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Wochen- und Nnchrichlsblatt zugleich 8esWs-AWM flr Kohndorf, Millitz, Berilskrs, RiisSttf, A. kgidicn, Heinrichsort, UarieVil unS Wsen. Amtsblatt für -en Stadtrat z« Lichtenstein. -———————————— ——— -————— - zs Jahrgang. — — Nr. 161. Sonnabend, den 13. Juli 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Heöammengesuch. Die Stelle einer Hebamme für hiesige Stadt gelangt Ende September dss. Js. zur Erledigung. Bewerberinnen wollen sich unter Beibringung ihrer Zeug nisse bis Schluß dss. Mts. hier melden. Persönliche Vorstellung ist erwünscht. Lichtenstein, den 11. Juli 1889. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. BetMNtMKchsmg. Die Ziehungslisten der am 4., 5. und 6. Juni dss. Js. ausgelosten 40/0 Staatsschulden-Kassenscheine aus den Jahren1852/55/58/59/62/66/68, der am 3. des selben serienweise auSgelosten' 4°/o dergl. vom Jahre 1869, der an demselben Tage aus gelosten, auf 4°/o herabgesetzten, vormals 5°/« Staatsschulden-Kassenscheine vom Jahrs 1867, der an ebendemselben Tage ausgelosten, an die Stelle der Alberteisenbahn aktien getretenen 4°/o Staatsschulden-Kassenscheine vom Jahre 1870, der am 3. und 4. desselben ausgelosten, im Jahre 1876 vom Staate übernommenen Partial obligationen und Schuldscheine der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Kompagnie und der im Johannis-Termine ausgelosten Landeskultur-Rentenscheine liegen in hiesiger Pvlizeiexpedition zu jedermanns Einsicht bereit. Lichtenstein, den 12. Juli 1889. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. Tagesgeschichte. — Lichtenstein, 12. Juli. Die Hundstags ferien an unsrer Bürgerschule sind, wie wir hören, durch Beschluß des hiesigen Schulausschusses auf die drei Wochen vom 27. Juli bis 17. August festgesetzt worden. *— Gestern dürfte wohl der heißeste Tag ge wesen sein. Der Thermometer zeigte Mittag 26 Grad im Schatten. Dieserhalb fiel auch die Nachmit tagsschule aus. *— Der heutige 12. Juli war ein von Prof. Falb bezeichneter kritischer Tag. Heute früh trat ein kurzes Gewitter mit Regen ein. Nach dem Gewitter war der Himmel völlig klar geworden und die inten sive Hitze war lästig. Nachmittag trat wieder Ge witter auf. — Für Hausfrauen. Daß das Schuppen der Fische eine nicht ungefährliche Beschäftigung ist, haben schon viele Fälle bewiesen, in denen eine Verletzung der Hand Blutvergiftungen zur Folge gehabt. So hatte eine Frau O. in Berlin vor Kurzem sich beim Schuppen der Fische an einer Gräte ganz unbedeutend den Zeigefinger der rechten Hand verletzt. Bald jedoch schwoll die ganze Hand unter den heftigsten Schmerzen und der hinzugezogene Arzt konstatierte eine Blut vergiftung. Es bedurfte der Bemühungen der ersten Autoritäten, um der Frau O. den Arm und das Leben zu erhalten, Bemühungen, die in einem gleichen Falle bei einer Frau M. fehl schlugen und nach unsäglichen Schmerzen den Tod der rüstigen und stets kernge sunden Frau nicht aufzuhalten vermochten. Auch Frau M. hatte sich an der rechten Hand beim Reinigen der Fische eine ganz unbedeutende Wunde durch das Ritzen an einer Gräte zugezogen. Auch hier stellte sich eine Blutvergiftung heraus, welche den ganzen Körper mit einer solchen Schnelligkeit infizierte, daß selbst durch eine sofort vorgenommene Amputation des rechten Armes die Dame nicht mehr gerettet werden konnte. — Für die meisten Kreise dürfte eine