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W2. Schandau, Mittwoch, den S. November s e e t- >e r g il Nichtamtlicher Theil. reinigen, welche i» dasselbe namcnllich durch die Auswüchse der Abzahlungsgeschäfte gekominc» sind, Man kann diesem Neinignngsvcrsnchc nnr den besten Erfolg wünschen, andern falls steh, zn befürchten, daß das Abzahlung-wesen sich zn einem schweren Krebsschaden am deutschen Volkskörpcr ent wickelt, zn einem Leiden, dessen Beseitigung in Zukunft vielleicht ganz unmöglich sein würde. Die Reform des Abzahlungswesens. Die zunehmenden Klagen anö weiten Volkökrciscn über die Mißbräuche, welche sich schon seit längerer Zeit bei den meisten Abzahlungsgeschäften mehr und mehr zn Ungnnslcn des kaufenden Publikums bemerklich machen, haben die NcichSrcgicnmg endlich zn einem gesetzgeberischen Vorgehen gegen die Auswüchse des Abzahlungswesens veranlaßt. Dcr betreffende Gesetzentwurf unterliegt bereits der Norbcralhung seitens des BimdcSralhes und man darf darum wohl er warten, daß diese in ihrer Art nicht unwichtige Vorlage dem Reichstage bei seinem Zusammentritte am 22. November mit zugehcn wird. Wenn regierungsseitig nicht schon eher die unstreitig dringende Reform des Abzahlungswesens in Angriff genommen wurde, so lag dies a» der Schwierigkeit der zn behandelnden Materie. Denn cs kann nicht gclengnct werden, daß sich die Abzahlungsgeschäfte zu Anstalten ent wickelt haben, welche in erster Linie die Arbeilcrbcvölkcrnng bei Deckung uolhwcndigcr Bedürfnisse, wie bei Beschaffung von Kleidung, HauSgcrälh, Arbeitszeug u. s. w., nicht gut mehr entbehren kann, da jene Institute dem Arbeiter und weiter überhaupt dem sogcnauulen „kleinen Manne" die An- schaffnttg solcher uölhigcn Gegenstände des tägliche» Lebens wesentlich crlcichlern. Wolllc man nun gleich mit rücksichts losen Maßregeln gegen das Abzahluttgöwcscn cinschreitcn, so stünde zu befürchten, daß hiermit den Anstalten dieser Art, von denen viele sich ancrkenncnöwcrthcr Solidität bc- fleißigen, die Möglichkeit ihrer ferneren Existenz genommen werden würde, ohne daß man doch hiermit de» wirlhschafl- lichc» Interessen des Arbcilcrstandes eine» besonderen Dienst erwiesen hätte. Es galt also, einen Mittelweg aufzlifindcn, auf welchem der Gesetzgeber dem gewerbsmäßigen Auö- bcutnngsMcm zahlreicher Abzahlnngsbazars wirksam auf den Leib rücken konnlc, ohne doch zugleich die wirklich soliden Waarcilschäftc genannter Art schwer in ihren Existenzbe dingungen zn treffen. Diese schwierige Frage scheint nun in der dem Reichstag zn machenden Vorlage eine im Allgemeinen glückliche Lösnng gefunden zu habe», soweit sich dies nach den hierüber er folgten officiöscn Andenlnnge» bcnrlheilen läßt. Dciiselbc» zufolge wird der Entwurf den Eigenlhnmövorbchalt der Kaufverträge zwar nicht beseitigen, was einer Unterdrückung auch der .-elleu Abzahlungsgeschäfte so ziemlich gleich käme, wohl abe vor Allem die sogciiauMc Verwirkungsclansel be schränken, deren heutige Gestaltung in der That zu den schlimmste» Auswüchse» des Abzahl»«göwescus gehört. Der Entwurf schlägt die Beschneidung dieser bedenklichen Clauscl i» der Weise vor, daß der Käufer, im Falle sich der Ver käufer das Recht vorbchält, wegen Nichterfüllung der dem Käufer obliegenden Verpflichtung von dem Vci trage ziirück- zutrclen, gegen Rückgabe der empfangenen Waare die Rück erstattung der von ihm geleisteten Theilzahlungen fordern darf. Für die inzwischen