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der hier bestehenden Herberge zur Heimat zu überweisen. Dieser Beschluß dürfte die allgemeinste Befriedigung Hervorrufen, da die Herberge zur Hei mat eine Anstalt ist, an deren Blühen und Gedeihen jeder Stollberger Bürger den lebhaftesten Anteil nimmt. — Thum, 22. Oktbr. Der seit 7. d. Mts. vermißte Strumpfwirkerlehrling Mann von hier ist gestern in der am Ende hiesiger Stadt gelegenen Restauration „zum Bergschlößchen", woselbst er Bier verlangt hat, angchalten und seinen Eltern zngeführt worden. Derselbe hat sich, seiner Angabe zu Folge, im Nachbarorte Auerbach einige Tage mit Kartoffel ausmachen beschäftigen lassen. — Schönheide, 22. Oktbr. Am Sonntag früh gegen 5 Uhr brannte die Scheune des Gutsbe sitzer Lenk in Rützengrün vollständig nieder. Das Feuer war insofern an einer sehr gefährlichen Stelle ausgebrochen, als sich in nächster Nähe eine Anzahl leicht entzündliche Gebäude befinden, und ist es nur dem raschen und thatkräftigen Eingreifen der dortigen Feuerwehr zu verdanken, daß dasselbe nicht weiter um sich gegriffen hat. — Mylau. Am Sonntag kam es in dem Kölbel'schen Gasthofe zu Lambzig unter böhmischen Arbeitern zu einem umfänglichen Tumult und Gewalt szenen, welche damit endeten, daß die Ruhestörer eine große Anzahl Stühlelzerbrachen, die Dielen demolierten, Fenster zerschmetterten, Lampen herunterwarfen, ja sogar die Oefen zertrümmerten. Der zur Ausübung der Polizeigewalt anwesend gewesene Gemeindevorstand Flechsig vermochte nicht die Ruhe wicderherzustellen und mußte der Gewalt weichen; ebenso waren der Wirt und dessen Frau nicht in der Lage, der auf geregten Menschen Herr zu werden, vielmehr wurden die Ersteren bei ihren Bemühungen zur Wiederher stellung der Ruhe und Ordnung schwer verletzt. Niemand war im Stande, diesen Rohheiten Einhalt zu thun und man mußte schließlich den rohen Gesellen freien Lauf lassen. Dem Stadtwachtmeister Saiten macher in Reichenbach gelang es, noch in derselben Nacht zwei der rohen Menschen festzunehmcn. Am 21. Oktober wurden noch drei der rohen Gesellen ver haftet und wurden sämtliche Verhaftete am 22. Okt. dem Königl. Amtsgericht Reichenbach behufs ihrer Bestrafung überliefert. — Pausa, 22. Oktober. Heute mittag scheute auf einem hiesigen Acker ein Pferd, ging durch bis in die Stadt hinein, sauste verschiedene Straßen durch und kam schließlich an das Schulgebäude, wo zur selbigen Zeit die Mädchen der ersten Schulklasse ausgingen. In vollem Galopp mit aufgelegtem Ge schirrzeug sprang es unter die Kinder, kam dabei zum Fallen und verletzte 4 Mädchen schwer und 6 Mäd chen leichter. Die andern Mädchen konnten zum Glücke davvnlaufen. Von den im Schulhause zur vorläufigen Behandlung untergebrachten 10 verletz ten Kindern gehören 3 nach Wallengrün, 1 nach Unterpirk und die übrigen in die Stadt Pausa. Bei dem einen Mädchen, der 114/s Jahre alten Anna Zimmermann, soll nach Ausspruch des Ur. Lunow der Schädel vollständig gebrochen sein und ist der Tod des Kindes stündlich zu befürchten. — Nerchau. Eine hohe Auszeichnung ist einem jungen Architekten, dem aus Nerchau gebür tigen Paul Freygang zu teil geworden. Demselben wurde vorige Woche in Dresden bei Entlassung der abgehenden Schüler der Königl. Akademie der bil denden Künste vom Prinz Georg die große silberne Medaille für hervorragende Leistungen, die er in seinen ausgestellten Arbeiten in der Architekturab ¬ teilung bekundet, verliehen. Der Dresdner Anzeiger schreibt über dieselben: „Die reifste Arbeit begegnet uns in dem Paul Freygangschen Entwurf zu einer großartig entwickelten, alle Arten von Bädern ent haltenden Badeanstalt, der besonders wegen seiner geschickten, den heutigen Anforderungen entsprechenden