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Sächsische Elbzeitung : 01.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-189302013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18930201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18930201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-01
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 01.02.1893
- Autor
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iembcr dö. Js. stallsindc«. Für die iAuSslclluug zeigt sich i» den belhelligteu Kreiscu ei» lebhaftes Interesse. Schwer verbrannt wurde nm Sonnabend in Copitz ein kleines Kind. Dasselbe lag, nachdem cs von der Mutter gebadet worden und diese in die Stadt gegangen war, ruhig iu seinem Korbe. Außer dem Klemen war mir noch ein älteres Brüderchen in der Stube anwesend, während der Vater nach Kohlen iu dcu Keller gestiegen war. Als der selbe noch aus der Treppe lautes Geschrei Hörle uud darauf in die Stube eilte, fand er den Kindcrkorb über und über brennend. Zwar gelang es ihm, das Feuer zu löschen, doch hatte das bcdnucrnöwcrthe Kind bereits solche Brandwunden erlitten, daß es in das Sladlkrankcnhans ausgenommen werden mußte. Wie der Brand entstanden, konnte bis jetzt nicht aufgeklärt werden. Dresden. Das Königliche Ministerium des Lullus uud öffentliche« Unterrichts ist in der Lage, an Zugehörige seines Ressorts drei Unterstützungen im Betrage bis zu 100 Mark znm Gebrauche einer Kur in Maricnbad, nach Befinden freie Wohnung daselbst auf die Kürzest, zu ge währen. Bewerbungen um diese Unterstützungen sind läng stens bis 15. März d. I. cinzurcichcn. — An Stelle des am 1. Mai d. I. als Präsident der König!. Polizcidircclion zn Dresden berufenen bisherigen Leiters der König!. Amtshanplmnnnschaft Pirna, Herrn Geh. NcgicrnngSralh Le MaiStrc, ist Herr AmtShauptmanu Or. Kunze in Annabcrg in Aussicht genommen worden. — Der diesjährige Saatmarkl der Oeconomischcn Ge sellschaft im Königreich Sachsen findet iu Hctbig'S Etablisse ment, DreSden-A., am 2. uud 3. Februar stall; derselbe wird am ersten Tage (DonncrSlag) um 10 Uhr, am zweiten Tage (Freitag) um 0 Uhr vormstlngS eröffnet, am ersten Tage um 4 Uhr, am zweiten dagegen schon um 3 Uhr ge schlossen, da Freitag schon um 4'/, Uhr Herr Geh. Hofrath Professor Ur. Robbe im Saale dcr „Drei Naben", Maricn- slraßc Nr. 20, einen einschlägigen Vortrag halten wird. — Die in Dresden anfgclegtc Petition gegen die Wicdcrzulassmig der Jesuiten ist jetzt mit 402I5 Unter schriften bedeckt nnd wird in den nächsten Tagen an den Neichsiag abgehc». Ein Mädchen aus einem HanSstandc, der auf sehr großem Fuße geführt wurde, heiralhelc vor zehn Jahren einen hübschen aber mittellosen Kaufmann. Der mit den stolzen Eltern voranSgcgangenc harte Kampf wnrde noch durch den hochmüthigeu Bruder erschwert. Bei der Hochzeit bcthciliglc sich dieser Bruder nicht, weil er mit einem solchen Habenichts von Schwager nichts zn thnn haben wollte. DaS junge Ehepaar zog sich nach Meißen, wo der Mann eine auskömmliche Stellung inne Halle. Man lebte zufrieden, da sich die vernünsligc Fran bald in die neuen Vcrhällnissc gesunden Halle. Seit dieser Zeit hat der Mann sich eine ein- träglichc Stellung erobert und lebt iu sehr guten Verhält nissen. Das Schicksal der Schwiegereltern gestaltete sich aber traurig. Der Schwiegervater starb vor ungefähr zwei Jahre», beim Bcgräbniß wurde das Mcißurr