deshalb ein neues Gebet den römischen Katholiken vorgelegt und ihnen „auf einige Zeiten" je 300 Tage Ablaß verheißen für täglich einmaliges Verrichten desselben. Es heißt: „Gebet nm die Wiedervereinigung der Kirchen", ist vom Kardinalvikar Parocchi — dem Kreund der Teufelsmiß Leo Taxil's — verfaßt und bittet u. a: „Seit dem Anfang deines Daseins bist du" — Maria — „siegreich über die Höllenschlange gewesen; jetzt, da die Not dringend ist, erneuere deine ehemaligen Siege. Wenn unsere getrennten Brüder" — die Porte stanten u. s. w. — „noch gegenwärtig in der Trennung vom gemeinschaft lichen Vater" — dem Papst — „dahinschmachten, so ist dies das Werk des bösen Feindes. Wohlan denn, enthülle du seine Fallstricke, zerstreue seine *) „Lemaino rslimeuso". ktousu 23. oot. 1897. „Oa lorro Lainto". ?ariü. 1896. 8. 260.