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theologischen Kenntnisse und ihre religiöse Christoph v. rühmte ihre Gesinnung. Bereits den Händen mitte von ärmlichem Aussehen. In diesem wohnte ein altes der lterchen, deren Mann sich das Leben genommen hatte, schönl sie die Frau eines Selbstmörders mar, mochte nie- ^wand zu ihr kommen. Sie blieb vereinsamt und grämte Da sehr darüber. Jedermann wich ihr aus, wenn sie aus Gel« Hause trat, um sich in der Umgegend einige Nah- sjch gsmittel zusammen zu betteln. Zwar gab es ein paar ter ständige Leute, die sich darüber ärgerten, daß man die Mene Alte so mied, nur weil ihr Mann sich erhängen Berte, aber sie änderten nichts. Freudlos.saß die Alte da- zurm, Tag für Tug. Ihre Finger waren von der Gicht ge- berlwmt, zum Arbeiten taugte sie nicht mehr. kcir Eines Tages «rat die Frau aus der Tür, um Wasser holen. Sic ließ die Tür assen, wie sie es gewohnt war. be-s sie in die Stube trat, lief ein schwarzes Hühnchen s^-rin herum und flog hinauf auf die Ofenstange. Die freute sich über das Tier und ließ es sitzen. Sie dachte, man wird es schon holen kommen. Es kam aber Msemand. Die beiden gewöhnten sich aneinander und das Lerchen war sehr zutraulich. Die Frau redete mit dem -Hühnchen, und dieses antwortete in seiner Weise. ' Es dauerte gar nicht lange, sahen die Nachbarsleute, ^ie'die Frau mit dem Huhne verkehrte. Sofort entstand s^as Gerücht: Das schwarze Huhn sei der Geist ihres Man nes, der nicht in den Himmel kann. Der Teufel mochte ihn ^uch nicht haben, da sei er in das Huhn gekrochen und ' leibe nun hier, bis er seine Frau mitnehme. Die bei seinem Tode von dem damaligen Ortspfarrer Georg Eger gehaltene Leichenpredigt erschien in erwei terter Form im Jahre 1651 in Görlitz im Druck. Der Titel dieser umfänglichen Schrift lautete „Memoria Rechenber- gica oder Christliche Leichenpredigt über den seligen Ab schied des weiland Hochedlen, Gestrengen, Vesten und Hochbenahmten Herrn Hans Ernstens von Rechenberg des älteren, auff Crosta und Baudissin, welcher Anno 1648 am 7. Martii (März) neuen Calenders diese Welt gesegnet, und am 21. Aprilis bey volkreicher Versammlung vieler vornehmen Adels- und anderer Personen in die Rechen bergische Begräbnis-Capelle zu Crosta benaesetzet worden, Gehalten von Georgio Egero Radbergensi, dero Zeit Pfarrer daselb". — Auf den Inhalt dieses Buches, das Stoff zu einer ausführlichen Lebensbeschreibung bieten würde, kann hier nicht näher eingegangen werden. Die Witwe überlebte ihren Gatten um 10 Jahre und kaufte von den Kreditoren ihres Mannes am 31. Juli 1649 Kleinbautzen für 5000 Taler „um an ihren einge Nos Lonewalbeuaddem LsoewalderTsl. (Nachdruck verboten!) Cunewalde ist gegenwärtig eine gewerbsfleißige Jndu- striegemeinde mit ländlichem Einschlag. Seine Einwohner zahl beträgt zurzeit 3200; der eng anschließende Ort Weigs- dorf-Köblitz zählt 900 Bewohner. Der vorherrschende In dustriezweig ist das Textilqewerbe. Wie ein Ausklang einer vergangenen Zeit klappert noch hier und da ein Handweb stuhl. Seine Lage zwischen zwei bewaldeten Bergzügen sichern dem Cunewalder Tal eine hervorragende Stellung als Ausflugsziel und Sommerfrische. Schon vor 100 Jahren war Cunewalde ein ansehnlicher Ort. Aufzeichnungen aus dem Jahre 1840 geben uns dar über Aufschluß. So heißt es unter anderm von den Be wohnern und ihrer Beschäftigung: Der größte Teil der Be völkerung von Cunewalde, auch einige von denen, deren vorzüglichstes Geschäft der Feldbau ist, betreiben seit einem halben Jahrhundert die Weberei, welche' einzelnen ein reich liches, den meisten ein notdürftiges Brot gewährt. Viele Familien arbeiten für einheimische oder benachbarte Fabri kanten, deren mancher 100 und mehr Stühle beschäftigt, und welche die Leinwand an Kaufleute in Budissin (Bautzen), Löbau, Schirgiswalde und anderen Orten versenden oder auf der Leipziger Messe und auf einigen sächsischen, zum Teil auch preußischen Jahrmärkten im Ganzen und im Aus schnitt verkaufen. Doch fehlt es auch nicht an anderen ge schickten Handwerkern fast jeder Art. So ist auch in Ober- Cunewalde von einem unternehmenden Mann eine bedeu tende Oelfabrik angelegt, sowie in Mittel-Cunewalde eine von der Herrschaft von Ober-Cunewalde 1761 erbaute, jetzt dem Meister