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5 von .Himmel und Erde, mussten ihre übernatürliche Mission durch ihre Herrschaft über die Natur, durch die Aufhebung der Naturgesetze, darthun, d. h. Wunder verrichten. Moses und Mohammed, und wie die Religionsstifter alle heissen mögen, waren Wunderthäter, und selbst die Verkündiger der reinen und edlen Christuslehre wiesen auf die Wunderthaten Jesu hin, um dessen göttliche Sendung zu beglaubigen. Zu diesem Jenseits, wie es uns die Kirchenlehrer konstruieren, vermag die moderne Naturwissenschaft allerdings keine Brücke zu schlagen, und eine Fortdauer des Menschen nach dem Tode kann unter solchen Bedingungen die Wissenschaft weder annehmen, noch ist sie gewillt, einen Beweis hierfür auch nur zu suchen. Diese Brücke lässt sich nur schlagen, wenn man das Jenseits seines übernatürlichen Charakters entkleidet und in die Sphäre des üebersinnlichen versetzt, dies aber zu thun hat uns erst die moderne Philosophie ge lehrt, und dies zu dürfen mit vollem Verständnis der darin liegenden Tragweite und unter ausreichender Begründung solchen Verfahrens ermöglicht uns erst die heutige Natur wissenschaft. Auch die alte und die ältere Philosophie hat sich zu einer derartigen Anschauung nicht durchgerungen, dafür war sie von jeher zu sehr mit den religiösen Ideengängen ihrer Zeit verwachsen, die ihrerseits wohl nichts anderes sind, als der populäre Niederschlag der jeweilig herrschenden philosophi schen Vorstellungen. Wenn wir nun im Anschluss an die Anschauungen du Prel’s und andrer Forscher aussagten, dass die Brücke zur Erkennung der lebendigen, den Tod überdauernden Seele des Menschen für die Naturwissenschaft geschlagen sei, so bald wir die Seele aus dem unbeweisbaren Reiche des Ueber- natürlichen in das beweisbare Reich des Üebersinnlichen ver setzen, so wäre es viel zu weit gegangen, wenn wir an nehmen wollten, dass die zeitgenössische Wissenschaft selbst diese Brücke bereits geschlagen hätte. Dies ist keineswegs der Fall. Die Wissenschaft hat uns nur das Material ge geben, und einzelne helle Geister haben dieses bereits derart gesichtet und vorbereitet, dass wir wissenschaftlich die Zu lässigkeit einer derartige Ziele verfolgenden Forschung be haupten dürfen. Beobachtungen, die sich mit den zu ihrer Zeit bekannten oder angenommenen Naturgesetzen nicht vereinigen liessen — und an solchen hat es nie und nirgends gefehlt, — wurden von einer früheren wundergläubigen Zeit einfach in das dem Zeitbewusstsein geläufige Reich des Uebernatürlichen versetzt,