etwa erfolgte Bcnntznng der Waare soll der Verkäufer auf Grundlage dcö § 260 der Eivilproeeßorduung zur Stellung eines Enlschädigungsvcr- langeuS berechtigt sei», ebenso kann er für etwaige Be schädigungen der gelieferten Waare Ersatz verlangen. Im Weiteren tritt der Entwurf der Bedrückung des Käufers durch die übermäßigen Vertragsstrafen entgegen, in welchen sich nur zu viele Abzahlungsgeschäfte gefalle» und durch welche eotttraclliche Strafen die Vortheilc, welche der Modus der Abzahluugsgcschäflc dem Käufer gewährt, meist in das Gegcnlheil verkehrt werden. Die Bestimmungen dcS Eutwurfcs solle» auf Geschäfte, welche die Zwecke der Abzahluugöbazars lediglich i» andere» NcchtSformc» zn er- reichen suchen, ebenfalls Anwendmig finden. Von einer Aufnahme strafrechtlicher Bestimmungen in die Vorlage scheint Abstand gcuommc» worden zu sein. Es steht zu hoffen, daß die Vorlage auf Grund ihrer mitgctheilten Kernpnnktc die Zustimmnng des Reichstages finden wird, wenn vielleicht auch in Einzelhcitcü Abänder ungen nicht zn umgehen sein dürfte». Jedenfalls hat man cs mit einem ersten ernstlichen Versuch der Ncichöregierung zu thun, das moderne GeschästSleben von Mißbräuchen zu gleitete. Der verstorbene Schnritz wnrdc auf dem Friedhöfe iu Königstein beerdigt. Dresden. Ihre Durchlanchtcn Prinz und Prinzessin von Thurn nnd TaxiS, Sc. Durchlaucht Prinz zu Löwen stein, Ihre Dnrchlaiuht Prinzessin Karoline Loblowitz, des gleichen Sc. Exc. Graf Szechenyi nebst Gemahlin sowie Gräfin Brühl trafen mit Dienerschaften in Dresden ein und nahmen in SendigS Hotel „Europäischer Hof" Wohnung. — Das Antilopmhaus im Zoologischen Garten zu Dresden weist jetzt eine große Seltenheit auf: Eine» Kula» oder echten Wild.Esel. Das hübsche Thier war bisher Eigcnlhmn dcö Lord Londesborough, der cS vor vier Jah ren selbst ans Persien milgcbracht hatte. Dort und in den östlich und nördlich gelegenen Slcppcnläudern lebt der Wild- cscl hcrdcnweisc nnd bilde! ein geschätzte« Iagdlhier der Nomaden, die nicht mir sein Fell, sondern auch sein Fleisch für besonders wcrthvoll halten; letzteres war übrigen« schon bei den alten Römer» sehr beliebt. I» Persien werden Wildcsel mich oft cmgcfangcn mid gezähmt, m» als Reit, thierc verwendet zn werden, die a» Größe, Stärke und Gc- waudhcit den gemeinen Esel weil übertreffen. — Am Sonnabend Nachmittag befand sich eine FranciiSperson von miulcrcu Jahren in einem große» Ma»ufacl»rwaarc»gcschäft der imicre» Stadt Dresdens, um Einkäufe z» mache». Als sic sich ciitfcriic» wolllc, sah ein Verkäufer, daß aus ihrem Rockschlitz ein scideiic« Tuch herausragte. Er zog dasselbe heimlich au« dem Versteck hervor und erkannte sofort, daß dasselbe ans de» Vorrälhcn deö Geschäfts hcrrührlc. Nunmehr wurde die Person mit auf die Seite gcuommcn und mußte sich eine Durchsuchung ihrer Sachen gefallen lasse». Dabei fand ma» »och elf seidene Tücher bczw. ShawlS, eine Ehenillehaube, Neste Kleiderstoffe rc. Alle diese Sachen staken in dem Nocke der Fran nnd zwar in einer dorl angebrachten tiefen Tasche, sogen. Dicbeöfuhrc, wie solche von geriebenen Ladendiebinnen getragen werden. Sämmtlichc Gegenstände wäre» in dem fraglichen Geschäft »nmittclbar vorher gestohlen worden, wie die Frauensperson nnn lmnmwnndcn cinräumtc. Sie wurde der Polizei übergeben, die sofort in ihr eine vicl- bcstraftc, auf dem Fischhosplatz wohnende Ladendiebin er- kannte. Bei einer Auösnchmig in ihrer Wohmmg wurden noch