Enthält Anstreichungen und Anmerkungen Karl Mays im Text und auf den Nachsätzen, ein Verlagsprospekt (zwischen Seite XII und XIII) und auf Seite 103-108 Knickspuren als Leseanmerkung
108 Anatomie und Runst. Kunst hat nichts mit den inneren Strukturen, Ur sachen oder absoluten Thatsachen, sondern nur mit den Erscheinungen zu thun. Beim Darstellen dieser Erscheinungen mißleiten die Kenntnisse des Nicht- Aenßerlichen mehr, als daß sie fördern. Dies der Grund, daß im Großen und Ganzen alle anatomischen Studiender Pflanzen, Thiere oder Menschen der plastischen Kunst schaden; daß insbesondere die Gewohnheit, bei der Behand lung menschlicher Körperformen über deren anatomischen Bau nachzudenkeu, nicht nur hinderlich, sondern geradezu erniedrigend ist; und ferner, daß, wenn die mensch liche Gestalt entblößter ist, als die Gesundheits- und . Schicklichkeitsbedürfnisse des täglichen Lebens es erfor dern, das Studium des Nackten noch jeder Kunstschule, I j die sich darauf verlegte, zum Verderben gereichte. . . Zuvörderst soll die Kunst von allen lebenden Dingen in der Weise Kenntniß nehmen, daß sie im Stande ist, sie zu benennen und eine wahre und charakteristische Beschreibung davon zu geben. Es bringt der Schöpfer tagtäglich vor das edelste seiner Geschöpfe alle nied rigen Kreaturen, damit sie heißen sollen, wie der Mensch sie nennt. Ja, indem er sie abbildet, über sie nachdenkt und für sie sorgt, muß er sie sich mit ihreu Fellen von außen und ihren Seelen von innen vor-