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1893 Schandaus Sonnabend, den 27. Mm sowie Wir l>chen daher wohl »ich! fehl, alleren Mannschaflcn. wirlhc hcrvorgcrnfcn habe, wie wohl scllcn eine Bcwcgmig. Großgrnndbcsitzcr sowohl als Kleinbauer waren aufgcstandcu, nni endlich einmal zu proleslircn gegen die Nothlage, in welche die Landwirlhschaft durch verschiedene falsche Wirlh. schnslspolstil gekommen ist. Redner bewies, daß die fehlen Gctrcidcpreisc niedriger seien als die ProductionSkostcn nnd das; die Hanpljchnld daran die Börse und der Terminhandel trügen; wer diese Geschäfte macht, wird wohl Jedem bekannt jein: die Blutsauger des Mittelstandes, die Inden. Dem armen Manu würde durch die jetzigen niedrigen Preise durchaus kein Borthcil erwachsen, da nicht er, sondern die sogenannten „Börfcnjopper" »los Ruhen aus dem Steigen oder Fallen der Gelrcidcprcisc zögen nnd diese Manipula tion vollständig in ihrer Hand hätten. Redner erklärte weiter, das; die Handelsverträge mit Oesterreich ebenfalls einen grossen Drnck auf unsere jetzigen Preise anSübleu und warnte vor weiteren Abschlüssen mit Russland, da dann der Ruin der deutschen Landwirlhschaft vollständig hcrbeigcführt werde und wir ähnliche Zustände wie in England bekämen, wo ganze Flächen nur zu SporlSzwcckeu benutzt würden, da ein Anbau von Getreide nicht mehr lohnte. Daher wäre cö au der Zeit, dass alle Landwirthc sich zusammeuthätcn, um eine mächtige Partei zu gründen, mit welcher im Parlament gerechnet werden müsste und cs werde auch mit dieser Partei gerechnet werde», wenn wir alle einig seien. Ein weiterer Grund zum Niedergang der Landwirlhschaft sei die Wühr« ungSsragc nnd der damit in Vcrbindnng stehende Valnta- Anofall. Redner empfiehlt für nnscrc Verhältnisse die Doppelwährung, obgleich die Einführung derselben nicht so schnell zn erlangen sei. Redner ging nnn über zur Stell ung des Bundes zu den verschiedenen Parteien nnd betonte ausdrücklich, daß der Bund der Landwirlhc ausschließlich conscrvativcr Richtung sein müsste nnd ziemlich dieselben Tendenzen verfolgte wie der Antisemitismus. Letzterer ginge nnr etwas zn stürmisch vor, während von Seiten des Bundes allerdings auch der Jndcnwirthschafl ordentlich zn Leibe gegangen werden sollte, nur auf eine etwas feinere Art. Nachdem nochmals Redner allen an'S Herz legte, einig zn sein, nm die Landwirlhschaft wieder zu heben nnd dies sei blvS durch Beitritt zum „Bunde der Landwirthc" zu er zielen; ein jeder müßte nach Kräften Mitwirken, daß jeder Nachbar, Freund und Bekannte dazu träte, schloß er seine« mit großem Beifall anfgcnommenc», höchst interessanten Vortrag, für welchem ihm viel Dank gezollt wurde. Nach dem Vortrag kam die Wahlfragc für den kommenden Ncichö- tagScandidalcn zur Aussprache und erhielt zunächst Herr Rittergutsbesitzer Höncrbach-BcrlhclSdorf daö Wort. Der. selbe führte au, daß er Seile» dcö rcichölrcucn Vereins Pirna angegangen worden sei, eine Eandidatnr zn überneh men, er habe diese schließlich auf dringcudcö Ersuche», der gulc» Sache halber auch angenommen, jedoch nnr nnlcr dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß sich alle rcichötrcncn