Ehepaar noch sehr wenig beachtet. Leider stellte sich mm Herons, daß der Verstorbene statt eines Vermögens eine nicht unbeträchtliche Schuldenlast hinterlassen Halle. Die Gläubiger nahmen fast Alles, was vorhanden war, als Deckung für ihre Forderungen. Der Sohn bekümmerte sich um sciuc Muster iu keiner Weise mehr, so daß ihr als einziger Weg offen blieb, ihrer Tochter die mißlichen Verhältnisse zu schildern. Umgehend laugte die Antwort an, daß die Mnttcr nach Meißen kommen solle, wo ihr ein freundlicher Empfang bereitet würde. Seit dieser Zelt lebt die Schwiegermutter bei ihren Kindern in Meißen. Der Sohn blieb aber verschollen, bis er vor einigen Tagen abgezehrt nnd zerlumpt iu die Wohnung seiner Verwandten kam, um von denselben eine Unterstützung zu erbitten. Natürlich wurde ihm diese auch zu Theil. Der früher verachtete Schwager gab Kleider uud Geld her uud sorgte sogar für eine Stellung, welche der junge Manu am 1. Februar hällc antrclcu sollen. Dies schien aber doch nichl in dem Willen des Schwagers zn liegen, denn eines Morgens war er wieder abgereist. Auf einem Zettel Halle er nur die Wvrlc geschrieben: „Besten Dank sür Alles!" „Hochmnlh kommt vor dem Fall!" — In einer Meißner Ncslauratiou machten sich kürzlich einige junge Leute dcu dummen Scherz, einen schlafenden Bclrnnkencn dadurch zu wecken, daß sic eine ziemlich große Menge Papier nnzüudctcn und das hochanflodcrudc Feuer iu die nächste Nähe des Schlafenden brachten. Hierdurch gcrielheu die Kopfhaare desselben in Brand. Der Er wachende nahm mit Schrecken wahr, daß nicht mir sein Kopf haar verbrannt war, sondcrn daß ihm auch im Gesicht ziemlich empfindliche Brnndwnndcn bcigcbracht worden waren. Der ganze Vorfall wird natürlich ein gerichtliches Nachspiel haben. In Nicsa ereignete sich am 27. Jannar auf der Elbe ein bedauerlicher Unfall. Der zwölfjährige Sohn des Hotel besitzers Herrmann brach beim Schlitlschuhfahrcn ein nnd ertrank. Die Kammgarnspinnerei in Gautzsch bei Leipzig wnrde in der Nacht zum Sonntag von einer Feuersbrunst heim- gesucht, die beträchtliche» Schade» au Woll- und Garn- vorräthe» «»gerichtet hat. I» Verbindung mit der Feier sciiics 50jährigen Be stehens plant der Gewerbcvcrein zu Freiberg die Ver anstaltung einer „Erzgcbirgischen Gewerbe- uud Industrie- Ausstellung". Man erhofft mit Rücksicht auf die günstige Lage Freibergs die Bethciligung eines großen Theils der Industriellen des sächsischen Erzgebirges. Die Gcwerbc- ansstcllnug soll im Mai 1894 eröffnet und im August des selben Jahres geschlossen werden. Vcrmuthlich durch Brandstiftung entstand am 27. Jan. früh in der fünflcu Stunde in der im Hütleugrunde bei Marienberg gelegenen, der vcrchcl. Keller gehörenden Holzmaarcufabrik ein Schadenfeuer, welches diese mit sämmt- lichcn Vorrälhc» und Inventar völlig cmäschcrte. Die Be wohner konnten nur ihr nacktes Leben durch eine auswendig au der Fabrik angebrachte Strickleiter testen. Die Fabrik beschäftigte etwa 40 Arbeiter, die durch den Brand bcschäf. tiguugslos geworden sind. In der Landesanstalt zu Hubertus bürg starb die ser Tage die Hospitalitin Josephine vcrw. Leutnant von Nauendorff geb. v. Hüncfcld, aus Reichenbach i. V., welche das hohe Alter von 94 Jahren erreicht hatte. Wie das „Werdauer Tageblatt" von zuverlässiger Seite erfährt, ist die geplante Vereinigung dortiger Ziegelei, bcsitzcr abermals gescheitert und dürfte demnach bei dcr »otorischcn kolossalen Uebcrproduction (16 Millionen gegen schätzungsweise 5 Millionen Zicgclbcdarf) der Zicgclprciö wieder ans einen verlustbringenden hcrabgcdrückt werden. In Nantcukranz brach am 27. Jannar iu Folge der ungeheueren Schucemengen cin Wohngebäude zusammen. Das HanS war vorher geräumt wordcu uud ciu Unglück ist daher nicht vorgckommcn. Der im 13. Lebensjahre stehende Schulknabc Gustav Hermann Schaufuß in Mühlhausen bei Adorf Hal am 15. September 1892 abends in der Nähe von Mühlhausen in der Absicht, auf der Reichenbach Eger StaatSbahn einen von Brambach kommenden Güterzng zum Entgleisen zu brmgcu, auf dcu rechten Schienenstrang einen Stein gelegt. Der Stein wurde aber vou der Maschine des Pcrsomm- zugcS in zwei Theile gclhcilt nnd bei Seite geschoben, sodaß ciu Unfall nicht entstanden ist. Für seine frcvcihaslc Thal Hal der Knabe znnächst von seinem Vater, einem Strecken arbeiter, in der Expedition des Bahnmeisters zn Adorf Stockhiebe erhalten uud am 27. d. M. wurde derselbe vom Landgericht zu Plaucu i. V. wcgcu Verbrechens gegen 8 315 in Verbindung mit 8 97, Abs. 1, Nr. 3 des Strafgesetz buches zu der Mindcststrasc vou einem Jahre Gefäugniß vcrurlhcill. Behufs Besorgung einer geschäftlichen Angelegenheit hatte sich am 24. Jannar vormistags der Handarbeiter Nobis jun. von Crottendorf nach Bärenstein begeben, war aber bis znm Vormillag des 25. Jannar noch nicht wieder zu den Seinen znrückgckchrt. Infolge des heftigen Schneetreibens befürchtete man das Schlimmste. Angestellte Nachforschungen ergaben, daß derselbe unweit des Crauzahlcr Waldes auf dem Heimwege erschöpft liegen geblieben und erfroren war. Ein Ranbmordvcrsnch versetzt den Ort Lorcnzdorf nnd dessen Umgebung in große Aufregung. Am Freilag vor acht Tagen kam der 16 jährige Formcrlchrling Marx in die Vcrkanfgslcllc des dorligcn CousumvercinS. Als sich die Verkäuferin, cin junges Mädchen, mit Namen Pietsch, bückte, um ciu Paar der von ihm verlangten Pantoffeln von der Diele aufznhcbcn, verfehle ihr der rohe Mensch mit einem Beile einen wnchtigcu Schlag ans den Kopf. Das Mädchen glanblc, sie habe sich empfindlich gestoßen uud richtete sich entsetzt auf; jetzt schlug sie der Unmensch mit der Schneide dcö Beiles, sodaß sic nach vier Wunden erhielt. Trotzdem hatte die Unglückliche noch Kraft, ihrem Angreifer zu cmflichcu und in die Wohnstube des Haus- wirthcö zu gelangen, wo sic blutüberströmt zusammcubrach. Der Bursche ergriff nun die Flucht, ohne in die Ladenkasse zu greifen, ließ das Beil liegen nnd ging nach Hanse. Nachdem er mit seiner Mnttcr noch ciuc befreundete Frau besucht balle, legte er sich ruhig schlafen. Bald aber wnrde er aus dem Aelle gcholl uud Sonnabend Morgen zur Haft trcmsportirl. Das Opfer lieg! schwer darnieder, cs ist je doch Hoffnung vorhanden, das Mädchen am Lebe» zu erhalten. Eine Familie iu Neuhof bei Frohburg, die schon zehn Kinder zu Grabe tragen nmßlc, verlor vor einigen Tagen auch noch ihr letztes Kind, einen hoffnungsvollen Sohn im Alter von 25 Jahren ans eine höchst unglückliche Weise. Derselbe kam vou wirthschafllichcn Arbeiten »ach Hanse und wollte sein Pferd ansspanncn. Daö Pferd schlug hierbei den jungen Manu derart an die Brust, daß er so fort lodt liegen blieb. Von einem schweren Unfall wurde am 24. Januar eine 21 Jahre alle Arbeiterin iu Reichenbach i. V. betroffen. Dieselbe wollte unter einem Selfactor die Flngwollc