Enthält Anstreichungen und Anmerkungen Karl Mays im Text und auf den Nachsätzen, ein Verlagsprospekt (zwischen Seite XII und XIII) und auf Seite 103-108 Knickspuren als Leseanmerkung
63 Sie den Umfang Ihrer möglichen Wirksamkeit! Auf den Mauern und Thürmen dieser Ihrer schönen Stadt gibt es nicht einen Zierrath, dessen Ursprung sich nicht auf Gedanken der vor zwei Jahrtausenden hingegangenen Menschen zurückführen ließe. Auf wen sollen Ihre Gedanken in zwei Jahrtausenden Macht ausüben? Denken Sie daran, und Sie werden ein- fehen, daß anstatt unsittlich zu sein, es nur Weniges gibt, was so sittlich ist wie die Kunst: daß Leben ohne Arbeit Verbrechen, Arbeit ohne Kunst Verthierung ist. An Stelle der Worte „gut" und „böse", welche die Menschen gebrauchen, darf man ge trost die Worte „Erzeuger" und „Zerstörer" setzen. Der weitaus größte Theil dessen, was uns weltliches Glück dünkt, ist, soweit wir sehen können, eitel; ganz und gar zur Förderung des Guten nutzlos, denn an ihm haftet als unausbleibliche Folge etwas Verderb liches und Schmerzliches. Es gleicht in seinem Drang dem dahinbransenden Sturmwinde. Seine Schönheit ist die Röthe des Fiebers. Was man die Geschichte der Menschheit nennt, ist gar zu oft weiter nichts, als das Verzeichniß der Wirbelwinde und die Länder karte der Lustseuche. Aber unter dieser Oberfläche oder mitten drin, lebt und gedeiht in den engbe- grenzten Gebieten das Werk eines jeden Menschen, „der nicht seine Seele in Nichtigkeit aufgehen läßt"; ein winziges Etwas davon, ein grünes Knöspchen