Parteien des Bezirkes anschlösseu nnd leine Zersplitterung entstehen würde. Man ist darauf mit der antisemitischen Partei in Untcrhandlnug getreum nnd haben dieselbe» er klärt, daß sic ihre» eigene» Eandidatc» a»sslellcn würde» »nd sich der Ansicht des rcichötrelicn Vereins nicht fügen würdcm Hcir Hünerbach erklärte daranf, in Betreff der gnlcn Lache, seine Candidatlir znrückgczogm zu habe», nm ja keine Zersplitterung herbeizlisührcu, und wurde ihm ob dieser cdclmülhigcn Handlung ein einstimmiges „Bravo" zugernfen. Herr Hünerbach bat noch alle Anwesenden, ja nm Wahltage die Stimmen für den antisemitischen Candi- datcu, Herrn Lotze zn geben, jedoch im übrigen dem Con- servaliöluus treu zu biciben, da dieser Partei wohl eine längere, solidere Grundlage uachzuweiscu, als dem jungen, stürmischen Antisemitismus, welcher jedenfalls so schnell er gekommen ist, auch etwas ruhiger werden werde. Redner bclonlc ausdrücklich, daß der Eouscrvatismus dicselbeuTcudeu- zeu verfolge, wie der Antisemitismus: Vernichtung dcSJndcn- Dic politischen Wimdlungen seit der Militär- Vorlage. Wohl noch keine vom BundcSralhc dem NcichSlagc nnlerbrcilelc Gesetzesvorlage hat so viele politische Wand lungen nu öffentlichen k'ebcu nnd den Parlcivcrhällmsicu Deutschlands hervorgerusm, als die heftig nmstrillcnc jüngste Militärvorlagc, und es ist nngemcin lehrreich für den Wahl kampf nnd die späteren RcichSIagövcrhandlnngcn, einige Rückblicke ans diese Wandlungen zu thnn. Zunächst muß da sestgestclll werden, daß, als im vorigen Herbste ziemlich unvorbereitet in ihren Mclivcn und Wirkungen, die Militär- Vorlage bekannt wurde, die Stimmung in fast allen Par teien des Volkes eine scharf ablehnende war, denn man er blickte in derselben eine ganz unbegrenzte Belastung mit neuen Stenern und neuen Soldaten. Es war diese Bc- urthcilung auch sehr erklärlich, wenn man in Berücksichtig ung zieht, daß anch in den verflossenen sechs Jahren stets dem Reichstage eine neue Hecrcsvorlagc unterbreitet worden war, und selbst heute wird noch mancher sonst gute Palriol noch deshalb ein Gegner der Milstärvorlagc sein, weil er in derselben lediglich eine Fortsetzung nubcgrcnzlcr mililüri- scher Lasten erblickt. In Wirklichkeit verhält sich die Sache aber doch wesentlich anders. Die Mstilärvorlage erstreb! nicht nnr eine wesentliche Steigerung der militärischen Leist ungen des deutschen Volks durch die Mchrcinstcllung von ca. 70000 Rekruten jährlich, sondern sie bezweckt auch eine grundlegende Reform nuscrcS Hcercöwescnö durch die allen Fußlruppcn bewilligte zweijährige Dienstzeit, durch die Ver stärkung der jüngeren Jahrgänge nnd die Eullastnng der Bad Schandau. »It! liUI- Illlll I!lNl<M8tilIt Kl MMtzt vom 1. Juni ab bis ans Weiteres von morgens 6 Uhr bis 7 Uhr abends. Irisch-römische und russische Dampfbäder täglich für Männer von 10—12 Uhr vormittags „ Frauen von 2— 5 „ nachmittags. wenn wir behaupten, daß dieser erst allmählich iu seiner Bedeutung gehörig erkannte Hecresreformplan doch vielfach eine Wandlung in seiner Vcurthcilnng hcrvorgcrnfcn hat. Welchem Familienvater, wenn er Söhne hat, sollte co wohl anch glcichgillig sein, ob dieselben