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Schläf ¬ er Heller Moldau Auch allmählich Frau zu. Eines ein strahlenden Gesichtern in das gemach des alten Kuriaki. „Guten Morgen, Vater! Sonnenschein strahlt über die und Walachei! Die Scharen des mächti gen Zaren haben eine Brücke über den Pruth geschlagen und kommen jetzt heran, um die türkische Herrschaft zu vernichten, den Halbmond von den Mooscheen zu entfernen und um das Doppelkreuz auf der Aja-Sofia zu befestigen. Erwache, Vater, zieh' Dein in so vielen Schlachten siegreiches Schwert, schwinge die glor reiche Fahne, denn der Morgen ist da." Wie der Wind sprang der alte Hatairita empor; seine Augen flammten, das Schwert blitzte in seiner Rechten und mit gen Himmel gekehrten Augen dankte Gott, daß er den Tag anbrechen ließ, da Ihre Mutter unterrichtete sie in allem Schönen und Guten; die Söhne lernten Sprachen und Wissenschaften, das Mädchen Musik, Stickerei und häusliche Arbeiten. Um all' das kümmerte kündete hierbei bloö insofern, daß noch Leben in ihm sei, wann er den Kopf bald rechts, bald links auf die Divankissen legte. Zum Glück besag er eine lebenüfrische, thatkräftige Gattin, die fortan ganz allein die Güter verwaltete, säen und ernten ließ, mit den Dienstleuten zankte, die Leibeigenen zu Paaren trieb, baute und wirtschaftete. Ihres Gatten halber hätte sie das ganze Schloss Niederreißen und ein anderes erbauen können, wenn nur sein Divan unberührt geblieben wäre. die Todten auferstehen. Drei Tage und drei Nächte tönte die Gußliga, klang die Geige in dem Schlossedes Bojaren; offen stand der Hof für Hoch und für Gering, Wein und süße Worte flossen in Strömen. An der Seite,ihres Vaters sitzend sang Neste den begeisterten Gästen Heldenlieder vor. sich der Vater nicht viel. Er pflegte seine Kinder blos am Nachmittag vor sich kommen zu lassen und da zog er sein Schwert unter dem Kopfkissen hervor, reichte es dem Acltestcn und unterrichtete ihn in dein Gebrauch des selben. Dann kamen'die Uebrigen an die Reihe. Und wer das Schwert am längsten zn schwingen vermochte und sich als der gelehrigste Schüler erwies, erhielt stets einen silbernen Piaster von ihm. Wenn er dann das Schwert unter das Kopfkiffen zurücksteckte, erzählte er, wie oft dasselbe in derSchlacht gewesen, iven und wie eö den Gegner getötet habe, welche vornehmen und vornehmsten Herren noch heute der von demselben erhaltenen Wunden gedenken und an welche Kämpfe diese und jene Scharte erinnern. Hiervon abgesehen hatte der gute alte Herr nichts weiter zu thun; sonst gab er gar kein Lebenszeichen von sich, sodaß seine Bekannten gar nicht mehr fragten: „lebt der alte Kuriaki noch?" sondern nur: „schläft der alte Kuriaki noch?" An einem schönen Frühlingsmorgen traten alle sechs Söhne mit freude- Z-tnuchschwalven. die Sorge um die Erziehung der Heranwachsenden Kinder fiel der Sechs Söhne und ein Mädchen, prächtigeres Kind als das andere. Wie Kochter des Kojarm. Erzählung von Maurus Jöltai. lNachdru S vcrlwir».) Kuriaki besaß das schönste Schloß, WM die schönsten Söhne und die schönste einzige Tochter im ganzen Tieflande. Der wackere Edelmann war einer von jenen, die im Jahre tauscndachthundertfünfund- zwanzig den erbittertsten Kampf gegen die Osmanen führten. Er sah in einer wüthenden Schlacht die „heilige Schar" bis auf vierundzwanzig Mann zusam menschmelzen. Diese vierundzwanzig Mann bahnten sich einen Weg durch das sieg reiche Heer und entflohen in die Berge. Kuriaki war unter ihnen. Als die Belagerer Jordaki's Kopf ausgeliefert verlangten, war eö Kuriaki'S Bruder, der sich statt Jordaki auöliefem ließ und der unter diesem Namen in Stambul enthauptet wurde; Als dann alle Kämpfe zu Ende waren, als Jordaki an seinem letzten Zufluchtsorte verbrannte, als Jpsilanti gefangen wurde und die frühere Ord nung wieder hergestellt war, schob der Bojare sein Schwert unter sein Kopf kiffen und sprach zu seiner Gattin, die da mals noch ein blühend schönes Weib war: „Ich lege mich jetzt nieder, um zu schlafen. Gute Nacht, griechische Frei heit; gute Nacht, walachischer Ruhm; gute Nacht, ganze Welt. Mich soll niemand aufwecken, bis nicht wieder Heller Morgenschein leuchtet, denn ich werde schlafen und nichts hören und nichts sehen." Und was er sagte, das wurde auch treulich erfüllt, denn von diesem Zeit punkt glich sein Leben blos einem unterbrochenen Schlaf. Den größten Teil des Tages verbrachte er auf seinem Divan liegend, ohne sich um den Welten lauf zu kümmern; er ließ die Dinge gehen, wie sie eben gehen wollten, las keine Zeitungen mehr, besuchte niemanden, ging weder auf die Jagd, noch kümmerte er sich um seine Ländereien, sondern saß oder lag während des ganzen Tages auf einer Stelle und be-