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sich gleich nach Tisch ans den Weg, um die Ein- vird Billigung der Frau Brenner zu erbitten. Ler- Dieselbe machte ebenfalls die Einwendungen, lück- nem >gar ob die ihre Mutier schon gemacht hatte, musste aber auch, überzeugt von dem ehrlichen Wollen der Werbenden, schliesslich nachgebcn. So begaben sie .sich denn zu den ängstlich hier Lcr- ans irls dem Heu, cs oscr ncn sein sien >ohl neu Heu, harrenden Mädchen, die beide am Fenster saßen und nähten. Als Frau Brenner auch in das Zimmer trat, konnle sie ein zufrie denes Lächeln nicht unterdrücken, als sie die vier jungen Menschenkinder so glücklich bei sammen sitze» sah. Als Karl und Max endlich gehen wollten, fragten sie, ob sie morgen nachmittag kommen dürsten, um die Damen zu einem gemeinschaftlichen Spazier gang abzuholcn, und im Namen ihrer Rutter möchten sic sie zu einer gemütlichen Bowle bitten, die nach einem Spaziergang ehr gnt munden wird. Dies wnide ihnen auch zugcsagt und gestaltet zu kommen, wann cs ihnen beliebe. nne Ala sic zu Hause ankamen, traten ihnen daß ihre Cousinen schon entgegen nnd brachten reu, iu komisch feierlicher Weile ihre Gratulation vor, da Fran Schildert ihnen ans Befragen crz- mitgctcilt hatte, was sie Vorhalten. Die litt- beiden Mädcben befanden sich ebenfalls in alte gehobenster Stimmnng, denn Klara hatte ich von ihren« Verlobten einen Brief, den ersten die Liebesbrief, erhalten, worin er auch einen I Gruß an Lisbeth von deren ihm persönlich alls befreundeten Anbeter bestellte. So war also !der! überall nngelrübte Freude und srohe Hoff- oon uung. Emma nnd Gertrnd nahten heule hob eifriger dcnu je, und ihre Mutter spornle gen sie „och „n, iudem sic sagte: „Ja, ja, nun es beeilt Euch nur mit der Arbeit, denn nun ena müßt Ihr Emre Aussteuer doch »och neben- cste I her fertig machen." en- So kam also der eräe Osterscierlag her- st'a an, der, für alle hierbei Beteiligten zum sich wabren Freudenfest wurde in des Wortes da schönster Bedeutung. so - "" „Zchön-Anncheu auf dein -->> «allton." lltc I Eine neue Geschichte uns dem alten Berlin. Von Alvin Lormcng. IMchdruck »erboten.« wl> Ulst Ain einem weiten, von Blumcndnft durch- h>u wogten, herrlichen Garten lag zwischen uir Gruppen hoher Bilchen ein zierliches, villeu- artigeü Schweizerhans, au dessen einer Glebcl- ich seile nach deiil Garlcn hin ein von Epheu- ^st ranken dicht besponncncr Balkon hcrvor- och raglc. 5« Wie paradiesisch aber der Garten, nnd en wie traulich oas Häuschen im Acußeren sich >de zeigte, so wenig herrschte doch im Innern be- desselben Zufriedenheit oder gar Glück. — stn Das ganze Besitzt»«» crschie» wie ailSgestorben. >en Zci» Laut drang aus dem Hause hervor. Und in dem Garten war ost wochenlang kein llc, I mciischlichcs Wesen zu sehen. Wer jedoch hinaufblickte zu dem Epheu- cn, balko», der gewahrte dort, halb verborgen och hinter dem dnnkeln Lande, das marmor- oie bleite Antlitz eines jungen Mädchens, dessen Augen schwermütig-trübe hmausstarrten in EN die Weile oder träumerisch, mit überirdisch lte verklärtem matten Lächeln sehnsuchtsvoll an emporschweiftcn zu»« ferne» Himmelszelt. — l'n Tag für Tag und oft vo» früh bis spät