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104 vollkommen interessiert zu sein, denn schweigend war seine Blickrichtung unverwandt dorthin gelenkt. Max Sall betrachtete ihn andächtig, von ehrfurchtsvoller Scheu vor diesem selt samen Menschen erfaßt. Plötzlich zuckte er zusammen. Unweit der Stelle, wo der Indier saß, bemerkte er deutlich die Bildung einer nebelartigen Wolke, welche in ihrer Gestaltung immer massiger und deren Inhalt wie in wirbelnder Bewegung erschien. Auf einmal — Max Sall rieb sich die Augen und über zeugte sich, daß er wach sei und nicht durch eiu traumhaftes Phantasiegebilde getäuscht werde — sah er oder glaubte er zu erkennen in der Wolke die Umrisse einer Hand, und noch nicht ganz sicher, ob er sich täusche oder nicht, streckte sich diese Hand und ein Arm, der sich nebelartig in der Masse der Wolke verlor, in der Richtung gegen Max Sall aus der Wolke heraus. Max Sall sprang entsetzt auf, es war das erste Mol, daß er so etwas beobachten konnte; er wollte einige Schritte zurückweichen, sab aber, wie die Hand ihm freundlich winkte, und, wie von einer fremden Macht getrieben, näherte er sich darauf der Wolke und — nein war es denn möglich! — sah, als er die Hand, die ihren Rücken wie zur Besichtigung Max Sall entgegenhielt, eine breite Narbe schräg über den Handrücken laufen. War ihm nun schon vorher die Form der Hand merkwürdig bekannt vorgekommen, so wußte er jetzt ohne Zweifel, und erkannte sie nun auch an weiteren Merkmalen, daß diese Hand seiner Mutter angehörte. „Mutter!" rief er, von überschwenglichem Gefühl der Freude ergriffen, und wollte die Hand ergreifen und drücken, hatte sie aber kaum erfaßt, als sie sich iu der Umhüllung seiner Hand in Nebel, in die Masse der Wolke auflöste. Max Sall griff au Herz und Stirn, ihm war so sonderbar zu Mut, so, als müsse in seinen! Innern irgend etwas bersten, auf seiuer Stirn standen Schweißtropfen, unverwandt blickte er in das bewegte Chaos der Wolke. Es erfolgte aber nichts,