Grundrißlösung des Beifalls aller Fachgenossen gewiß sein kann. Der Bau inmitten großer Garten anlagen ist ein bedeutsames Bild von monumentalem Aufbau. — Colditz, 23. Oktober. Von mehreren hie sigen Bewohnern und Kindern wurde am vergangenen Montag in den Abendstunden bemerkt, wie ein Fuchs, welcher auf Raub ausging, über die Mulde geschwom men kam. Derselbe wurde von den Anwesenden ver folgt und so in die Enge getrieben, daß er seine Flucht in das Haus nahm, woselbst er lebendig ge fangen und au den Jagdpachter abgegeben wurde. — Der Raubmörder Horn, welcher im Ostritzer Walde bei Görlitz den Fabrikarbeiter Rieger er schlagen hat, ist vorgestern vom Schwurgericht zu Bautzen zum Tode verurteilt worden. 8 Görlitz, 23. Oktbr. Die Polizei ist einer wohlorganisierten Falschmünzerbande, welche längs der schlesisch-sächsisch-böhmischen Grenze falsches Geld, be sonders Fünsmarkstücke massenhaft verbreitet, auf die Spur gekommen. Die ersten Verhaftungen fanden in Olbernhau statt. 8 Halle, 23. Oktober. Die österreichische Botschaft erklärt, daß der Besuch von Kalnoky in Friedrichsruh Ende Oktober stattfinden dürfte. Der Tag sei noch unbestimmt. 8 Berlin, 23. Oktober. Das Sozialistenge setz soll morgen im Bundesrat zur entscheidenden Abstimmung kommen. Referent ist der General- Staatsanwalt Held. In parlamentarischen Kreisen wird allgemein bezweifelt, daß der Reichstag den vorliegenden Arbeitsstvff bis Weihnachten bewältigen kann. 8 Berlin, 23. Oktober. Die „Börsen- Zeitung" schreibt: Fürst Bismarck hat seine Hier herkunft verschoben; es ist dies u. a. dadurch bedingt worden, daß die großen Debatten über das Sozia listengesetz re. erst in 10 bis 12 Tagen im Reichs tage zu erwarten seien. § Die Auffahrt zum Berliner Schlosse aus Anlaß der Reichstagseröffnung vollzog sich äußerst dürftig. Etwa 30 Mietswagen und Droschken fuhren in den Schloßhof hinein, Equi pagen fehlten ganz. Die Insassen der Gefährte waren meist in schlichtem Civil. Publikum hatte sich denn auch, da es nichts zn sehen gab, nicht an gesammelt und die aufgebotene Schutzmannschaft langweilte sich entsetzlich. So schlicht und unbeachtet hat sich selten eine Reichstagseröffnung vollzogen. 8 Der in der Thronrede angckündigte Gesetz entwurf, betreffend Aenderungen des Reichsmilitär gesetzes von 1874, liegt bereits vor. Im 8 3 dieses Gesetzes wird die Bestimmung, daß die gesamte Heeres macht im Frieden aus 18 Armeekorps besteht, dahin abgeändert, daß die Zahl der Armeekorps auf 20 er höht wird. Eine entsprechende Aenderung erfährt auch Z 5 des Gesetzes. Der Militäretat, der ja be reits die Ausgaben in Folge der Bildung der beiden Armeekorps enthält, setzt diese Abänderung des Gesetzes voraus. Die bezüglichen Ausgaben betragen 10s Millionen Mark an dauernden Ausgaben, ferner 2,3 Millionen Mark zur Bekleidung und Ausrüstung. Z Der deutsche Eisenbahn-Verkehrs-Ver- band ist übereingekommen, an Stelle der bisherigen fremdsprachlichen Ausdrücke fortan allgemein folgende > deutsche Bezeichnungen innerhalb seines Gebietes, I welches fast sämtliche deutsche Eisenbahnen umfaßt, zu f gebrauchen: „Billet-Expedition — Fahrkarten-Ausgabe; Gepäck-Expedition — Gepäck-Abfertigung, Gepäck-An nahme, Gepäck-Ausgabe; Güter-Expedition — Güter- Verwaltung; Eilgut-Expedition — Eilgut-Verwaltung; Vestibül — Vorhalle; Korridor — Gang; Garderobe, Toilette, Toilette-Zimmer — Waschzimmer, Wasch raum; Damen-Toilette — Waschzimmer für Frauen; Herren-Toilette — Waschzimmer für Männer; Bahn hofs-Restauration -Bahnhofs-Wirtschaft; Bahnhofs- Restaurateur Bahnhofs-Wirt; Restauration — Erfrischungs- oder Speisezimmer, Schenkzimmer, Schenk raum; Buffet Schenktisch. 