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rers Nicolai so volksiümlich geworden, daß ihn Götzinger unbedenklich anwenden konme. Auch EngUhardt und der Maler Veith, die im Jahre 1794 das erste Heft der „Male rischen Wanderungen durch Sachsen" Herausgaben, be nutzten schon den Namen. In dem Heft heißt es- «... die mit Recht sogenannte Sächsische Schweiz, gewiß eine de>t fürchterlichsten ober auch romantischsten Gegenden Sach sens." Einige hallen auch die berühmten Künstler und Pro fessoren der Dresdner Kunstakademie Adrian Ludwig Zingg und Anion Graff für die Urheber dieses Namens. Wahr ist, daß beide, oft gemeinsam und zuweilen mit ih ren Schülern, das Gebirge beiderseits der Elbe aufsuch ten, um seine Schönheiten zeichnerisch festzuhalten. Da beide Künstler aus der Schweiz stammten, ist es schon möglich, daß sie das Elbsandsteingebirge mit ihrer Heimat verglichen, und es sächsische Schweiz nannten, Erstmalig besuchten beide Künstler im Jahre 1766 das Gebirge. Doch nun noch einmal zurück zu Götzinger, dem un bestreitbar das größte Verdienst an der Erschließung der Sächsischen Schweiz zukommt. Aus Dankbarkeit hat man einen Aussichtspunkt bei Neustadt die „Götzinger Höhe" benannt. Zur Hundertjahrfeier der ersten Herausgabe semes Buches veranstaltete man in Sebnitz am 7. Novem ber 1886 eine größere Feier. Am Nachmittage des ge nannten Tages, einem Sonntag, bewegte sich ein statt licher Festzug, an welchem auch ein Enkel und ein Urenkel Götzingers teilnahmen, nach dem alten Friedhof, wo un ter entsprechenden Feierlichkeiten eine Eiche gepflanzt wurde zum ehrenden Gedenken aw den Erforscher der Sächsischen Schweiz. Darauf fand die Schmückung der Grabstätte von Götzingers Vater statt. Das weitere Programm des festlichen Tages wickelte sich im Saale des Hotels „Stadt Dresden" ab, der als Kuhstallhöhle deko riert war. Der am 4. November 1799 geborene Sohn Götzin gers, Mar Wilhelm, besuchte das Gymnasium in Bautzen, studierte in Leipzig Theologie, und lehrte dann 23 Jahre am Gymnasium in Schaffhausen deutsche Sprache und Li teratur. Er war auch schriftstellerisch sehr tätig. Die Fa milie Götzinger ist übrigens aus dem Salzburgischen in Sachsen eingewandert, und hat in mehreren Generationen schriftstellerisch tätige evangelische Geistliche hervorgebracht. E. R. Der Schutz unserer Schmetterlinge Das neue Reichsnaturschutzgesetz trägt auch dem seit langem beobachteten Rückgang unserer Schmetterlinge Rechnung; es verbietet in 8 24 der Verordnung zum Schutze der wildwachsenden Pflanzen und der nichtjagd baren wildlebenden Tiere vom 18. März 1936 das Fan gen von zwei der schönsten deutschen Schmetterlinge, des Segelfalters und des Apollos überhaupt und untersagt weiter noch die gewerbliche Verarbeitung aller einheimi schen Tagfalter (mit Ausnahme der weißflügeligen Weiß lingsarten), der Schwäriner, Ordensbänder und Bären spinner. Damit erfüllt es einen alten Wunsch aller ernsten Naturfreunde, die nist Entsetzen sahen, wie gerade durch die Verarbeitung von Schmetterlingen zu Andenken- und anderen Artikeln gewissenlos unter den köstlichsten Schätzen der Natur aufgeräumt wurde. Aber das Gesetz vermag nur einem Teil der Ursachen an dem Rückgänge unserer Schmetterlinge zu begegnen; diejenigen, die vor allem in den kulturellen Umgestaltungen unserer Land schaft liegen, trifft es nicht und kann es nicht treffen. Sie lassen sich nur durch ein einsichtsvolles Mitwirken aller am deutschen Boden interessierten Kreise zwar nicht im mer beseitigen, aber doch zum mindesten in