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Stimmung auch im Reichstage selbst Herausstellen, so müßte das Schicksal der neuen Slenervorlagen allerdings als bedenk, lieh gefährdet erachtet werden. Das augenblicklich bcmerkcnSwcrlhcstc Ercigniß ans dem Felde der auswärtigen Politik ist der Rücktritt des Ministerin nmS Giolitti in Italien. Die Stellung desselben galt in folge der bedenklichen wirthschaftlichcn nnd finanziellen Lage Italiens, dann auch wegen seiner vielfach als schwächlich getadelten Haltung anläßlich des Zwischenfalles von Aigneö- MorlcS, schon längst als erschüttert; nunmehr hat der Be ginn der parlamentarischen Wintcrsession in Italien that- sächlich den Rücktritt des Cabinctö Giolitti gezeitigt. Letzteres hat nicht nnter dem Drucke eines bestimmt formulirlen Mißtrauensvotums der Kammer seine Entlassung genommen, sondern schon aus de» Eindruck hiu, den die Verlesung des Berichtes der parlamentarischen UntersuchnngScommission in Sachen der Bankscandale in der Kammer machte. Aller dings erscheint das bisherige italienische Ministerium auf Grund dieses Berichtes in der Bankaffaire weniger com« promittirt, als seine letzten Vorgänger, aber der Bericht läßt doch erkennen, daß es die Negierung Giolitli's an der wünschcnSwcrlhcn Energie in der ganzen Behandlung dieser häßlichen Frage hat fehlen lasse», das Ergebniß der Unter- snchnng enthält also für das Cabiiict Giolitti immerhin einen Tadel. In dieser Eikenntniß hat Giolitti ohne Weiteres die Entlassung des Gcsammtcabincts eingercicht, die auch vom König Humbert sofort genehmigt wurde. Vielfach herrscht in de» politischen Kreisen Noms die Anschauung, daß nnr die Nückberufuug Crispis an die Spitze der Geschäfte eine eine ersprießliche Lösnng der eingctrctcncn Krisis ermöglichen würde; das Parlament ist einstweilen vertagt. Für das neue österreichische Ministerium Windischgrätz hat das parlamentarische Dasein nnter sehr günstigen Zeichen begonnen. Die Programm-Erklärung der Regierung ist in bciocn Hänscrn des Parlamentes, des NcichSrathcS, mit leb. haften, Bcifallc ausgenommen worden, die parlamentarische Stellung dcö Cabinctö erscheint hiermit znnächst gesichert. Zwar treten im Abgcorductenhause die Umrisse einer Oppo sitionspartei, bestehend ans den beiden czcchischcn Grnppen, den CroaIcn,Slovenett, Antisemiten nnd Dcnlsch-Nationale», schon fetzt denllich geung hervor, sie wird aber zur absoluten Ohnmacht verdammt sein, so lange die drei großen Parteien der Dentsch-Liberalcn, Conservativcn und Polen auf dem gemeinsamen Boden dcö NegiernngöprogrammcS fest Zu sammenhalten. Am Sonnabend hat die feierliche Uebcrführung der Politische Rundschau. Der Kaiser begab sich nach Beendigung seines jüngsten BesnchcS in Kiel dircct nach Jagdschloß Göhrde in Hannover und hielt daselbst am Freitag und Sonnabend größere Hof jagden ab. An denselben nahmen eine größere Anzahl fürst licher Gäste Theil. Im Reichstage haben mit der mehrtägigen General debatte über die neuen Handelsverträge die von der jetzigen Session erwarteten lebhaften parlamentarischen Kämpfe über die schwebenden großen Fragen it>rcn Anfang gciwmmcn. Der eiste Vcrhanblnngölag, die Sitzung vom Donnerstag, wurde in der Hauptsache durch den scharfen Angriff des conservativcn Abgeordneten Grafen Limbnrg-Stirum auf die Handelsverträge und überhaupt auf die gcsammtc Han« delSpolitik des „neue» Cnrseö", sowie durch die eutschiedcue Zurückweisung diese« Verstoßes seilens deö Staatssekretärs Freiherr« v. Marschall charaklerisirt. Der erwähnte cou. scrvalive Führer faßte nochmals die bekannten Gründe, welche die Vertreter der laudwirthschaftlichcn Interessen zu ihrer