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152 steht, der jedoch bestochen werden kann, indem man ihm einen Theil dieser Freuden opfert, damit er den andern gestatte. Dies ist der Kern des Aberglaubens, welches Credo ihn auch ausschmückt. Religion hingegen ist der Glaube au eiuen Geist, dessen Güte sich über alle seine Werke erstreckt, der selbst gegen den Undank baren gütig und allgegenwärtig ist und deßhalb nirgends gesucht und nirgends gemieden werden kann; dem alle Wesen, Zeiten und Dinge immerdar heilig sind; der nicht das Zehntel der Güter und das Siebentel der Woche, sondern unsern ganzen Besitz, alle Tage unseres Lebens und unser tiefinnerstes Wesen von uns verlangt, der aber dies alles nur verlangt, weil er nur an der Freude seiner Geschöpfe Gefallen findet, welche deßhalb ihr Glück auf keine andere Weise finden können als in der Erfüllung der Pflicht und in der Dienstleistung, die sie ihm schulden. Ein Geist, dessen ewige Güte über nichts erzürnt, kann demnach durch nichts besänftigt werden; seine in alle Ewigkeit wäh renden Gesetze sind unbeugsam, so daß Himmel und Erde sürwahr vergehen müßten, fehlten sie in einem Punkte: Gesetze, die jedem Unrecht und Jrrthum eine gewisse, unausbleibliche Strafe, jeder Rechtlichkeit uud Einsicht ihren sicheren Lohn zumessen. Ein Straferlaß kann durch nichts erkauft, der zugesprochene Lohn durch nichts vorenthalten werden. Und so müßten wir trachten, in der Kunstgeschichte