Volltext Seite (XML)
121 für äußere Zierraten — für Gemälde, Statuen, Mö- bel oder Architektur eine sittliche Eigenschaft? Ja, ganz gewiß, wenn die Vorliebe dafür eine richtig geleitete ist. Der Geschmack für die ersten besten Bilder, Gemälde oder Statuen ist keine sittliche Eigenschaft, während der Geschmack für gute eine ist. Doch haben wir das Wort: „güt ', zu definieren. Ich verstehe unter „gut" uicht geschickt, gelehrt oder schwer iu der Ausführung. Man nehme ein Bild von Teniers: Trunkenbolde, die sich beim Würfelspiel balgen; es ist ein ganz gutes Kunstwerk, so geschickt ausgeführt, daß Nichts in seiner Art jemals geschaffen worden ist, was es überträfe; aber es ist auch ein durchaus gemeines und verwerf liches Bild. Es drückt ein Wohlbehagen an der längeren Anschauung einer scheußlichen Sache aus, und die Freude daran ist eine ungebührliche und un sittliche. Es ist im weitesten Sinne „schlechter Geschmack": ein Teufelsgeschmack. Andererseits ein Bild von Tizian, eine griechische Statue oder eine griechische Münze oder eine Landschaft von Turner bekunden eine Freude, die sich unablässig der Anschauung einer guten und vollkommenen Sache hingiebt. Dies ist eine durchaus sittliche Eigenschaft: es ist der Geschmack der Engel. Jedes Wohlgefallen an der schönen Kunst und alle Vorliebe dafür geht hinaus auf die schlichte Liebe zu dem, was geliebt zu werden verdient, und dies nennen wir Lieb-