zu- sammenkchrcii, hatte aber hierbei das Unglück, von einer Welle au dcu Haaren erfaßt nnd in das Getriebe hinein- gezogen zu werden. Es wnrde ihr dadurch die Kopfhaut lhcUwcisc abgezogen und cin Loch in die Schädeldcckc ein gedrückt, so daß sich ihre Ucbcrfühumg in das Krankenhaus nolhwcudig machst. An Stelle de« derzeitigen Baddireelors zu Bad Elster, Otho, tritt vom 1. März an, wie bestimmt verlautet, Hr. Major v. Mctzradt, z. Zt. in Dresden. — Auf der Wclt- AuSsstllnng in Chicago werden Erzeugnisse der vogtländischen Industrie sehr stark vcrlrclc» sei«. Am Mittwoch saudst die große, nahezu 1000 Arbeiter beschäftigende Tcppichfnbrik von Koch nnd lc Kock ihre Ausstellungsgegenstände, die voll ständige Anostntlnng eines Herren- nnd eines Damen-Salons, Portiürcn, Decken, Möbclbczüge n. s. w. nach Amerika ab. — KrammctSvögcl werden Heuer im Vogllaude uud im Erzgebirge in ganz unglaublichen Mengen erlegt. Obwohl der Versandt dieser Leckerbissen cin sehr lebhafter ist nnd z. B. von OelSuitz aus täglich Sendungen nach größeren Städten abgchcn, so ist doch der Preis jetzt ziemlich gedrückt (das Stück 16 bis 20 Pfg.) Ziltan. Im vorigen Jahr wurden in Zittau au Ab gaben für Bälle, Tanzmusiken re. 2951 Mk. 50 Pf. erhoben. Davon ginge» 2142 Mk. z»r Arnie»- und 859 Mk. 50 Pf. zur StadlhanpUassc. Im Jahre 1891 erbrachte die Ab gabe 2517 Alk. 50 Pf. Am 26 Jan. früh 5 Uhr ging daö der Stadt Ziltan gehörige sog. Wasscrmühlciigrnndstück iu Hartha u in Flam men auf. Das vcrmnlhlich bösartig angelegte Fener ent stand in der Scheune uud verbreitete sich sehr schnell und äscherte in kurzer Zeit daö ganze umfangreiche Mühlen- grundstück vollständig cin. Der Pächter Göttlich erleidet, da er nichts versichert hatte, sehr großen Schaden. Auch ciuc Anzahl Thicrc kam in den Flammen um. T a n c s,q e s ch i ch t e. Deutsches Reich- Berlin. Der Geburtstag des Kaisers wurde am Freitag festlich begangen. Der Kaiser empfing früh die Glückwünsche seiner Familie und darauf die der anwesenden fürstlichen Gäste. Darauf folgte Goltcödicnst iu der Schloßkapclle, wobei Gencral-Snpcrin- tcndcut k)r. Dryander, der dcn Rothen Adlcrordeu erhalten hat, die Fcstprcdigt hielt. Das sächsische Kvnigspaar wohnte dem Gottesdienste in der Hcdwigkirchc bei. Während dcr Dcfilir-Conr ließen die im Lustgarten ausgestellten Geschütze ihre eherne Stimme ertönen. Die Conr verlief im Ucbrigcn wie am Neujahrstage, nur daß diesmal eine außerordent lich große Zahl fürstlicher Gäste den Thron umgaben. Der Kaiser Ung gestickte GcncralSnniform mit dem Bande der Sächsischen Nauienkronc. Nach der Conr begab sich der Kaiser zur Parolca»sgabc nach dem Zenghanse. Abends war Gala-Oper im Opcrnhanse. — In allen Berliner Schule» wnrde Kaisers Geburtstag gefeiert. Bei der Feier in der Universität hielt Prof. v. Bergmann die Festrede. Die Akademie der Wissenschaften hatte schon am Donncrs- lag eine Festsitzung nbgchallen, welche Prof. Ur. Mommsen mit einer der festlichen Gelegenheit geltende» Ansprache er öffnet hatte. Die Stadt war mit Flaggen reich geschmückt und prangte nbcnds in laudcSfcstlichcr Beleuchtung, wobei daö elektrische Licht vielfach imposante Verwendung fand. Vom frühen Morgen bi« znm späten Abend waren die Straßen nngcwölmlich belebt, nnd „Untcr dcn Lindcn" nnd dcn nach dcm Schloß führenden Straßen war das Gedränge znwcitcn gefährlich. Das Welter war günstig. Der Kaiser wurde, als er