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Nummer 4 SMeml aller 14 Lage 16. Sedruar 194( Unser e Heimat Vellage sum Nllgemeluen Anzeiger, Schirgiswalde Sack WevaW! (Nachdruck verboten!) Leeft dr dei Koarrn amol an Drecke, und wenn'r bale stille stiht, do mach dch oack ne irscht grüß gemecke, oack oagepackt, bis wieder giht! Hoat's Labm dich amol geküsst, do roaff dch oack wieder uff! Do hullste irscht a brinkel Luft, derno oack wieder druff! Is dr amol woas laatsch gegangen, do schmeiß oack ne 'n Draik glei hie! Oack risch vu neuen oagefangen! Du kimmst schun wieder a de Hih'! Hoat's Labm dich amol geküsst, do roaff dch oack wieder uff! Do hullste irscht a brinkel Luft, derno oack wieder druff! Hoat dich de ganze Walt verdrussen und kimmt dr o de Goalle oa, oack ne uf ander irscht verlussen! 's kimmt eegoal oack uf dich druf oa! Hoat's Labm dich amol gekufft, do roaff dch oack wieder uff! Do hullste irscht a brinkel Luft, derno oack wieder druff! Hermann Klippel. Schirgiswalder Histörchen. Vas Abenteuer im WtzeubM. (Nachdruck verboten!) Es wird wohl nicht mehr lange dauern, ist der alte Name Pfißenbusch vergessen. Noch vor fünfzig Jahren war er jedem Schirgiswalder geläufig. Wer in früheren Zeiten von Schirgiswalde nach Neuschirgiswalde, im Volksmunde Neudorf genannt, ging mußte durch den Pfißenbusch. Die ser erstreckte sich zwischen den beiden Ortsteilen. Heute steht die schöne Siedlung auf dem Fuchsberge drauf, und nie mand denkt daran, was unsere Vorfahren einst von diesem Pfißenbusche erzählten. Nach Aussage alter Leute muß dieses Stück Wald ziemlich verwildert gewesen sein. Nicht eine einzige lichte Stelle soll es darin gegeben haben. Wie der Hagwald zwischen Schirgiswalde und Kirschau, so soll auch der Pfißenbusch nicht geheuer gewesen sein. Es gab damals wenig Leute, die ohne Gruseln durch den Wald gin gen. Wunder war das keines. Wir dürfen nur an die auf geregte Zeit denken, als der Böhmische Wenzel in Neuschir giswalde hauste. Diesem Raubgesellen mag freilich solch ein dichter Busch zurecht gekommen sein. Zwar ist von ihm selber nicht ein einzioes Stücklein überliefert worden, das im Pfißenbusche gespielt hätte, desto mehr aber von seinem Räubergesindel, das sich aus Männern der umliegenden Ort schaften zusammenseßte. Bis in Pußkau und noch weiter waren sie daheim. Mancher Wandersmann, der ahnungslos durch den Pfißenbusch ging, wurde damals überfallen. Frauen und Mädchen fürchteten sich sogar am hellichten Tage'durch den verrufenen Busch zu gehen und nahmen lieber den Umweg über Kirschau. Es war aber noch eine andere Sache, die den Pfißen busch so unheimlich machte, und dar war der Aberglaube, der hier Geschichten entstehen ließ, die nur vollständig ver dummte Gehirne ausbrüten konnten. Noch schlimmer ist es, daß der Unsinn selbst von ernsthaften Leuten geglaubt wurde. Beim Hören dieser Geschichten bekommt man ein Bild vom damaligen Tiefstand gewisser Leute. Polizei und andere Wächter rückten auch zur Zeit des Böhmischen Wen zels und besonders in den darauffolgenden Jahren den Wegelagerern tüchtig zu Leibe, so daß nur noch wenig Grund vorhanden war, sich vor dem Durchqueren des nicht zu langen Pfißenbusches zu fürchten. Aber jeßt überlief die Leute erst recht ei» Gruseln, wenn sie durch den Busch mußten, ganz besonders, wenn der Tag zur Neige ging. Frauen und Mädchen blieben dann lieber bei Bekannten in Schirgiswalde und gingen erst am nächsten Tage heimzu. Was hatte es denn für eine Bewandtnis mit dem Pfißen busch? Es waren so kindische Sachen, die im Volke liefen, daß man sich wundern muß, daß sich auch nur ein einziger Mensch daran Kehrte. Wer sie aufgebracht hat, weiß man natürlich nicht. Kommt da eines Tags ein Mann gerannt und schreit den Leuten auf dem Fuchsberge zu den Fenstern hinein: „Im Pfißenbusche scheechts!" „Hast das Gescheeche gesahn?" rufen die Leute. „Ja, wahrhaftig, ich Habs gesahn!" „Wie sieht es denn aus?" „Uff eener Fichte is e Menschenkopp ganz üben druffe, dar wackelt hie und har!" Statt den Kerl äuszulachen, ziehen die Hörer erschrocken ihre Köpfe zurück und sagen erschrocken: „Mein Gott, das is e Gespenst!" Wie ein Feuer läuft die Geschichte durch den Ort und rings herum in die Nachbardörfer und fertig ist die erste Grusel geschichte vom Pfißenbusch. Da nußt kein Auslachen und kein Zureden. Der Geisterkopf bleibt auf der Fichte, ob wohl ihn niemand gesehen hat. Troßdem kommen Leite, die ihn gar wohl gesehen haben wollen und die in ihrer krankhaften Phantasie etwas dazu dichten. In den Rocken stuben wird dafür gesorgt, daß die Geschichte von dem un heimlichen Kopfe weiter herumgetragen wird. Dumme hat es immer gegeben, die den Unsinn glauben. Es soll ja heute noch so sein. Jeder, der von da an durch den Pfißenbusch muß, sucht, ob er den Geisterkopf erspähen kann. Schließlich entdeckt er in seiner aufgeregten Phantasie auf einer Fichte ein Etwas, das mit einem Kopfe Aehnlichkeit haben könnte — und der Geisterkopf ist fertig. Weil «ach seiner Erzählung der ge sichtete Kopf nicht auf jener Fichte war, die ursprünglich als Träger galt, heißt es sofort: Der Geisterkopf springt von einem Baume zum andern! Der Erfolg solcher Mär macht natürlich Schule. Es dauert nicht lange, bringt einer die Botschaft: Im Pfißen busch rennt ein Geist herum, trägt seinen Kopf unter dem Arme! Und so geht das weiter. Schließlich ist der ganze Busch verhext. Nur verständige Leute lachen über den Blöd sinn und kümmern sich nicht um die Geister. Dafür sehen sie auch keinen.. Der arme Pfißenbusch aber bleibt ver- fehmt, bis ihm Holzhacker zuleibe rücken. Mag ein Schalk drunter gewesen sein: Er bindet den Leuten auf, sie hätten die Geister alle unter einer Buche sißen sehen, wie sie ge weint hätten, weil ihr Busch unter die Axt komme. Auch das glauben die Leute. Die Holzhacker aber lachen sich die Hucke voll. Ueber ein Dußend Gespenstergeschichten sind mir vom Pfißenbusche erzählt worden. Manche davon scheinen nur ein Abklatsch von Sagen aus anderen Orten zu sein. Nun ist der gefährliche Busch so gut wie verschwunden und mit ihm gehen auch die einst so fest geglaubten Spukgeschichten- in Dunst auf. Vas schwarze Machen. Auf welche Abwege der Aberglaube bringen kann, be weist folgende Geschichte. Ums Jahr 1800 stand in der Nähe der Schwanenmühle ein ganz altes, kleines Holz-