Enthält Anstreichungen und Anmerkungen Karl Mays im Text und auf den Nachsätzen, ein Verlagsprospekt (zwischen Seite XII und XIII) und auf Seite 103-108 Knickspuren als Leseanmerkung
84 jeder vergänglichen Leidenschaft, verklärt es mit hehrer Hoffnung und Liebe und besiegelt es mit der Ruhe himmlischen Friedens; die Körperformen verhüllt er unter faltenreichen Gewändern oder stellt sie unter den keuschesten Typen dar. Er zieht es vor, sie vom Fasten abgezehrt oder von Buße bleich, als von der Thätigkeit gekräftigt und von Gemüthswallungengeröthetzu malen. Der große Naturalist jedoch nimmt den Menschen ganz wie er ist, sowohl seine körperliche als seine geistige Kraft. Fähig, sich in die ganze Stufenleiter mensch licher Leidenschaften zu vertiefen und liebend sich in sie zu versenken, entlockt er ihnen eine majestätische Harmonie; er stellt das Thun und Trachten, Jagen, Grollen, die Gier des Menschen, den Stolz wie auch die Kraft seiner Seele und die Macht seines Glaubens furchtlos dar, und verleiht ihm in allem Würde; er reißt das Gewand von seinem Leibe nnd erschaut sein Geheimstes, wie ein Engel auf niedrigere Wesen herabsieht. Nichts, von dem er sich abwendete, nichts, was er zu gestehen sich schämte; mit Allem was lebt, was siegt, was fällt oder was- duldet, fühlt er sich verbrüdert, entweder kraft seiner Ueberlegenheit oder seiner Liebe; dennoch gewissermaßen abseits stehend, läßt er sich selbst vom tiefsten Mitgefühl nicht Hin reißen, denn der Geist, der ihn bewegt, blickt zu tief, als daß er sich härmte, ist zu tapfer, als daß er sich fürchtete, zu lauter, als daß er sich befleckte.