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während seine Augen lnunnv rlo cn in das Halbdunkel blickten, ohne etwas von der buntwcchsclnden Umgebung wahrzuuehmcn. Ein schwacher Schlag auf die Schulter brachte ihu in die Wirklichkeit zurück. Vor ihm staud ein ehemaliger Schulkollege, Doctor Lauge, seht eiu aufstrebender Arzt mit kleiner Prariö, die sich grösttcntheils auf nueutgclt- liche Ordinatioucn beschränkte. „Wen snchst Du denn hier in meiner Ge gend, Schulmeister?" fragte er, indem er ihm lächelnd die Hand cntgegcnstrcckte. „So?" Deine Gegend?" fragte Heinrich nnwillkiirlich anssehend, „ich bin ganz zufällig hierher geralhen." „Freilich, Alles meine Domainc," lachte der Arzt, „hier Haus um Haus, eiu Ueber- flust vou Patienten." „Also schon so beliebt? Auf dem besten Wege, ein vielgesuchter Arzt zu werden?" „Na, damit eilt cs nicht so. Vorläufig sind cs die Armen — GratiSbcsuchc." „Wahrlich, ein menschliches Werk, nm das ich Dich beneide," sag e Heinrich. „O, cs liegt nicht der geringste Grund vor," erwiderte Doctor Lauge seufzend, , täg lich das größte Elend, die tranrigste Armulh mit anschcn, mit erleben zn müssen nnd nicht helfen zn können! Geld, lieber Freund, Geld ist es, was den Meisten fehlt, die Noth er zeugt die Krankheit uud der Mangel den Tod. ... Da oben in diesem Hause" — er wies mit der Hand auf eiu Hans, desscu An blick Heinrich erschrecken machte und ihm znm Vcwnßtsein brachte, wo er sich eigentlich be fand — „da oben in diesem Hause," fuhr der Doctor fort, „wird's heute auch eiue Ent- schciduug auf Tod und Lcbcu gebe», eine Katastrophe, die nur durch Mangel, durch bittere Noth hcrbeigefilhrt wird." „Fran Arnold?" fragte Heinrich mit stockendem Athcm. „Du kennst sie?" „Nur flüchtig," sagte Heinrich wieder ge faßt, „ich dachte sic in guten Verhältnissen." „Sehr traurige, lieber Frcuud, seitdem die Tochter nichts verdienen kann." „Wie, die Tochter . . ." „Ein schönes Mädchen, nicht wahr? nur allzu crust, allzu gedrückt. Sie halte vor etwa vier Monaten das Unglück, gnf eine mir ganz unbegreifliche Weise mit einem scharfen Instrument sich die Hand zu ver wunden. Wie das geschah, wollte sic mir nicht sagen, wenigstens nicht die reine Wahr heit. Sie hatte sich damit so zn sagen ihren Beruf eutzwcigeschuitteu, da ihre Finger noch ans Monate hinaus gelähmt sein werden. An das Clavier ist vorlänfi, nicht zu denken. Sie verlor die Stunden und damit das Ein kommen und seitdem ging es immer mehr abwärts." „Und die Mnttcr?" „Ist todtkrank. Heute Nacht tritt die Entscheidung ein. Hoffnung habeich wenn, denn es fehlt au Allem. Ich werde heute jedenfalls noch Hinsehen." Der Arzt warf einen Blick ans die Uhr und verabschiedete sich. Heinrich aber blieb gedankenvoll stehen und sah mit schmerz erfüllten Augen znm Haus hinauf, desseu Mauern im trüben Schein der Straßenlaternen wie eine düstere, nnheildrvheude Masse er schienen. Nun schien er einen Entschluß gefaßt'zu habe». Mit einer Bewegung, als wollte er alle unangenehmen, widerstrebenden Gedanken abschütteln, ging er auf das Häusthor zu und schritt dann langsam die Treppe hinan. Ans ein Klopfen an die wohlbekannte Thür im drillen Stock erfolgte keine Antwort. Gleichwohl versuchte cr die Klinke; die Thür war nicht verschlossen und cr trat unge hindert ein. In dem einst so anheimelnden Gemach sah es jetzt sehr traurig aus. Eine kleine Lampe verbreitete ihr spärliches Licht im kalten, ungeheizten Ravm, der