ablehnenden Stellungnahme gegenüber der Handelspolitik bewegen, zusammen, während Hr. v. Marschall die Einlcit. ung der neuen Handelspolitik energisch verthcidigte. Dcr Ncgieruugsvertreter wurde in seinen Darlegungen durch den Abg. Rickert von der freisinnigen Vereinigung lebhaft unter- stützt, andrerseits trat Abg. Graf Canitz (cons.) für die von dem Abgeordneten Limbnrg bekundeten Anschauungen ein. Außerdem sprach noch der Abg. vr. Lieber Namens des Centrums, indessen ließ dessen Ncdc die Stellung seiner Partei zu dcu neuen Handelsverträgen noch nichts Bestimm tes erkennen. In der Freilagsdebatte nahm znnächst der national- liberale Abg. vr. Paasche das Wort, welcher für gründliche Prüfung der Handelsverträge mit Spanien, Nnmnnicn nnd Serbien in einer Commission cintrat, sich aber sonst ziemlich wohlwollend zu denselben äußerte. Nachdem dann der Ab geordnete v. Plötz, der eigentliche Führer des Bundes dcr Landwirthc, seiner persönlichen Erwarlung Ausdruck verliehe» hatte, daß der Reichstag die vorliegenden Verträge nicht genehmige» werde, erhob sich der Reichskanzler Graf Caprivi zn einer Ncdc, dic man als de» Höhepunkt der gcsammtcn Generaldebatte über die Verträge betrachten kann Dic Kundgcbnngdcö leitenden Staatsmannes des Reichs gestal- tete sich lin Wesentlichen zu einer Anöeiandersetzung mit dem Bunde der Landwirthc. Graf Caprivi beklagte sich über die Schärfe der vom Bunde betriebene» Agitation, dic sich sogar gegen ihn persönlich wende, und machte er dieser Bewegung Nichtamtlicher Theil. deutlich genug de» Vorwurf, daß cö ihr an Klarheit fehle, sowie, daß sie dic Begünstigung einer einzelnen Interessen gruppe auf Kosten der Gesammthcit erstrebe. Wiederholt betonte der Reichskanzler sein warmes Interesse für die Land- Wirtschaft, unter Berufung anf daS während seiner Ministcr- präsidenlschaft in Preußen erlassene Nentcngülergesctz, nnd gab er überhaupt die hohe Bedeutung der Landwirthschaft für das gcsammtc Staatölcbcn zn. Jedoch hob cr anch zn. gleich hervor, daß der Staat nicht allein durch die Land- wirlhschaft existircu könne, sondern daß dies nnr m Verbind- nag mit den anbeic» Hauptbctricbszwcigen möglich sei. Weiter ließ sich der Kanzler über verschiedene besondere Klagen der Landwirthschaft ans nnd berührte dann die all gemeinen Ursachen der gegenwärtige», auch von ihn, nicht ge- lcngnetcn, schwierigen Lage der Landwirthschaft; nur ließ er dabei durchblicken, daß hier nur allmälich Abhilfe geschaffen werde» könne. Anch gegen die conservalivc Partei, insoweit sie mit als Trägerin der vorwiegend landwirthschastlichen Interessen auflritt, wandte sich der Kanzler. Er erkannte die ihm von der conscrvalivcn Partei in der Militärfrage gewährte Unterstützung offen an, aber cr dcntele anch an, daß cr schwerlich mit der Rechten noch fernerhin zusammen- zugchcn vermöge, falls dieselbe mehr nnd mehr nur dic rcin landwirthschaftlichc» Interessen begünstigen sollte. Schließ- lich versicherte der Reichskanzler in der ihm eigenen bestimm ten Weise, cr würde sich auch durch fernere Agitationen des Bundes der Landwirthc nicht bcirrcn lassen, den von ihm für recht erkannten Weg noch weiterhin zn begehen. Nach dem Kanzler sprachen am Freitag noch die Abgeordneten vr. Schönlank (soc.