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166 denken, und mit so vielen Krankheits-Erscheinungen gespickt, als man in die Beschreibung hineiubringen kann. Es sterben: durch Mörderhaud (Tulkington); an Hunger und Schwindsucht (Joe); an Gram (Richard); an Säuser-Wahnsiuu (Krook); an Kummer (Lady Deadlock's Liebhaber); an Gewissensbissen (Lady Deadlock); am Schlagfluß (Sir Leicester); außerdem noch das kleine Kind am Fieber, und eine lebhafte, junge Französin, die gehenkt wird. Und man beachte: alles dies in keiner tragischen, abenteuerlichen oder Kriegs-Geschichte, sondern blos als die erheiternde Zugabe zu einer Erzählung, die unterhalten soll; und als ein richtig dargestellter Durchschnitt der bürgerlichen Sterbe-Statistik im Herzen Londons . . . In den Werken der großen Meister ist der Tod stets entweder ein heroischer und rechtsmäßig aufer legter, oder ein ruhiger und natürlicher, wenn nicht ihr Ziel ein ganz und gar tief tragisches ist, wo alsdann gleichzeitig ein gemeinerer Tod wie der des Polonius und des Roderigo erlaubt ist . . . Freilich läßt sich die pathologische Arbeit des modernen Romanschrift stellers durch die Thatsache entschuldigen, daß er in einer städtischen Bevölkerung nicht leicht ein gesundes Gemüth zum Zerlegen finden kann; aber der größte Theil solcher Dilettanten-Chirurgie entspringt in einer Zeit wild litterarischen Wettbewerbs dem Wunsche,