Enthält Anstreichungen und Anmerkungen Karl Mays im Text und auf den Nachsätzen, ein Verlagsprospekt (zwischen Seite XII und XIII) und auf Seite 103-108 Knickspuren als Leseanmerkung
— 112 — läßlich, zu wissen, wie viel Rippen ein Skelett hat, wenn man es malen will. Holbein ist der Skelettzeichner por oxcellonoo. Sein gemalter Totentanz und sein gravierter Toten tanz stehen unter allem derartigen unvergleichlich und unbestritten obenan. Er zeichnet in jeder möglichen Stellung Skelett auf Skelett; doch niemals daß er ihre Rippen zählte! Er scheint nicht wissen zu wollen, noch kümmert er sich darum, wie viele Rippen ein Skelett hat. Es sind immer genug da zum Klappern. Welch' eine ungeheuere Verwegenheit! mögen Sie denken. Holbein's Unachtsamkeit und meine Kühnheit, ihn zu vertheidigen! Ja, ich bin auf ihn stolz! Nichts, was mir jemals so gefallen hätte, als diese grobe Nachlässigkeit. Niemand will wissen, wie viele Rippen ein Skelett hat, ebenso wenig als man wissen will, wie viele Stäbe ein Rost hat, so lange als jenes athmen und dieser braten kann; um wie viel weniger noch, wenn der Athem ausgegangen und das Feuer erloschen ist. Aber Holbein, glauben Sie, sei nur so unachtsam gewesen hinsichtlich der Knochen? Ja, so unglaublich es Ihnen Vorkommen mag: ich leite viele seiner Vor züge unmittelbar davon ab, daß er gar nichts von Anatomie verstand! Ich habe Ihnen gesagt, daß Hol bein in erster Linie das Gesicht, in zweiter den Körper studierte; doch hatte ich selber keine Vorstellung davon, wie sehr er der verderblichen Wissenschaft seiner