weitgehendem Maße mildern und abschwächen. Und es darf daher auch mit Recht erwartet werden, daß jeder, der hier mitzu wirken in der Lage ist, dies auch freudig tut und dazu bei tragen hilft, daß sich nicht nur die geschriebenen Bestim mungen des Gesetzes, sondern vor allem auch der Geist, aus dem heraus es entstanden ist, zu einem vollen Er folge auswirken können. Bereits vor vielen Jahren schrieb Hermann Starke, wohl der beste Kenner der Lausitzer Schmetterlingswelt, über den Rückgang unserer Schmet terlinge das Folgende: „Der Laubwald wird von Jahr zu Jahr weniger und muh der Fichte und dem Getreide das Feld räumen; er ernährt aber die meisten Schmet terlinge. Im Kiefernwald der Lausitzer Heide wird der vorhandene Unterwuchs von verschiedenen Halbsträu chern, krautartigen Pflanzen, Gräsern, Moosen und Far ren seit vielen Jahren schon entfernt, um als Stallstreu Verwendung zu finden. Damit verschwinden aber Pflan zen, die vielen Raupen als Nahrung dienen. Infolge die ses Verschwindens ihrer Nahrungspflanzen aber sind eine ganze Anzahl für die Heidelandschaft charakteristischer Falter schon recht selten geworden, vielleicht auch schon ganz verschwunden. Die gleiche Schuld am Aussterben und Seltenerwerden von Schmetterlingen trifft weiter aber auch die neuzeitliche Wiesenbearbeitung und Dün gung, der das fast gänzliche Aussterben der Feuerfalter und Bläulinge zuzuschreiben ist". In einem ganz ähn- s lichen Sinne äußerte sich 1928 in den „Mitteilungen des , Sächsischen Heimatschutzes" auch R. Zimmermann, der fast ein Menschenalter hindurch die entsprechenden Ver hältnisse auf dem Rochlitzer Berg beobachten und verfol gen konnte. Mit dem Verschwinden der einstigen ausge dehnten Rotbuchen- und Mischholzbestände zugunsten der Fichte gingen die für die ersteren Waldformen charak teristischen Schmetterlinge zurück, und als dann noch die Bestände und Wegränder von Aspen und Weiden und dem Brombeer-, Himbeer- und anderen Gesträuch ge räumt wurden, verschwanden Arten wie Segel- und Schil lerfalter, Eisvogel, Kaisermantel usw. Wir wissen nun freilich, daß manche der hier angedeuteten, den Rückgang vieler unserer Schmetterlinge (und auch anderer Tiere) bewirkten Kulturmaßnahmen unabwendbare gewesen und oft bitteren Lebensnotwendigkeiten entsprungen sind, wir haben umgekehrt aber auch begreifen gelernt, daß viele andere durchaus nicht den Zweck erfüllt haben, den man sich von ihnen versprach. Das gilt beispielsweise von der Forstwirtschaft der Vergangenheit; deren nur auf rasche und möglichst hohe Holzerträgnisse gerichtete Wirt schaftsweise sich aufs verhängnisvollste ausgewirkt hat und daher heute auch als überwunden gelten kann. In vielen anderen Fällen wird aber auch heute noch man ches getan, was der tiefer Sehende als sinn- und zweck los empfindet und was auch weiterhin zur Verarmung unserer Natur führen muß. Man sollte daher alle Maß nahmen, die Veränderungen des Bodens unserer Heimat bedingen, vorher sorgfältig überdenken und sich möglichst eines sachverständigen Rates dabei versichern. Der Lan desverein Sächsischer Heimatschutz ist jederzeit bereit, bei allen notwendigen kulturellen Umgestaltungen, und seien sie noch so geringfügiger Natur, jedem Einzelnen bera tend zur Seite zu stehen. Denn nur auf diese Weise dan ken wir den, Gesetzgeber für seine weitschauenden und großzügigen Verordnungen zum Schutze deutscher Hei matnatur und tragen auch das Unsere dazu bei, daß kom mende Geschlechter sich in gleick)er Weise wie wir selbst an den Schönheiten der Natur erfreuen können