sich vom Schlosse zur ParolcanSgabe zu Fuß nach dcm Zcughausc begab, von dem Publikum jubelnd be grüßt. Die Parlamcntc, nnd zwar der Reichstag, das Herrenhaus und das Abgeordnetenhaus, beginge« de« Tag durch Festmähler. Das Mahl des Reichstags fand im Kaiscrhofc statt. — Der Kaiser cruauutc den Prinze« Friedrich August vou Sachse« zum Oberst der prciißischcn Armee mid zwar n Irr suiiv dcö Gardc-Schützen-Bataillons. — Der „Ncichsanzciger" veröffentlicht folgenden Dank» erlaß des Kaisers: „Im Anschluß au die freudige Feier der Vermählung Meiner geliebte« Schwester, dcr Prinzessin Margarethe vou Preußen, hat sich Mein diesjähriger Gc« burtslag durch die Anwesenheit vieler, Meinem Herzen nahe stehender erlauchter Fürstlichkeiten zu einem besonders frohen Feste gestaltet. Die herzlichste Freude aber, welche Mir aus Anlaß dieses festlichen Tages geworden, bilden die Kund gebungen der Treue uud Anhänglichkeit Meines Volkes, welche Mir in dcn mannigfastigstcn Formen und in ungewöhnlich großer Fülle aus allen Gonen des Reiches nnd auch von außerhalb wohnenden Dcntschen zngcgangcn sind. Vor Allem hat cS Meinem Herzen wohlgcthan, so häufig dcn Ausdruck einer opferbereite» Vaterlandsliebe mid des Vertrauens iu Meine auf des Vaterlands Sicherheit gerichteten Bestrebungen begegnet zn sein, wodurch Meine Zuversicht gestärkt wird, daß diesen Meinen Bemühungen unter Gottes gnädiger Führung dcr Erfolg nicht fehlen werde«. Ich bezeuge daher gern auf diesem Wege Allen, welche Meiner au Meinem Geburtstag so liebevoll gedacht haben, daß der Zweck ihrer Ausführung, Meine Festfreude zu erhöhen, in vollem Maße erreicht worden ist nnd Ich Mich zum wärmsten Danke ver pflichtet fühle." — Die Hochzeitöscicrlichkcitcn inVcrli u halte» folgenden weiteren Verlauf: Anö dcr Kapelle bewegte sich der Zug in die am Weißen Saale gelegenen Gemächer znriick, wo die Beglückwünschung stattsand. Und dann nahm daö Brautpaar auf der Estrade unter dcm Thron baldachin Ausstellung zwischen dem Kaiser und dcr Kaiserin; rechts neben dcm Kaiser die Kaiserin Friedrich, neben ihr die Fran Landgräfin von Hessen, links von der Kaiserin Augusta Victoria dcr König von Sachsen, dcr Großsürst-Thronfolger von Rußland. ES war gar prächtig auzuschen diese lange Fürstenreihc — die Herren in dcn ticfrolh- sammclneu OrdcnSmäntcln, die Damen in den großen Toiletten von Brokat, Atlas, in den Gold- oder silbergesticktcn Sammetschlcppen, in dem Gcfunkcl zahlloser Brillanten; hoch von dcm Plafond deü Weißcn Saalcö die Fluth elektrischen Lichtes, von den Tribünen rauschende Marschmusik. Ganz in goldglänzenden Silbcrstoff war die Kaiserin Augusta Victoria gekleidet; Kleid nnd Stoff waren mit Silber gestickt. Daö Haupt krönte ein hohe« Brillantdiadcm, den Hatö schmückten lange Schnüre von großen Perlen, nm die Schulter schlang sich die Kelle dcö hohen Ordens vom Schwarzen Adler. Die Fran Landgräfin von Hessen trug über einer Robe von Silbcrspitzen eine reich mit Silber gestickte Schleppe von Pnrpnrsammet, dazu den preußischen Lnisen- ordcn nnd das große Band des russischen Katharinenordens, die Frau Großherzogin von Bade» war in Gran nnd Silber, die Fran Prinzessin Heinrich in einer Courschlcppe von Gran nnd Silberbrokat mit Straußen federn, dazu daö Kleid von hellgrauem Allas mit Silbergalonö, die Frau Herzogin von Connaught trug über einer dunkelgrünen Sammct- robc eine Courschlcppe von grünem mit