ansfallend leer anssah. Das Planino war verschwunden nnd an d-ssen Stelle stand ein alter, gebrech licher Sessel, der das Fehlen des Instru mentes noch fühlbarer machte. Nur das Krankenbett war unverändert. Stöhnend be wegte sich Fran Arnold auf ihrem Lager, und als sic den Schritt Heinrich'ö hörte, öffnete sie eine Sekunde ihre tief eingefallenen glanzlosen Augen, um sic soglcich wieder zu schließen Mathilde war nicht anwesend. Heinrich rückte le sc einen Stuhl zurecht uud nahm am Tisch Platz. Er wagte kaum zu alhmcn, uud doch war ihm das Herz so schwer, so baug; unsägliches Mitleid erfüllte ihn und wieder gedachte cr der freu»-liehen, süßen Stunden, die er in schöner Sommer zeit hier, ivo cs jetzt so tranrig nuösah, zu- gcbracht. Da ging die Thürc auf uud Mathilde trat leise» Schrittes eiu. Mit dem ersten schnellen Blick sah Heinrich, wie bleich ihre Wangen waren, wie knmmerschwer ihr Gesicht. In der mit einem Verband umwickelten Nechtcn trug sie eine Mcdicinflaschc, die sie auf ein kleines Kästchen neben die Thüre stellte. „Sie sind schon hier, Herr Doctor?" fragte sie, ohne recht aufzublickcn. „Mathilde!" lief Heinrich leise. Beim Tone seiner Stimme fuhr sie er schreckt zusammen. Während sie sich schnell zn ihm wandte, zeigte ihr Gesicht den Aus druck starren Entsetzens. Die blauen Augen waren weit geöffnet, die Wangen schienen noch blasser. „Mathilde!" „Heinrich!" sagte sie mit zitternder Stimme, „Heinrich, warum siud Sie ge kommen? Wollen Sie sich etwa jetzt rächen, mich demülhigen?" „Still, wecken wir die Kranke nicht," sagte er rasch, „zunächst bitte ich Sie, mich als den alten Frennd zn betrachten und msr zn erlauben —" „Unter keiner Bedingung!" rief sie. Heinrich stand auf und sah ihr ernst ins Gesicht. „Vergessen Sie nicht," sagte er etwas herb und nachdrücklich, „daß es sich nicht um Sie, sondern um Ihre sterbenskranke Mnttcr handelt. Uud als Frcuud dieser alte» Frau bin ich jetzt hier. Wollest Sie also thuu, was ich sage." — Nach einer halben Stunde bräunte ein behagliches Feuer im Kamin, der langsam die langentbehrle Wärme in das Zimmer anszuslrahleu begann. Mathilde war bis jetzt ab und zu gegangen, ohne daß ein Wort zwischen Beiden gewechselt wurde. Eine größere Lampe, die jetzt angezündet ward, verbreitete ein freundlicheres Licht uud ließ deu Naum wohnlicher erscheinen. Heinrich saß unterdessen am Tisch und war scheinbar in das Lesen eines alten BncheS vertieft, wahrend er in Wirklichkeit jede Bewegung Mathildens verfolgte. Diese hatte trotz der veränderten Verhältnisse nichts von ihrer Frische uud ihrer jungfrüulicheu Elasticität eingebüßt. Heinrich war cs, als wäre er ! erst gestern hier gewesen, als hätte cr mit Mathilde erst gestern zuletzt gesprochen — und doch mußte cr sich sagen, daß eine lange, lange Zeit inzwischen vergangen, daß so viel seitocm geschehen war. MathiUc war ans Fenster getreten, wo sic eine Weile stehen blieb. Sie rang mit einem Entschluß, die verschiedensten Gedanken durchkreuzten ihren Kopf, ihr Athcm flog und ihr Busen hob sich in heftiger Bewegung Dann wandte sie sich zu Heiurich. (Schluß folgt.) Allerlei. tAachdrult »erboten.) Kictt-Longl, der vorige Kaiser vou China, fragt, Sir Georg Stanton, wie man die Aerztc in Englant belohne. Atü ihm, nicht ohne Schwierigkeit, begrcislia gemacht worden war, wie gnt sie während der Krank hcit der Patienten von diesen bezahlt würden, riese, ans: „Ist denn noch Jemand, der Geld