8 Ein schreckliches Unglück passierte kürzlich auf der Domäne Fahre bei Melsungen (Thür.) Eine polnische Arbeiterin, ein braves junges Mädchen, hatte sich bei Beaufsichtigung der Wäsche auf den Rand des mit siedend heißem Wasser gefüllten Waschkessels gesetzt. Als die andern Mädchen nach kurzer Abwesenheit zurückkehrten, fanden sie die Aermste hintenübergestürzt, eben noch mit dem Kopfe über den Rand des Kessels ragend, in der kochenden Brühe liegend. Nach drei qualvollen Tagen ist die Bedauernswerte von ihren Leiden erlöst worden. 8 Altona, 23. Okt. Das Schwurgericht hat die berüchtigten Verbrecher Andresen und Rothe wegen vieler gewaltthätiger Räubereien in der Elms horner Gegend zu je 14 Jahren Zuchthaus verur teilt. Z Stuttgart, 23. Okt. In der Person desjenigen, der auf den Prinzen Wilhelm schoß, ist nunmehr der 35jährige Gerber Martin Müller aus Winnenden, wohnhaft in Dethlingen bei Kirchheim unter Teck ermittelt und festgestellt. Derselbe arbeitete im vorigen Jahre in einer Lackfabrik zu Ulm und gab, nach Aussage seiner Nebenarbeiter, schon damals Beweise von Geistesgestörtheit. * * Innsbruck, 23. Okt. Infolge heftigen Südwindes und anhaltenden Regens ist die Etsch mit ihren Seitenbächen bedeutend gestiegen. Predazzo steht teilweise unter Wasser. Mehrere Häuser sind gefährdet. * * Ein gelegentlicher Korrespondent d. Berl. Tagbl. teilt aus Genua telegraphisch mit, daß die Kai seryacht „Hohenzollern" bei der Abfahrt von Genua festrannte, jedoch alsbald wieder freigemacht wurde. Wir geben diese Nachricht, die bisher keine weitere Bestätigung gefunden hat, nur unter größtem Vor behalt wieder und übernehmen keine Garantie für die Richtigkeit derselben. * * Ueber den Araberhäuptling Buschiri lauten die Meldungen aus Ostafrika jetzt ganz außerordent lich widerspruchsvoll. Nach englischen Mitteilungen hat er wieder 2000 Mann unter sich und damit ver sucht, Bagamojo anzugreisen. Nach in Berlin ein gegangenen Telegrammen ist unter den Arabern das Gerücht verbreitet, Buschiri wäre an einer Krankheit gestorben. Bestimmtes darüber verkantete nicht; offen bar hatten die Araber selbst nicht mehr erfahren. Der Sultan von Zanzibar hat sich bereit erklärt, zu der Konferenz wegen Vereinbarung eines Vertrages behufs Unterdrückung des Sklavenhandels einen Ver treter zu senden. Vom Deutschen Reichstage. Z Berlin, 23. Oktober. In der heutigen (2). Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, vr. v. Boetticher, sowie andere Bevoll mächtigte zum Bundesrat nebst Kommissarien bei- Um Geld und Geldeswert. Roman von M. Widder«. --- (Nachdruck verboten.) Fortsetzung. „So werde ich mit Ihnen in dieKüche gehen, Jean." „Mit Ihnen — Sie?! — Mariannchen, wir sind doch jetzt Brautleute! Die aber standen auf alle Zeiten auf „Du" und „Du". Mamsell senkte wieder die guten, grauen Augen. „Ein bischen Zimperlichkeit", dachte sie, „gehörte zum Brautstand." Dann aber reichte sie aber doch die Hand und sagte zärtlich: „Also Du, lieber Jean, Du." Der Punsch war bald bereitet. Mamsell holte dazu noch etwas Kuchen aus der herrschaftlichen Speise kammer. Nun setzte sich das Pärchen behaglich auf das mächtige Kanapee und feierten den heutigen Freudentag. Eben hatte Jean zum zweitenmal sich das Glas gefüllt, als der schrille Ton der Hausklingel das ganze Haus erfüllte. „Wer kommt denn da noch?" brummte der Alte. Er erhob sich aber trotz allen Aergers über die Stö rung sofort und kehrte binnen Kurzem, von einem schlanken brünetten Herrn gefolgt, wieder in das nette Stübchen zurück. „Ah, Herr Doktor Grimani!" rief Marianne in hohem Grade erfreut. — Sie schätzte Willibald aufrichtig und der Schmerz, welchen er seiner zeit über den Tod ihrer Herrin verraten, hatten ihn vor ihren Augen noch höher gestellt. „Ich komme mit sehr ernsten, sehr wichtigen