Zobel besetzten Goldbrokat. Von zwei Orchestern, von zwei Mnsikchors ertönten marschartigc Rhythmen, linter denen die Bcglückwünschnngöconr anö der Kapelle hcranS begann. Der Reichskanzler schritt an der Spitze deö diplomatischen Corps. ES war eine lange Reihe von Damen nnd Herren, die da vor dcm hohen Brautpaare vorüberzogen, und während dieses langen Defi- lircns ergab sich Zeit und Gelegenheit, die Aufmerksamkeit auf de» Großsürstcn-Thronsolgcr zn richten. Unter dem Mantel des hohen Ordens vom Schwarzen Adler trug dcr hohe Herr die Paradeuniform deö prenßischen 8. Hnsarenregimcnts. Ein interessanter Kops, brünett wie der seiner Mutter, mit blauen Augen, die an seinen Großvater, Alexander II., erinnern, dazn dnuklec Vollbart. Auch die Gestalt hat sich in den vier Jahren, seitdem der Großfürst das letzte Mal in Berlin gewesen, merklich vervollkommnet. Er nahm an dcu Personen, die da in der Cour vorübergingcn, sichtlichen Antheil, fragte auch öfters seine Nachbarin, die Frau Prinzessin Friedrich Karl. Die Ccremonientafel ging im Niltersaalc vor sich. Auf der Tafel stand ein großer architek tonisch aufgebauter Hochzcitöknchen mit dem Allianzwappen uud den Namenszügen des höhen Brautpaares. Dieses saß unter dem Thrvn- baldachin zwischen dem Kaiser und Kaiserin, gegenüber der Großsürst- Thronfolgcr. Bei der Tafel brachte dcr Kaiser das Wohl der Nen- vermählten ans. Nach Aushebung der Tasel begann im Weißen Saale jene UmgangScercmome, die sich unter dem Namen des FackellanzeS noch anö brandenburgischer Zeit am preußischen Hofe erhalten hat. Zwölf Stantöminister traten mit brennenden Wachsfackeln cin und dcr stcllvcrtrctende Oberstmarschall Graf zn Enlenburg lud daö hohe Brant- Paar cin, in dcn Umgang eiuzutrctcn, daraus lud die hohe Braut den Kaiser cin, dcr hohe Bräutigam die Kaiserin, und so gingen Brant und Bräutigam je zu drei die ganze Reihe der Fürstlichkeiten, mit Aus nahme der Kaiserin Friedrich, hindurch, bis zum Schlüsse dcr Pagcn- vorlritt den Weg nach den Gemächern Friedrich I. antrat und symbolisch die Hcimsührung in das Brantgemach deS königlichen Schlosse« erfolgte. Vor dcn Thüren der poisirtcn Galerie geschah die Ceremonic der Vcr- thcilung des Strumpfbandes, einer Schleife von weißem Moirüe mit dem Datnm dcö Hochzeitstages und dcr Chiffre der hohen Braut. —' In der Maiklhallc in Berlin hat ei» großes Feuer enorme» Schade« angerichlct. Die gcsammtc» Waarcnvor- rälhc im bremiciiden Keller sind, soweit sie das Feuer nicht verzehrt hat, dnrch dcn Rauch und Qualm verdorben. Vor der Halle spielten sich lraurige Sceiicn mit den verzweifelten Händlern ab, die ihre Vorrälhc retten wollten. Dcr Braud soll durch Explosion einer Pctrolenm-Lampe entstanden sein. Militärische Hilfeleistung, welche dcr Polizei augcbotcn wurde, ist von dieser zurückgewicscu worden, da eo ohne besonderen Aufwand vou Mühe möglich war, die Ordnung in dcr Mcngc aufrecht zu erhallen. Vom 27. Jan. Mitternacht bis znm 28. Jan. Mitter nacht sind i» dcr Irrenanstalt zu Niet leben zwei Per sonen au Cholera gestorben, eine Ncu-Erkranknng ist nicht vorgckommcn. — Der „Hall. Ztg." zufolge sind in Nietlcbcn von Sonnabciid bis Sonntag Mitternacht zwei Choleracrkrank- nngcu mid zwei Todesfälle, von Sonntag bis Montag Mitternacht zwei Todesfälle vorgckommcn. Ans Weltin wurde eiue Cholcraerkrankuug gemeldet.
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