als weilte sie dort oben; »»d ma» nannte sie deshalb nur noch „Schön-Annchen auf dem de Balkon". — Die Eltern aber, völlig nieder gebeugt von dem Kummer über bas, Leid ihres einzigen Kindes, ließen willenlos sie gewähren. Waren sie sich doch nur zn wohl ihrer eigenen Mitschuld an dem ganzen Un heil bewußt, da sie Schön-Annchcn überaus schwache und leichtherzige Erzieher gewesen und dieselbe stets ihre eigenen Wege hatten gehen lasten, das „liebe Kind" in all' seinen Launen ungezügelten Jugendübermuts durch übergroße Nachgiebigkeit, ja Freude daran bestärkt hatten. In ihrem siebzehnten Jahre hatte Annchen, die wegen ihrer seltenen körperlichen Reize nicht anders als „Schöu-Anuchcn" geheißen ward, einen ' jungen französischen Offizier kennen gelernt, welcher sich zum Vergnügen einige Zeit in Berlin aufhielt. Sein mäuii- lich - schönes Aeußerc und jugendfrischcs heiteres Wesen waren wohl geeignet, ein Müochenhcrz zu fesseln. Den Eltern aber konnte er als Schwiegersohn sicher will kommen sein, da er unumschränkt über ein bedeutendes Vermögen zn verfügen hatte. So erwachte denn bei seinen Schön-Anachei« dargcbrachten Huldigungen in derselben eine Art Neignng für ihn. Sie ward, als er Herz und Hand ihr darbot, mit Freuden seine Braut. Und der Beglückte fnhr mit ihrem Bildnis am Herzen nach Paris, um dort schleunigst alle Vorbereitungen zu treffen und dann Schön-Annchen als Gattin heim- zusührcn. Doch bei den Göttern war es anders beschlossen. Lonis de Marival, so hieß der Offizier, war kann« in Paris angelangt, als der Ruf „zu den Waffen!" erscholl. Frankreich fühlte sich wieder einmal bemüssigt, den Friedens richter mit der Peitsche zu spiele»: in Spanien den Anfruhr z» unterdrücken. Hinter solchen« Rufe mußten natürlich Mari- valü Liebe nnd Sehnsucht zurückstchn, und fenrigen Mutes folgte er seiner Fahne auf dem Kricgözuge über die Pyrenäen. Doch in der ersten Schlacht bereits ward er schw r verwundet nnd gefangen genommen. Seine Briefe an Schö»-A»»chci« blieben daher ans. Und endlich verbreitete man sogar die Nachricht, daß er an seinen Wunden ge- storbcn sei. Schön-Annchcn «var die Sache im ersten Augenblick sehr fatal. Aber um sich darüber tief oder gar lauge zu grämen, war sic viel zu „vernnuflig". Im Gegenteil hatte sie nicht nur Kalo den schmucken Franzosen ans ihrem Herzen völlig verbannt, sondern auch ebenso schnell in der Liebe eines nicht minder schmucken Landsmaiines vollständigen Trost, sowie in des letztere«« Person einen Ersatz für jenen gefunden, mit dem sie nnd die guten Eltern recht woyl sich begnüge» konnte»; war es doch nicht so übel, mit einer so hochstehenden und reichen Adelsfa milie verschwägert zu werden. Auch der Baron von G. ward daher von Schön- Annchcn ohne Zögern mit ihrer „Gegen liebe" beglückt. Auch er empfing, nachdem sein Antrag von der Holden mit — schüch ternem „Ja" angenommen worden, das Liebesunterpsaiid derselben, ihr Bildchen. Und so erwartete man in dem Schweizer- Hänschen, höchst befriedigt von solch glück licher „Schicksalsfügung" vergnügt den nahen Hochzeitstag, ai« welchem die Ange legenheit zum auten Abschluß komme«« sollte. Bei deu Göttern aber mar es anders beschlosten. Eines nachmittags