Volltext Seite (XML)
Dingen hegt, die es als wahr und gut befindet, ist so groß, daß es von keinem Trug der Mode, keinem eitlen Wahn abwendig gemacht werden kann; seine Visionen und Freuden wurzeln zu tief, sind zu lebens kräftig, als daß es sich lange von einem übertünchten Gegenstände fesseln, von einer seichten Quelle nähren ließe. Es klammert sich an das, was es liebt, so fest an, daß es das Hohle erdrückt .... Die Reinheit unseres Geschmacks läßt sich am be sten aus seiner Vielseitigkeit ermessen; denn wenn uns nur dieses oder jenes Ding Bewunderung cinflößt, so können wir dessen sicher sein, daß die Ursache, weßhalb es uns gefällt, ihrer Natur nach eine klein liche und falsche ist. Wenn wir jedoch das Schöne in allen von Gott geschaffenen Dingen wahrnehmen, dann sind wir berechtigt vorauszusetzen, daß wir eine richtige Vorstellung von den allumfassenden Gesetzen der Schönheit haben. Deßhalb läßt sich falscher Ge schmack an seinem wählerischen Wesen, an seiner Versessenheit ans Prunk, Glanz und auffälliger Zu sammenstellung, an seiner Vorliebe zu seltsamen Styl arten und Förmlichkeiten und auch an seiner Hoffart erkennen; denn er wird nie fertig, umstaltet immer, fügt unaufhörlich hinzu, und bläht sich beständig auf; sein Auge ist immer nur auf sich selber gerichtet, uud alle Dinge ringsum Prüft er danach, wie sie sich ihm anpassen. Wahrer Geschmack jedoch wächst, lernt, liest