andere Waarcn, als: Haudschlihe, Hauben, Klciderzeugc, größere Parliccn Leinwand, Barchent rc. vorgcfundc» und beschlagnahmt, welche offenbar ebenfalls von Laden- bcz. Jahrmarkts,Diebstählen hcrrührcn, obschon die Fcstgcnommcne dies lcngnct. Die Untersuchungen führte» dann »och zur Verhaftung einer zweiten Ladendiebin, einer in Löbtan wohn haften Handarbeiter« Ehefrau, welche mit der vorgenannten Diebin befreundet ist und in letzter Zeit viel mit ihr ver kehrt hat. Auch iu der Wohmmg dieser Person wurde» allerhand zweifellos zusammciigcstohlctie Hemden, Tücher, Bcttzengc, Schürzen, Filzschuhe rc. vorgcfuudcn. Es wird schwer halte», zu alle» diese» Sache» die Eigcuthümer zu ermittel». Das „Meißner Tageblatt" schreibt: Ei» interessanter Fund wnrdc bei dem Wirlhschaftsbcsitzer Bier mGasern gemacht. Die Töchter dcö Besitzers waren mit dem Alis- grabcii eines Bassins beschäftigt und sanden in der Tiefe von einem Meter zwei vollständig erhaltene Menschen- gerippc nnd sieben Stück noch sehr gut erhaltene silberne Münzen in der Größe eine« Markstücke«. Einige von die sen Geldstücken sind unter dem Sohne Augusts dcö Star- kc» geprägt, tragen die Jahreszahl 1753 und als Wcrlh- augabc 8 Grosche», andere, ebenfalls „acht gute Groschen Eonrnnl", sind nntcr Ehristia» Lndwig, Herzog von Mecklcu- bürg, geprägt. Es ist wohl anzmichmcn, daß auf diesem Felde cm Massengrab aus dem 7jährigcu Kriege angelegt Minzen lagen auf den Brustkuochm u d« 0"vorigen Jahre wurden au bctrcf. f: c Stelle Mnscheuschädel mid Knoche» aufgcfmidcn. S^lrath z» Oschatz hat die periodische Vcr- osfentlichung solcher Geschäfte am Orte in Aussicht genommen, lm rm Besitze von Frauen sind. Begründet wird die Sache Locales und Sächsisches. Schn »da». Vom 3. Januar bis mit 5. November d. I. sind insgesamml 8596 beladene Fahrzeuge beim König!. Hauptzollamt zur Abfertigung gelangt. — Die drille diesjährige Versammlung dcö hiesigen Gewerbcvcrcins fand statt am Freilag, den 1. November. Nach Erledigung des gcschäfllichcn Theilcö der Tagesord nung der Versammlung sprach Herr Ingenieur Sack au« Leipzig über: „Wie entstehen brauchbare Erfindungen." Ncdner erörterte zunächst die Frage, welche unmittelbare Ursache den Erfindnngcn überhaupt zu Grunde liege, kurz damit, daß sic von dem Wunsche auögchc, die in den bc. reit« bestehenden Einriclstnngen in der Bcnntznng gewerb licher Erzeugnisse hcrvorgclrelcncn mehr oder weniger fühl baren Mängel zn beseitigen, ohne daß andere Nachlhcilc oder Mängel daraus hcrvorgehen. E« cutstehc dadurch ein Kamps ans dem Weltmarkt durch die Eoncurreuz und das Bestreben, mit einer Erfindlmg reichen Gewinn zu er zielen. Nnn gelangen aber ans den Markl die wunderlich sten Erfindnngen, die häufig den Namen nicht verdiene», aber auch Erfindungen von weltbewegender Bedeutung. Nach der Erklärung der Begriffe von Entdeckung mid Er findung gelangte Ncdner auf die Antwort der Frage, unter welchen Voraussetzungen Erfindungen entstehe», und zwar i» der klare» Erkennung von Mängeln der Einrichlungcn, nnd daß derselbe Scharfsinn, welcher im Stande ist, die Mängel und ihre Ursache zu entdecke», auch im Staude ist, Verminderung oder Beseitigung der Mängel zu schaffen. Weiter ging Redner ei» ans die Nachlhcilc mangelhafter Patenlgesnchc, wofür die Erfindung des ersten sogciiannlcn antomatischen Apparates deutlichen Beweis gebe, nachdem zur Zeit gegen hundert solcher ähnlicher Apparate palculirt seien. An