Enthält Anstreichungen und Anmerkungen Karl Mays im Text und auf den Nachsätzen, ein Verlagsprospekt (zwischen Seite XII und XIII) und auf Seite 103-108 Knickspuren als Leseanmerkung
66 trachtet, ist es immer eine Freude an der Schöpfung, von welcher das Geschöpf einen Theil ausmacht, und nicht bloß die Freude am eigenen Selbst. So ist ein hüpfendes Lamm, das sich seines Lebens freut, kein Künstler, aber der Hirte des Lammes ist es, der in die hölzerne Oberschwelle seiner Thüre Kügelchen ein schnitzt. Wiewohl unbewußt, drückt er seine Freude aus an den Gesetzen der Zeit, an der Eintheilung und Ordnung, wonach sich die Erde bewegt, und die Sonne am Himmel steht. Selbst die Kunst der Thiere, soweit Vernunft sie leitet und Zucht sie zähmt, wird durch diese Vorzüge menschlich; aber niemals, soweit mir bewußt ist, voll kommen menschlich, weil die Thiere ihre Freude an gött lichen Dingen auch nicht einmal unbewußt ausdrücken. Der Gesang der Nachtigall ist fürwahr voll süßer Har monie, aber nur, wie mir scheint, gleich dem Wellenschlag eines Stromes, durch ein Gesetz, dessen sich das Gewässer und der Vogel nicht bewußt werden. Der Vogel wird sich der Freude und der Liebe bewußt; dies ist nicht bei dem Gewässer der Fall; aber (dem Himmel Dank) Freude und Liebe sind keine Künste, auch sind sie nicht auf die Menschheit beschränkt. Aber der Liebesgesang wird zur Kunst, wenn der Sänger durch Vernunft und Bildung sich des Liebeszaubers vermittelst der auf die Leute übertragenen Harmonien bewußt wird. Um unsere Theorie vollständig zu entwickeln, muß