selbst angehörige Töpferei, eben daselbst eine Ziegelscheune, und im Bereich des Kirchspiels 9 Mühlen. Ebenso wenig ist an Kramläden, Bäckereien und Bewir tungshäusern ein Mangel. Endlich befinden sich in unseren Orten ein Medicinar Practicus, ein Wundarzt und 4 Heb ammen. Wir fügen noch einige Angaben aus dem Kirch spiel Cunewalde bei, die im Jahre 1839 ausgezeichnet wor den sind. Zu dieser Zeit wurden gezählt 60 Vermählte, 152 Geborene, 95 Gestorbene, 8180 Abendmahlsgäste. In dem genannten Jahre befanden sich in dem domstiftlichen Anteil von Cunewalde 169 Brandstellen mit Einschluß von Kirche, Pfarre und Kirchenschule, in Obercunewalde ebenfalls 169, in dem dazugehörigen Neudorf 24 und in Halbau 12, in Mittelcunewalde 134, wo sich seit einem Menschenalter ein ganz neues 30 Häuser zählendes Dörfchen Klipphausen ge bildet hat, in Niedercunewalde 164, davon 28 abgesondert brachten Ehegelde keinen Schaden zu leiden. Sie war kin- lerlos geblieben und starb im Jahre 1658 im Alter von 71 Jahren, nachdem sie noch 1657 Kleinbautzen an Wolf "" " ' Rechenberg auf Oppach verkauft hatte. Man im Jahre 1650 war Crostau für immer aus des Rechenberger Geschlechts an eine andere Adelsfamilie übergegangen.' Am 6. April 1650 hatte es Heinrich v. Seidlitz von Wolf Christoph v. Rechenberg auf Oppach erworben. Am Tage darauf kaufte er auch das Gut Rodewitz von Frau Anna Maria v. Tuppau geb. v. Re chenberg auf Rodewitz. Ein und ein halbes Jahrhundert haben die Rechenberger auf Crostau gesessesi. — e. ... Die Leute wollten das Huhn totschlagen. Es war aber < ^ink und ließ sich nicht kriegen. Darüber erbosten sie sich. einer Nacht brannte das Haus nieder, mit ihm die Arap und das Huhn. Mstou in vergmgMMmd Gegenwart VII. Die Rechenberge als herrfchaflsbesitzer. ( (Nachdruck verboten!) Johann oder Hans Ernst v. Rechenberg wurde am 23. Januar 1595 geboren, er besuchte das Zittauer Gymna sium und wurde später Landeshestallter des Bautzner Kreises. Noch bei Lebzeiten des Paters hatte er von diesem -das Gut Kleinbautzen samt Belgern für 12 000 Taler ge- skauft und war am 19. Februar 1630 damit belehnt wor- rden. Am 16. Dezember 1631 schrieb er an den Oberamts- werwalter, es sei ihm bei jüngst gehaltener brüderlicher Teilung der väterlichen Güter auch ein „Stück Wiese", „so ,vorgehende Zeit nach Schirgiswalde und also unter die löbllche Cron Böhmen gehörig" zugefallen .... Wenn dann aber in hoc turbulento. rerum statu ich nicht wissen kann, wo und an welchem Orte ich die Lehn über ermel- detes Stücklein Wiese muthen und suchen solle und gleich wohl hieriere nichts gerne negligiren noch verabsäumen wollte, als habe ich der Nothduxfft und vor rath- sam erachtet, bei dem löblichen Oberamte dieses inkor- porirten Markgrafthums Oberlaufitz mich derohalben in gebührender Rechtsfrist judiciätiter anzugeben und de mea ditigentia et contra lapsum fätalium hiermit und in Kraft dieses in der allerbesten und beständigsten Rechtsform quam solemnissime zu protestiren". — Am 18. Dezember 1631 erhielt er dann eine Oberamtsrekognition über seine eingewendete Protestätion. Am 18. November 1631 war er belehnt worden mit Crostau und dem Kirchl.ehn, hem freien Bierschank zu Weißig, dem freien Schank zu Crostau und Eulowitz und der Baustelle aus deip Hurglehn in Bautzen. Unser Rechen berg war zweimal verheiratet. Zperst mit Barbara v. Ponickau, Tochter des Hans Fabian v. Ponickau auf Elstra; an zweiter Stelle mit Kunigunde v. Uechtritz, Witwe des Oberstleutnants Geörg Abraham v. Metzrad auf Tauben- heim. Infolge der im Jahre 1614 aufgebrachten Ehebe- redung lieh er sie wegen eingebrachter 2000 Gulden vor- beleibdingen und zwar am 19. März 1642 auf feine Güter Crostau, Kleinbautzen und Belgern. Um die Kirche in Crostau machte er sich durch Stiftung ^iner Bibliothek ver dient. j . , Ihn zeichnete ein für seine Zeit seltene Bildung aus. Er hat sich auch schriftstellerisch betätigt, er wird in einem Nachschlagewerk ein „vortrefflicher lateinischer Poet" ge nannt. Seiner dutch die Verwüstungen des dreißigjährigen Krieges schwer geschädigten Untertanen nahm er sich mit väterlichem Wohlwollen an. Seine Wirksamkeit in un serem Dorfe hat ihm ein dankbares Gedenken der Orts- bewqhner gesichert. Er starb im Jahre 1648.