Volltext Seite (XML)
— 10 — die, wie Extase und Somnambulismus sie von der leiblichen Existenz erst teilweise freimacht, durch den Tod erst ihre völlige Selbstständigkeit gewinnt. Hier nun hat die zeit genössische Wissenschaft einzusetzen, wenn anders ihr die Lösung derjenigen Fragen am Herzen liegt, die für uns am wichtigsten sind oder wenigstens sein sollten: was ist der Mensch und was wird aus ihm nach seinem Tode. Auf dem naturwissenschaftlichen B.oden stehen bleibend, können wir uns natürlich auch psychische Kräfte nicht völlig losgelöst von der Materie denken; die naturnotwendige Ver einigung von Stoff und Kraft ist für uns Axiom. Was also die okkulten psychischen Kräfte des lebenden Menschen be trifft, so könnte eine, wenn auch noch so lose Verbindung mit den körperlichen Elementen als Substrat derselben dienen. Dieses aber wird ihnen durch den Tod auf alle Fälle entzogen. Es muss mithin, falls das supponierte trans zendentale Subjekt nach dem Tode des Menschen überhaupt noch existiert, eine gewisse stoffliche Unterlage verbleiben. Schon die alte indische Weisheit erkannte dies ganz richtig und setzte für den den leiblichen Tod überlebenden Geist den Astralleib als materiellen Stützpunkt. Die Naturwissenschaft stand solchen Ideen, wenn sie ihnen überhaupt nähertrat, bis vor kurzem ziemlich ratlos gegenüber. Solange, wie sie nur mit den Molekülen und Atomen der bekannten Elemente rechnete, hatte sie keine stoffliche Hülle für eine supponierte Seele zu vergeben. Etwas anders wurde die Sache schon, als die Erkenntnis des Lichts als Schwingungsvorgang die Annahme eines Lichtäthers erforderte, dem bereits solche stoffliche Feinheit vindiciert werden musste, dass er, gleichmässig durch den Weltenraum verteilt, sich mithin dem Schwerkraftsgesetze entzog. Nun haben wir aber heut zu Tage noch andere Wellenbewegungen kennen gelernt, deren Substanz von solcher Feinheit sein muss, dass es sich jeder menschlichen Vor stellung entzieht. Auch ist durch die Forschungen von Herz, Rosenbach u. A. unsere Vorstellung über das Ver hältnis von Kraft und Stoff zu einander ein so total anderes geworden, dass es nicht mehr unwissenschaftlich genannt werden kann, wenn wir für die „psychische Kraft,“ für unser transcendentales Subject, nach dem Tode noch eine materielle, wenn auch übersinnliche Basis reclamieren. Cartesius suchte die Seele in der Zirbeldrüse, fand sie aber nicht, wie Prof. Hyrtl launig bemerkt. Ebenso muten uns die Versuche des Materialismus an, die Seele zu entdecken, weil er sie da sucht, wo er sie nicht finden kann, in der sinnlichen Sphäre.