einer Anzahl in ncncrer Zeit erfundener Gegen stände, welche der Redner circnlircn ließ, wurden Erfind- nngen erklärt und anschaulich gemacht, die lheils al« mi- praklisch nnd unzweckmäßig, lheils aber im Gegensätze zn jenen als sinnreiche und zwcckcnlsprcchcnde Erfindungen er kannt wurden. Der Vortrag, in welchem aus dem cigent. lichen gewerblichen Leben geschöpft wurde, befriedigte voll auf die Mitglieder des Gcwerbevcreins. Nur eins war au dcr Vcrsammluug zu beklagen: ihr sehr unpünktlicher Au- fang. Am 6. d. M. passirtc dem früheren Gasthoföbcsitzcr F. in Krippen das Unglück, daß sich in seinen Händen eine ältere scheinbar untaugliche Patrone entlud, welche ihm zwei Finger dcr linken Hand abriß. Am 1. d. M. war in Königstein bekannt geworden, daß der bei seinem Schwiegersöhne inHnlbcstadl wohnende Privatmann Schnritz Hand an sich gelegt und sich erschossen haben sollte. Bei dcr polizeilichen Aufhebnug des Leichnams stellten sich jedoch mancherlei Verdächtigimgen heraus, weshalb aus Veranlassung dcr kgl. Slaalsanwaltschaft zu Dresden die gerichtliche Section desselben vorgcnommcn wnrdc. Diese sowie die weiteren dnrch Herrn Wachtmeister Fischer aiigcstelllcn Erörterungen führten zur Verhaftung de« Schwiegersohnes dcö Schnritz, des Wirlhschaftöbcsitzcrö Petrich in Halbcstadt, welcher am Freitag Nachmittag geschlossen dein königl. Amtsgericht in Königstein cingcliefcrt wnrde. Es liegt die Vermnthung nahe, daß Schnritz nicht einen Selbstmord begangen habe, sondern das Opfer eines Verbrechens geworden ist. Auf daö iu der Stadt verbreitete Gerücht hin, daß P. gefänglich cingezogcn werden sollte, hatte sich eine größere Menschcnmassc an der Elbfähre an- gesammelt, welche denselben auch bis zum Amtsgericht bc- Von dem unterzeichnete» Kgl. Amtsgericht ist bch»f« Todeserklärung dcr am 28. Oktober 1849 zn Dresden geborenen »i«I>1vr, gcnannt Ulllrioli, imßcrehklichcn Tochter des Angnst Ullrich ans Obcrlindc und der ledigen Augusta Amalie Richter ans Schandau, welche sich zuletzt in Leipzig aufgchallen und von dort au« IM Jahre 1867 bas letzte Mal an ihre hier lebenden Verwandten geschrieben hat, von deren Leben nnd Aufenthalt seitdem aber jede Nachricht fehlt, auf de» Antrag des Bruder« ihrer Mutter, de« Tagarbciters Anglist Eduard Richter iu Schandau, da« Anfgebotövcrfahrcn zu eröffne» beschlösse» mid AiifgebolSlerminanf ! den 18. Mai 18 SS Vormittag« 11 Uhr anbcrann^wor^ und Erbe» sowie alle Diejcmge^ welche Ke»»t»iß vo» ihrem Lebe» »nd A»fc»lhaltc haben, werden v"fgcfvldcrt, spätestens si. ?cm gedachte., Tcr.nit.e hiervon Mit.heilnng zn mache» und ihre An prüchc und Rechte anzumeldtm, d" Verschollene für todt cillärl nnd ihr Nachlaß an ihre Erben oder deren Erben mid Rechtsnachfolger verabfolgt werden wird. Schandau, am 29. Oct ober 1892. , Königlich Sächsisch-- Di, „«ilstis. Mb,°lnm," «Mm- Mid «»iiii«»-ii» >md ist dii-ch di, «-d'st»" °i*» -d„ dm« M«m >° W . »>->-„ «ist-, »il Z-st-ii ivcrd-n bis Dienstag früh 9 Uhr, für da« ZommbendobwU spätestens bis Freitag früh » Uhr erbeten. P ' " Bürgern,str. Hesse, in Dresden und Leipzig tue Annonccn- werden mit DO Pf. berechnet, stab-Hansch- oder cmnplicirte nach Uebereinkunft.) - Inserate für die E bzeüm.g n°^ Hoh st i H VüreauS von Haasenstein L Vogler, Invalidendanl unv muo. Sächsische Clheilung AMMM stil Sos MigtiA ÄoüsgcriHl ond de» Sladlrolh !» ZlWkm, smie stir den MStWueioSttM :» WBtio. Scchsunddrcißigster Jahrgang.