gerichtliche Entscheidung über die Zeugengebühren von Interesse sein, welche ein Berliner Fabrikbesitzer vor Kurzem durchgesetzt. Bekanntlich erhalten Zeugen, welche selbständig sind, also Handwerksmeister, etablierte Kaufleute, Aerzte u. s. w., keine Entschädigung und zwar mit der Begründung, daß es bei diesen selbstän digen Herren keinen Maßstab für die Beurteilung des Schadens giebt, den sie durch die Zeitversäumnis etwa erlitten. Mit dieser Begründung war auch die Liqui dation obigen Fabrikbesitzers, der als Zeuge auf dem Kriminalgericht volle fünf Stunden hatte versäumen müssen, abgewiesen worden. Der aber beruhigte sich hiermit nicht, sondern verklagte das Gericht, indem er darlegte, daß auch für die Zeugen, welche einer Selbständigkeit sich erfreuen, ein Maßstab vorhanden sei, nämlich die Einkommensteuer. „Der Staat hat mich", so führte er aus, „laut beiliegender Quittung mit einem Jahreseinkommen von 15 000 M. eingeschätzt. Täglich beläuft sich mithin nach der Ueberzeugung des Staates mein Einkommen auf 53,70 Mark, in der Stunde, den Tag zu zehnstündiger Arbeitszeit gerechnet, also 5,37 Mk., und da ich mich fünf Stunden ver säumt habe, beanspruche ich nach dem Maßstab, welchen einem hohen Gerichtshof der Staat selbst an die Hand gegeben, 26,85 Mk. Zeugengebühr". Diesen klaren Auseinandersetzungen stimmte der Gerichtshof bei und der Fiskus wurde zur Zahlung der 26,85 Mk. Zengen gebühr verurteilt. — Herrn Gutsbesitzer und Landtagsabgeord- neten Ernst Gelbke, Rittmeister a. D., Ritter I Kl. des Königl. sächs. Albrechtsvrdens zu Gesau, ist in An erkennung seiner Verdienste um die Landwirtschaft die silberne Medaille für Verdienste um die Landwirt schaft verliehen worden. — Eine niedliche Geschichte hat sich auf dem f Rathause in Brüssel am Dienstag mittag ereignet, wie sie wohl kaum jemals dagewesen ist. An tausend Personen, meist Weiber, hatten sich daselbst ver sammelt und machten ihrer Erregung durch Schreien und Toben Luft. Im Hochzeitssaale des Brüsseler Rathauses sollte nämlich em Fischhändler Constant mit einer „Dame der Fischhalle" standesamtlich getraut werden. Constant hatte aber mit einer anderen Fischverkäuferin ein langjähriges Verhältnis gehabt und dieselbe treulos verlassen. So hatten sich alle „Damen der Halle" vor dem Rathause versammelt; zahlreiche Männer hatten sich ihnen an geschlossen. Diese Menschenmasse teilte sich in An hänger des Fischhändlers und seiner Braut und in Freunde der Verlassenen. Endlich gegen mittag fuhren fünf Hochzeitswagen vor dem Rathause vor; in demselben Augenblick erhob sich ohrenbetäubendes Zischen, Pfeifen, Schreien, dazwischen Rufe: „Bravo Constant!" Als das Brautpaar auf der Treppe erschien, flog ein Hagel gelber Blumen auf dasselbe los, eine Flut von'wenig parlamentarischen Schimpf wörtern ergoß sich, aber das junge Paar wankte nicht. Unter donnernden Hochrufen seiner Getreuen stieg es znm Vermählungssaale hinauf und grüßte unentwegt die rings herum Tobenden. Nachdem der Hochzeitszug verschwunden war, stürzte die ganze Gesellschaft zur Kirche, in welcher die Trauung stattfinden sollte. In wenigen Augenblicken war die Kirche gefüllt, Freunde und Feinde harrten der Ankunft des Zuges. Auf Veranlassung des Geistlichen erschienen dreißig Polizeibeamte, um in der Kirche einen Gang für die Hochzeitsgüste frei zu halten. Endlich erschien der Hochzeitszug; die Damen der Halle warfen