künftig zwei oder drei Jahre im Heere zn dienen haben? Oder welchem Familien vater sollte, wenn er Landwehrmann ist, nicht ein Gefühl der Beruhigung ergreifen, wmn er erfährt, daß durch die Mehrcinstcllnng von jährlich 70000 Nckrulcn seine (des LandwchrmanncS) unmittelbare Verwendung vor dem Feinde im Kriegsfälle unwahrscheinlich werden soll? Stcucrpolilisch nnd wirlhschaftlich ist auch imchgcwicscn worden, daß die Hccrcsunkoftcn in Denlschland anch nach der Reform nichl so groß in Deutschland sein werden wie z. B. in Frankreich, Oesterreich und Jtdlieu, daß also das denlschc Volt die Ko- slcn tragen können wird, znnml wen» man mit den ucucn Stenern die unteren und mittleren Votksllasscn verschont. Diese Erwägungen haben, abgesehen von den Socialdcmo- kratcn, bereits im alten Reichstage schon allc Parteien mehr oder weniger geneigt gemacht, sich mit der Regierung über die Militärvorlagc zn verständigen, znmal die Frage des stärksten Schutzes des Vaterlandes doch gar keine Parlcifrage sein kann. Und lrotz der nun bald sehr hoch gchcndcn Wo gen dcö Wahlkampfes dürflc der Gcdankc des Vergleiches, der Verständigung in der Frage der Hecrcsrcform, wohl auch doch noch znm Herr schcndca werden. Wir sprechen dies aus, ohne auf die Art der Abstimmung der Wähler, welche »ach eigenem Unheil zn entscheiden haben, Einfluß üben zu wollen, zumal cö nach nnscrer Auffassung nicht nnr einen sondern mehrere Wege der Verständigung giebt. Locales und Sächsisches. Schandau. Vom 1. Januar bis init 20. Mai dieses Jahres sind iuogcsammt 3278 beladene Fahrzeuge gcl'aug, H-mp>Mamtc Schandau zur Abfertigung . . 3'" Anschluß an die dicgjähr. Hauptversammlung des österreichischen SchulverciaS, welche am 22. Mai zn --r-cplitz abgehalttn wnrdc, ist M 23. Mai ein Auöslng Nichtamtlicher Theil. nach Telschen unternommen worden. Eine Anzahl der Vcr. lrctcr dcr österreichischen Ortsgruppen traf jedoch am 24. Mai mit dem Dampfschiffe Nachmittags 2 Uhr 20 Mi- unten auch in Schandau ein, um hicrselbst dem deutschen Schulvcrcinc einen Besuch abzustattcn. Die österreichischen Gäste ncbst Damen wurden bei ihrer Ankunft vom Vor stande dcr hiesigen Ortsgruppe begrüßt nnd nnlcr Musik znm Elbhotcl getestet, woselbst das Mittagöcsscn eingenommen mm de. Herr Holzhändlcr Noack, dcr Vorsitzende dcr hic- sigcn Ortsgruppe, hieß die erschienenen Gäste nochmals herzlich willkommen. An dcr Spitze derselben waren ans Wien anwesend: dcr Obmann dcö öslcrrcichischcn Schnl- vcreiuö, Hcrr Ur. Wcillof; der Obmann-Stcllvcrtrcler, Herr Ur. von Krans; Hcrr Freiherr von Dumreichcr nnd an dere Herren. Von dcnlscher Seile waren zugegen: Herr Geheimer NcgicrnngSralh Prof. Ur. Böckh ans Charloltcn- burg-Acrlin, dcr Vorsitzende dcö Hanplvorslandcö des all- gcmcincn deutschen Schnlvcrcinö; ferner Herr Ur. Thießen, der.Schriftführer des Hauplvorstandcs; Hcrr Pfarrcr Gam pers dcr Vorsitzende des LandcSvcrbandcs Königreich Sach sen; Hcrr Ur. von Seidlitz ans Königsberg, Herr Prof. Ur. Herrmann ans Baden, Herr Karl Pröll, dcr Heraus geber dcö dcntschen NalionalkalcndcrS, nnd andere Herren. Nach 4 Uhr wnrdc unter Führung des Herr» Schnldircctor Dreßler, des