Nachrichten," sagte Willibald, nachdem er sich gesetzt, „mit einer Neuigkeit, die Sie, liebes Fräu lein und auch Sie, Herr Jean, unter keinen Umständen erraten würden. — Wie Sie mich hier vor sich sehen, komme ich nämlich direkt aus Italien —". „Von dem Grab der Frau Senatorin?" fragte Marianne. „Nein —!" „Sie waren in Italien, Herr Doktor — und nicht in San R. — um an dem Denkmal unsrer Herrin, Ihrer Jugendfreundin, ein stilles Gebet zu verrichten?" Willibald lächelte. „Ihr braven Leute," sagte er, „wie liebend Ihr Frau Vormissens gedenkt! — Nun, feid versichert, sie wird Euch solche Treue lohnen!" „Sie hat sie uns gelohnt, Herr Doktor,, indem sie uns zu wohlhabenden Leuten machte, welche im Stande sind, sich sorgenlos den eigenen Heerd zu bauen," erwiderte Jean bewegt. „Ich weiß, ich weiß! Aber haben die Erben schon die Legate ausgezahlt?" fragte Willibald interessiert. „Das nicht — das Testament ist ja heute vor mittag eröffnet worden — doch es eilt ja auch nicht damit. Wir können trotzdem das Haus verlassen, dessen nunmehrigem Herrn wir um alle Schätze der Welt nicht dienen möchten. Aber, Herr Doktor," unterbrach sich der alte Portier hier, „Sie wollten uns doch eine Neuigkeit erzählen." „Gewiß! Aber ich bitte Euch im Voraus, auf etwas Ungeheuerliches gefaßt zu sein, denn —"i „Denn?" fragten Marianne und Jean wie aus einem Munde. „Denn — wo giebt es nicht etwas Erstaunlicheres, als — jemand zu beerben, der — in zehn Minuten diese Schwelle überschreiten kann, wenn Ihr es wollt." „Herr Doktor, um Himmelswillen, was sprechen Sie da? Unsere Herrin sollte leben? Aber das ist ja nicht möglich! wir haben ja auch ihren Totenschein gesehen!" „Und ich sage doch nur die Wahrheit! — Fassen Sie sich, Fräulein und auch Sie, lieber Jean. Dann aber hörenSie mireinmalzehnMinutenaufmerksamzu." „Wir sind gefaßt, Herr Doktor! doch nun spannen Sie uns auch nicht auf die Folter und lösen Sie uns das Rätsel, welches Sie uns vorher aufgegeben." Er that es. Aber je weiter er in seiner Erzäh lung kam, desto aufgeregter wurde seine Zuhörerschaft. Als er nun aber auch den Schlußsatz ausgesprochen und mit fliehendem Atem hinzusctzt hatte: „Und nun wartet die mißhandelte Herrin dieses Hanses vor der Thür und bittet Sie, Fräulein Ma rianne, ihr für diese Nacht ein Obdach zu gewähren!" sprang das brave Pärchen wie elektrisiert in die Höhe. „Unsere Frau Senator lebt! Gott, Allmächtiger, welch ein Glück ist das," kam es wie aus einem Munde. „Ein großes Glück!" erwiderte der Doktor. „Aber nun wollen wir die Aermste auch nicht länger vor der Thür stehen und frieren lassen. Kommen Sie mit mir, Fräulein Marianne, damit wir Frau Lilli wieder in das Haus ihres verstorbenen Gemahls einführen. Die Nichtswürdigen oben werden uns dabei doch nicht in die Quere kommen! — Für die Nacht steht übri gens eine Wache vor Ihrem Fenster, Fräulein Ma rianne — zur Sicherheit Ihrer armen Herrin." „Aber warum lassen Sie die Verbrecher nicht gleich hinter Schloß und Riegel bringen?" fragte Jean. „Weil es zu spät am Abend ist, um die not wendigen Schritte zu thun. Morgen ereilt sie ja auch noch früh genug das wohlverdiente Schicksal." nohnte: der Pr< welche: 35 Mir öffnet r Präsiden der Wa Stimmz beschluß werden, beraumt denten i 1 Uhr * < jüngsten Ritten i angehal Zustand haben n zählt m die hohe kommen Die Da ist, schili folgt: ging ich wir an Als wir bahn-Br die von darauf t angehöre stets für und als die Kroi Kaiser, glaube, l jüngeren gleitet w und eine und zwa kade wol gartenseü Frau in der Wäck Kronprin entgegen man dür fahren, hervorbri raunte di forderte Jetzt ges Der Wäck, daß die 6 und dann Worten 5 die etwa Gesetze m respektiere mit anhöi ritt aus ! 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