demselben die abscheulichsten Schimpf reden zu. Nach Beendigung der Feier kam es vor der Kirche zu den schlimmsten Auftritten. Freunde und Feinde lagen sich in den Haaren. Der Lärm wurde immer größer, bis die Kutscher kurz entschlossen auf die Tobenden und die Pferde einhieben und davonjagten. — Am 15. d. wird es 350 Jahre, daß im Dome zu Meißen die erste evangelische Predigt gehalten wurde. Bis dieser köstliche Bau der Gothik ganz den Lutheri schen cingeräumt wurde, hat es freilich noch Jahre gedauert. Immerhin blieb jener Tag von großer Bedeutung für die Reformation im Herzogtums Sach sen. Das Gedächtnis daran soll daher feierlich begangen werden. Nächsten Sonntag, den 14., findet am Vor mittag ein Festgottesdienst, am Nachmittag 4 Uhr eine geistliche Musikaufführung statt. Bestellungen für reservierte Plätze im hohen Chor und im Schiffe je zu 1 Mk. sind bei dem Domküster Schubert baldigst zu bewirken; Progranime sind am Eingänge zu haben und kosten 50 Pfennige. Wie bekannt, eignet sich der Meißner Dom vorzüglich zu derartigen Aufführungen. Da namhafte Kräfte, wie Königl. Musikdirektor Or ganist Fischer und Königl. Konzert-und Oratoriensänger Ed. Mann ihre Mitwirkung zugesagt haben, dürfte mit recht darauf aufmerksam gemacht werden. — Norwegische Blätter hatten berichtet, Kaiser Wilhelm sei am Buargletscher in nicht geringer Gefahr gewesen, indem ein großer Eisblock dicht bei ihm niederfiel, ein kleines Eisstück traf seine Schulter. Die Gefahr ist wohl übertrieben. In dem offiziellen Bericht im deutschen Reichsanzeiger hieß es nur, es seien Eismassen mit heftigem Getöse in den See ge stürzt. — In einem Reisebericht in der „Köln. Ztg." wird u. a. bestätigt, daß vor der Ankunft der Hohen- zollern an der norwegischen Küste der größere Teil des Kaiserlichen Gefolges von der Seekrankheit befallen wurde. Die Herren erholten sich aber bald wieder, als die See ruhiger wurde. Bei der Landung im Stavanger war eine große Zahl Bewohner an das Ufer geeilt. Namentlich waren viele der stattlichen blauäugigen, blonden Norwegerinnen erschienen, und zogen die Aufmerksamkeit der Besucher in hohem Maße auf sich. — Mülsen St. Jacob, 10. Juli. Gestern nachmittag fts5 Uhr verunglückte ein hiesiger im 10. Jahre stehender Knabe dadurch, daß er sich auf eine, an der St. Niclaser Grenze befindliche hölzerne Barriörestange setzte, (wie es die Kinder häufig thun) hierbei verlor er aber das Gleichgewicht, stürzte rücklings in den seichten Bach und brach den rechten Oberarm. — Stollberg, 11. Juli. Heute vormittag erfolgte von hier aus durch die Mitglieder des Finanz ministeriums, Herrn Geheimrat von Thümmel, Exz., Geh. Finanzräte Köpke und Ritterstädt, sowie durch den Generaldirktor der Staatsbahnen, Herrn Hoffmann, wie Herren Oberfinanzrat Strick und Finanzrat Berg mann im Beisein des königl. Baukommissars, Herrn Finanzrats Ur. Kürsten und der bauleitenden Inge nieure die landespolizeiliche Abnahme und technische Prüfung der Neubaustrecken Stollberg-Zwönitz. Da die Strecke in betriebstüchtigcm Zustand befunden wurde, so steht der auf dem 15. Juli festgesetzten Er öffnung des Betriebs ein Hindernis nicht mehr entgegen. Nächsten Sonntag finden vormittags 9 Uhr und abends 8 Uhr von Stollberg aus und um 12 Uhr mittags von Zwönitz aus festliche Eröffnungsfahrten statt. — Glauchau, 11. Juli. Se. Majestät der König, passierte heute vormittag 11 Uhr 21 Min.,