Enthält Anstreichungen und Anmerkungen Karl Mays im Text und auf den Nachsätzen, ein Verlagsprospekt (zwischen Seite XII und XIII) und auf Seite 103-108 Knickspuren als Leseanmerkung
96 zeigt sich, daß die Kunst, deren Ziel nur die Sinnen freude, vornehmlich die Gabe grausamer und wilder Völker ist, deren Temperament grausam ist, deren Gewohnheiten und Vorstellungen wild sind; daß aber die Kunst, welche sich hauptsächlich natür liche Thatsachen zum Gegenstand nimmt, stets eine eigenthümliche Zartheit und Sanftmuth des Gemüthes bekundet, und daß alle großen und erfolgreichen Werke dieser Art sicherlich die Schöpfungen von nachdenklichen, empfindsamen kräftigen und gütigen Menschen sind; von Menschen mit weiten und breiten Lebensanschauungen und einer großen Vorstellungskraft. Die Kunst Indiens. Die Kunst Indiens ist höchst zart und fein, aber sie hat einen höchst merkwürdigen Charakterzug, der sie von jeder andern Kunst, die an Kombinationsgabe ihr ebenbürtig ist, unterscheidet; sie veranschaulicht niemals eine natürliche Thatsache. Sie bildet ihre Kompositionen entweder aus nichtssagenden Farbenflecken oder Wellenlinien, oder wenn sie irgend ein lebendes Wesen darstellt, so geschieht es unter Verzerrung oder ungeheuerlicher Uebertreibung. Sie ver schließt sich willkürlich und standfest gegen jede energische Thatsache und natürliche Form; sie will keinen Men schen, sondern ein achtarmiges Ungeheuer, keine Blume, sondern eine Schneckenlinie oder einen Zickzack zeichnen.