-dcm.), v. Stnmm (frei-cons.) und Nichlcr (frcis. Volkspartci), doch boten deren Reden keine bemcrkcnö- wcrthercn Gesjchtöpnnkte dar. Am Sonnabend wurde die Debatte fortgesetzt. ES scheint noch immer nicht entschieden zn sein, ob der Generaldebatte über dic Handelsverträge die erste Lcsnng der Steuervorlagc» oder aber diejenige dcö Etats folgcn soll. Es heißt, daß in dieser geschäftlichen Frage Schwierig keiten zwischen der Negierung nnd dem Seniorcucouvcut dcö NeichötagcS bestünden. In der bayerischen wie in der sächsischen Abgeordneten kammer haben in den letzten Tagen lebhafte Debatten über dic ncncn NcichSstcncrprojcctc ans Grund vcrschicdcner vor- liegender Anträge stattgcfnndcn. Es trat hierbei in beiden parlnmmtarischcu Körperschaften eine ersichtliche Abneigung gegen die vorgeschlageucn neuen Steuer», etwa abgesehen von der Börsensleuer, hervor. Sollte sich eine derartige werden. sowie sein müssen. Bürgerin. Wieck. 3 ansässig nnd 2 unansässig Hiernach sind ans verzeichnen, von denen Werden zu viel oder zu wenig Namen ans dem Stimmzettel vorgefundcn, so wird hierdurch zwar dic Giltigkeit desselben nicht aufgehoben, cs sind aber crstcrcnfalls die letzten auf dem Slimmzcllcl enthaltenen, überzähligen Namen als nicht beigcfügt zn betrachten. Da« Wahlverfahrcn ist öffentlich und sind Einsprüche gegen dasselbe bei Verlast derselben binnen 3 Wochen nach der StimmcuanSzählung anznbringcn. Die letztere erfolgt sofort nach beendigtem Wahlverfahrcn. Nach dem Schlage 3 Uhr werden Stimmzettel nicht mehr angcnommcn, gleichviel, ob sich die betreffenden Wähler bereits vor diesem Zeitpunkte im Wahllocale befunden habe» oder nicht. Schaudan, am 21. November 1893. Die diesjährige Sladlvcroidncten-Ergäiiznugswahl findet Montag, den 4. Dezember dieses Jahres Esche Clheilung Amtsblatt Es scheiden diesmal aus dem Stadtverordnetett-Colleginm aus die Herren: Banmcistcr Max Berndt, Kaufmann Otto Ehrlich, Hotelier Alexander Stephan, Nenlier Friedrich Dreßler, Bandagist Ernst Hering. ' jedem Stimmzettel die Namen von 5 wählbaren Bürgern zu Zwangsversteigerung. Di- im Gnmdbnche auf den Namen Johann Elstt-r ^Magenen Folinm 16 nnd 149 des Grnudbiichö für Matl,MUM 0 Vorf, v°u cucn DDU-ZUWM-WZ ^^,'c-^^'Nnlbc» enthaltend, mit 13,,7 Slcnercinhcitcn belegt nnd oitögcr chllich au" 1600 Mark geschätzt, soll vom unlcrzeichuclcn Amtsgericht zwangsweise versteigert wcr- dm und es ist «Ws 18»», Vormittags 11 Uhr als Vcrstcigernngstcrinin, il«r 20. 18V», statt. Als Wahllocal ist das NathssitznngSzimmer bestimmt worden. Die Abgabe der StimmzcNcl hat am vorbezeichneten Tage in der Zeit von vormittags II Hyr vtS nachmittags^ von den Wählern selbst in dic Wahlurne ciuznlegcn. Dic Leitung der Wahlhandlung erfolgt durch Herrn Stadtra, Herrmam», im BchindcrungSfallc desselben aber durch Herr» Stadlrat Zschaler, 'Ehrend als Lahl- gchiifcu die Herren Rentier Dreßler, Schiffseigner Schütter nnd Hotelbesitzer Nohde fnngircn Die anSschcidcnden Stadtverordneten sind mit AnSnahmc des Herrn BanmcistcrS Max Berndt, welcher am 1. October a. c. nach Dresden verzogen ist, wieder wählbar. Dic zn Wählenden sind ans den Stimmzetteln so zn bezeichnen, daß über deren Person kein Zweifel übrig bleibt. Insoweit Stimmzettel dieser Vorschrift nicht entsprechen oder Namen nicht wählbarer Personen enthalten, sind dieselbe» nngiltig. Vormittags 11 Uhr als Termin ru Verkündung dcö VcrthcilttNgöplanes anbcraumt worden. als T"''M',,zu Grundstücken lastenden Ansprüche nnd ihre« Nang- verhältnisscs kann in der Gcrichisschrcibcrci dcö mttcrzcichnctcn Amtsgerichts cmgcschcn werden. Schandau, den 12. Oktober 1893. Königliches Amtsgericht. Ihle, A.-G.-N. Frenzel, G.-S. Bekanntmachung. «Ivn 4. Hvvcinivvr <1. .1. Norm. 11 Uhr wird in dem als VersleigernngSorl bestimmte» Destillateur Schncider'scheu Gasthanse m Schandau vi» — gegen Baarzahlung öffentlich versteigert. Schandau, am 28. November 1893. Scheckig, Gerichtsvollzieher. D" « »aS AmmMn^wii spa c tcnS b.S «» ^rr Mrgcrmsir. Hesse, in Dresden «"» Leipzig d.e Annoncen- Schanda u, Mittwoch, den 29. November l8.i3.