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seine Person die Lehren des Indiers zu leben, nun noch be stärkt, als er einsah, daß die so sehr wünschenswerte Willens stärke, die man auch als Charakterfestigkeit zu bezeichnen pflegt, erzielt werde durch die Bemühungen, sein Wollen event. Begehren zur Ruhe zu bringen, sich zur Resignation zu erziehen- Noch mehr aber wurde er von der Notwendigkeit der Willens verneinung überzeugt, als der Indier zu ihm sagte: Du findest bei allen Heiligen dasselbe Charakteristikum, ein mehr vder weniger starkes Aufgeben ihres eigenen Willens, also Willensverneinung. Du findest aber bei ihnen auch zu gleich noch ein anderes Charakteristikum, nämlich eine große Tugendhaftigkeit, ein Leben in der Weise, wie es Christus begehrte, indem er Selbstverleugnung, Nächstenliebe, demütige Bescheidenheit, Großmut, Mildthätigkeit, Barmherzigkeit, Geduld, Sanftmut, Gerechtigkeit und Uneigennützigkeit pre digte. Und zwar findest du stets diese Tugenden um so mehr vorhanden, je mehr du den eigenen Willen gebrochen findest, woraus schon an und für sich die Zusammengehörig keit von Willensverneinung und Tugendhaftigkeit hervorgeht resp. die Thatsache, daß ein Mensch um so tugendhafter wird, je weiter er es in der Schweigsamkeit seines eigenen Wollens und Begehrens, in der Resignation, bringt. Und da durch den Grad der letzteren auch der Grad der Heilig keit resp. Göttlichkeit des Menschen bestimmt wird, so ist es eben naturgemäß, daß, je mehr ein Mensch willensver neinend ist, er zugleich um so mehr göttlich (heilig) und tugendhaft sein muß. Und da du ein für allemal finden wirst, daß, je tugendhafter (und infolgedessen göttlicher und willensverneinender) ein Mensch ist, er auch nm so willens stärker ist, während er stets um so willensschwächer sein wird, je sündhafter und lasterhafter er ist, du also einsiehst, daß Willensstärke mit Tugendhaftigkeit Hand in Hand geht, während gleichzeitig auch Willensverneinung mit Tugendhaftigkeit Hand in Hand geht, so wirst 17*