zum Krank sein Hal, in England gesund? — Ann will ich eml auch sagen, wie ich meine Aerztc bezahle. Ich halu vier, denen meine Gesundheit anvcnrant ist; diese, wird wöchentlich ihre bestimmte Besoldung gegeben aber von dem Tage an, an welchem ich krank werde hört ihr Einkommen ans, bis ich wieder genese. Jcl brauche euch nicht zu versichern, dast mcine Krank Hecken so kurz als möglich sind." Der Dauer und sei» Advocat. „Hm, Herr/ sagte ein Bauer zu seinem Advocate», dem cr cir grosteS Packet Schreibend bezahlen mnstle, „daS ist je sehr weitlänsig geschrieben, hatte denn nicht ci„ bische» kleiner geschrieben werden können?" —„Dae versteht Ihr nicht, lieber Mann," versetzte der Ad vceat, „das ist netcnmüstig geschrieben. Wenn Ihr aber kein Geld habt, so könnt Ihr mir ein paar Acker Land dafür pslügen." Ter Bauer pflügte die Furche» zwei Fust breit auseinander. „Ei, ei," rief der Ad vocat, „das ist ja erstaunend weitläufig gepflügt." — „Herr," war die Antwort, „das versteht Er nicht; das ist nun nicht anders, das ist nctenmästig gepflügt." Der Advoent lachte und ging fort. Der eigene Kopf -er passendste. Heinrich VI I I., König von England, der mit Franz dem Ersten, König von Frankreich, auf dein Kriegsfuste lebte, beschlost, letzterem einen Gesandten zu schicken. Er wählte den Bischof Bonner, in welchen cr besondere»? Vertrauen setzte. Dieser Bischof stellte dem König« Heinrich vür, dast sein Leben in grosser Gefahr wäre, wenn cr einem so stolzen Könige, wie Franz dem Ersten, beleidigende Neben hielte. „Fürchten Sic nichts," sagte Heinrich der Achte, „wenn der König Franz der Erste Sie köpfen tieste, würden auch du Häupter zahlreicher Franzosen, die sich hier in meine, Macht befinden, fallen." — „Ich zweifle nicht daran, Majestät," antwortete der Bischof, „aber von alle» gefallenen Köp'cn dürfte kam» ein einziger fein, de, sich meinen Schlickern so gnt nnpnstte, als eben der, welch n ich gegenwärtig trage." wilder aus Salzburg. In unserer heutigen Nummer führen wir »nserev Lesern tt Ansichten ans der Stadt vor, welche nach einem AuSjprnch A. v. Humboldt's mit Neapel und Konstantinopel zn den schönsten der Erde zählt Salzburg liegt am Thor der österreichischen Alpew wett und ist eine der am meiste» besuchten Städtc der ganze» Memarchie. Unser erstes Bild bringt den malerische» berühmte» Friedhof vo» St. Peter, der zmn Theil von Arkade» umgeben, an seiner Nüct- feite dnrch die senkrechten Felsnüinde deS MönchSbergc geschlossen und von der Feste Hohensalzburg überragt wird In seiner Micke enthält der Friedhof cinc schöne Margarethen-Kapelle in spätgothischcm Stil. Droben in der Felswand befinden sich die angebliche» Zelle» des heiligen Nuppcrt und die höchst merk würdige. Einsiedelei des heiligen MaximuS, gest. -177, nach der Legende Aufenthaltsort dieses Glaubens- botcnS, it> Wirklichkeit jedoch wohl römische Grab stätten. Neben dem Fri.-dhof liegt der weltbekannte StistSkcller, dessen Hof unser Bild zeigt. Dcr Keller ist berühmt durch seine vorzügliche» österreichischen nnd ungarische» Wci»e, und als Sehc»swürdigkeit wird das Hatzdnstübchcn, die Stammkneipe deS Koni- pomslcn gezeigt. Unser zweites Bild führt nnS aus daS Dach des Hotels Gaisbergspitzc, aus dein 8 Meile» von Salzburg cntf rnte» Gnisberg gelegen, zu dem seil 1887 eine Zahnradbahn hinaussührt. Man genicstt von hier ans einen unvergleichlich schöne» Fer»blick auf das ganze Panorama der Salz- bnrqcr Alpenwelt.