saß Schöii-Annchcn in einer Laube des elterlichen Gartens nnd f harrte ihre« „Herrn Bräntigams". Doch mehr als eine Slnndc über die Zeil, z« welcher derselbe hatte erscheinen wollen, war bereits verstosse««, ohne daß er sich blicke«« ließ. Schön-Annchen war empört darüber und bereitete sich vor, dem Varon eine ge hörige Standrede zu hallen. — Da plötzlich galoppierte der Reitknecht desselben heran, hielt vor der Gartenpforte und saß sofort ab. Schön-Annchen war auf's höchste er- stannt und eilte jenem entgegen, jetzt befürch tend, es könnte seinem Herrn ein Unglück zngestoßen sein. Doch mit eigentümlichem Lächeln reichte ihr der Reitknecht galant ein versiegeltes Päckchen, indem er beurciktc: „Der Herr Baron lasse«« dem gnädigen Fräu lein einen guten Tag wünschen! Und dieses hier soll ich dem gnädigen Fräu- lein abliefern." Dann schwang er sich rasch in den Sattel nnd sprengte nach einem knrzen, doch merkwürdig höflichen Gruße wieder davon. Schön-Annchen war nicht wenig verblüfft darüber, daß er sie nicht einmal hatte zu Worte kommen lasten; und regungslos starrte sie ihm nach, blS er ihren Blicken entschwunden mar. Dann erst achtete sie Mieder des Päckchens in ihren Händen. Schnell zog sie sich von der Straße zurück in den Garten, löste dort in banger Unr««he hastig von jenem die leichten Siegel und hielt alsbald in den zitternden Fingern — die beiden Bildnisse, welche sie dem Fran zosen nnd dein „LandSmanne" als Liebes zeichen verehrt hatte, sowie ein Billet mit folgenden büiidigen Worten: „Hochwohlgeborenes gnädiges Fränlein! Die beiden crgcbenst Unterzeichneten trafen hier durch souderbarcn Zufall zusammen, und «vaS sie dabei fanden, war mehr, als Beide zu finden sich träumen lasten konnten. Doch eines solchen Fundes wegen sich den Hals zu breche««, wäre Heller Wahnsinn. Man würde und müßte uns, wenn wir das thäten, für Narren halte», welche der Hörner wert gewesen. Und andererseits können wir jenem Zufalle uur dankbar sei««, daß er durch den bewußten Fand uns noch zu rechter Zeit vor einem „Ne in falle" be wahrt hat. Im übrigen aber geht cs nicht wohl an, daß «vir beide zugleich dasselbe Müdchenkonterfei als Heiligtum auf der Brust trage». Wir erstatten daher Beide die LiebcSpfäildec mit Dank zurück und wüiischen, dieselben mögen bei zwei andern Männer», welche in pnnobo Liebe anders denken, besser aufgehoben sein und ihnen — viel Glück bringen. Baron von G. und Louis de Mcrival." — — (Schlup folgt.,' Rebecca am Lmmnen. Schon neigt die Sonne sich gegen Westen, Der Dämm'rung Flor deckt die Natur, Da wandelt einsam zu dein Brunne» Die Tochter Belhuels durch die Flur. Die reine Stirn, die weihen Lippen Von jedem Leid noch unberührt, Folg« sie mi! leichtem Schritt dein Pfade, Der sie hinab zum Arunneu sührt. Die holde Jungfrau siebt am Brunnen Gedankenvoll und regungslos; Ihr Auge starrt in SehnsuchiStrüumen: WaS birgt der dunkeln Zukunft Schoß? Die Jungfrau sinnt; iir stummen Fragen Tmrchschweift ihr Blick das weite All. Nebccca, Deiner Seele Sehnen Ist einer andern Wiederhall. Dort drüben sinket schon die Sonne; Doch eh' sie wieder weicht der Nacht Ist Dir ein neuer Lebensmorgen, Ein Tag deS Glückes schon erwacht. lül