frühere» Vorsitzenden der hiesigen Orlö- griippc, eine Bcsichlignng des Sendig'schcu Königsparkcö nttlcrnommcn, während ei» anderer Theil dcr Festgcnosscn die Ostrauer Scheibe besuchte. Nach '/^7 Uhr fand im Spcisesaalc dcö Kurhauses ein Commers statt, an welchem auch die Damen thcilnahmcn. Die hiesige Knikapelle führte unter Leitung dcö Herrn Musikdirccloro Schildbach den musikalische» Theil in vorlrefflichcr Weise ans. Waö die gehaltenen Reden betrifft, so feierte zunächst Hcrr Bürger meister Wieck die ans Oesterreich in unserer Stadl erschie nenen Gäste in einer schwungvollen, allerseits mit großem Bcifallc anfgenominenc» Ansprache, insbesondere daranf hinweisend, daß cö zwar in Dcnlschlaud nichl schwer sei, Milglied des Schnlvercinö zu sein, wohl aber im AuSlande. Ferner sprach Hcrr Schnldircclor Dreßler im Namen dcr hiesigen Orlögruppc, in bcrcdlcn Wollen die gemeinsamen Bcslrcbnngcn der beiden Schnlvcrcine schildernd. Aus dcr Fülle dcr weiter folgenden Reden sei insbesondere die An sprache des Obmannes des österreichischen Schnlvercinö, des Herrn Ur. Wcillof ans Wien, erwählst, welcher anch die Grüße dcr Stadl Anssig übcrmiltcltc. Die froh verlebten Feststunden, welche nnr zu schnell verschwanden, werden allen Thcilnchmcrn eine schöne Erinnerung bleiben. Ein großer Theil dcr öslcrrcichischcn Gäste mnßlc bereits nach 9 Uhr scheiden, nm die Rückreise anznlrclcn. Ein kleinerer Theil nur gedachte iu unserer schönen Elbstadt bis znm anderen Tage zu verbleiben, um dann von hier noch zur diesjähri gen Hauptversammlung dcö denIschen SchnlvcrcinS sich zn begeben, welche vom 25. bis 27. Nini in Dresden abgchallen wird. — Referat über die am 24. Akai e. iu Hcgcnbarth'ö Etablissement abgchallcncn Versammlung dcö Bundes dcr Landwirlhc. Als Vorsitzender sungirte Lch»gcrichlö- bcptzcr Zcis-Strnppcn, als Stellvertreter: Nillcrgulsbes Döncrbach--Berthelsdorf, als Schriftführer: Ritterguts. Pachter Barthclö.Prosscn. Die Versammlung war gul bc- fncht, meist von Landwirthcn dcr Umgegend, jedoch auch von vcrschicdcncn Bürgern Schandaus. Nachdem dcr Vor. sitzende die Versammlung begrüßt nnd mit einem begeistert ""f Kaiser Wilhelm und König Mbcrt l cn r^ 7 V-n-n Gutsbesitzer Schusidt-Kleiu- Gm ä" cmcin Vortrag zunächst über die Nd^ Zweck dcö „Bnndcs dcr Landwirlhc". Redner bezog sich auf die am 18. Februar c. in Berlin z ammcngc retcue Vcrsammlmig dcö Bundes dcr Land- wulhc, welche eine Begeisterung in den Kreisen dcr Laud- «I o i R O. .1 ii » H 18»», Vormittags 9 Uhr al» Termin rn Verkündung des ÄcrtbcillMgsplancö aubcranmt wo,den Eine klcbersi^ dem Grnndstückc tastenden Ansprüche nnd ihres Rang- i Verhältnisses kann in dcr GcrichlSschrcibcrci des nntcrzcichnclcu Amtsgerichts cingcschm ! werden. Schandau, deu 11. April 1893. Königliches Amtsgericht. «hl-. Zwangsversteigerung ,m Lw«-^7-"'N'» L Berger eingetragene Ar Flächeninhalt, m"" sLLU ISM Mm, M «»'hiesiger GcrichlSslcll- zwangsweise versteigert werden »nd cö ist «Ivr 2. .1 iiiii 1 8 » » , Vormittags 1k Uhr als Aerstcigerungötermin, 'n««». » »dr, „I, d»° !>>-»->-»-« "'«»>'» m> m " b" SO!-. >» D--«-- -Md «-!»!« d-< Ächsische WjeÄMtz Amtüblrrtt ... ,.ch» »MD ...