Volltext Seite (XML)
nommen. Er bemühte sich, Ordnung zu schaffen. Die vom Gute entfernt liegenden Aecker und Waldungen hatten viel unter Diebstählen zu leiden. Von Bautzen führte die alte Salzstraße über den Paß am Mönchswald nach Wil then und bis nach Böhmen hinein. Gesindel aller Art bildete eine Gefahr für die Reisenden und Wagen. Holz diebstähle und Wildfrevel waren an der Tagesordnung. Auch die benachbarten kleinen Dörfer hatten darunter zu leiden. Um dieser Unsicherheit abzuhelfen, beschloß der Gutsherr, dem auch die Waldungen am Passe gehörten, da oben ein „Dörfgen" anzulegen. Durch dieses sollte einmal dem Gesindel das Handwerk gelegt, zum andern aber auch die Bewirtschaftung der in der Nähe liegenden Felder und Wälder erleichtert werden. Schon im Jahre 1785 begann er mit dem Bau des Försterhauses, das zu gleich als Gastwirtschaft gedacht war. Nach Eröffnung des Schankes sollten etwa 6—8 Häuser gebaut werden. Der Gedanke, hier oben ein Dorf zu errichten, war un streitig gut. Zur Eröffnung des Schankes war aber schon damals, ebenso wie heute, die Konzession nötig. Zustän dig hierfür war das Amt Stolpen. Der Gutsherr zwei felte keinen Augenblick, daß ihm ohne weiteres die Kon zession erteilt werden würde. Er gab im Gesuch an, daß die Reisenden nach Ersteigung des Berges eine Rast und Erfrischung nötig haben würden und daß er durch die Errichtung des Forst- und Gasthauses der Unsicherheit hier oben steuern würde. Trotzdem mußte das Amt vor der Bewilligung nach Vorschrift Umschau halten, ob den beteiligten Städten ein „jus contra dicendi" zustehe oder ob von den anliegenden Ortschaften Einwendungen ge gen die geplante Schenke vorgebracht würden. Zu befra gen waren die Stadt Budissin als Besitzerin der anstoßen den Waldungen, das Domstift als Besitzer der Dörfer Mönchswalde und Obergurig, ferner die Ortschaften Tautewalde, Wilthen usw. Die Stadt Bautzen erklärte ihr Einverständnis, besonders deshalb, weil Herr von Zittwitz auch noch sechs bis acht Häuser erbauen wollte. Das Domstift war ebenfalls einverstanden, wie auch die befragten Dörfer. Aber aus Mönchswalde und Obergu rig erschien ein scharfes Protestschreiben. In diesem wurde angeführt, das geplante Gasthaus würde nur eine Rüu- berschenke werden und dem Raubgesindel zum Aufenthalt dienen, der Wirt würde seines Lebens nicht sicher sein usw. Sie, die Dörfer, hätten sowieso unter dem Gesindel zu leiden und müßten vielfach Einbrüche und Diebstähle erdulden. Natürlich war der Herr von Zittwitz ärgerlich über diesen Einspruch der Dorfleute. Er ließ nachforschen und konnte feststellen, daß das Protestschreiben wohl von zwei armen Mönchswalder Leuten unterschrieben war, daß sich aber als Verfasser der ihm feindlich gesinnte Advokat Dok tor Buder aus Bautzen entpuppte. Diesem als streitsüch tig bekannten Manne waren die meisten Bewohner von Mönchswalde und Obergurig verschuldet. Er benützte die sen Umstand und zwang ein paar Leute, das Schreiben zu unterzeichnen. Als Herr von Zittwitz feststellte, daß die beiden Männer gar nicht schreiben konnten, kam der Advokat in den Verdacht, eine Fälschung veranlaßt zu haben. Der Gutsherr wandte sich natürlich mit einer Entgegnung nach Stolpen. Es kam zu Kämpfen zwischen Herrn von Zittwitz und dem Advokat. Schließlich blieb der Gutsherr Sieger. Das Amt bewilligte den Ausschank und übersandte dem Herrn von Zittwitz die Urkunde, in der zu lesen stand, der Kurfürst habe seinen Beamten in Stolpen mitgeteilt, daß er den Besitzer des Rittergutes „zu Anlegung einer neuen Schankstätte in dem auf dem Grund und Boden des Rittergutes an der Budissiner Straße neuerbauten Hause gegen Uebernahme eines jährlichen Canons von einem Gülden Concession in Gna den erteilet habe. Der Canon soll im selben Jahre zum ersten Male am Abend vor Michaeli erhoben werden, dann alljährlich am selben Tage." (Swoboda.) So konnte also nach langen Kämpfen am 12. Mai 1786 die Schenke endlich eröffnet werden. Sie erhielt den Namen Adlerschenke. Bis zum Jahre 1892 hat sie so ge heißen! In diesem Jahre wurde das alte Gebäude abge tragen und das jetzige erbaut. Später hat man an Stelle des alten Gasthauses eine Veranda errichtet, die noch heute in Gebrauch ist. Zwei mächtige Fichten, die dicht an der Schenke standen, von denen die eine ein und einen Viertel Meter im Durchmesser hatte, sind leider im Jahre 1910 gefällt worden, da sie von der Nonne befallen waren. Der erste Wirt war der vom Gutsherr eingesetzte Hans Schneider. Es ließ sich bisher nicht feststellen, wie lange er da oben gewirtschaftet hat, auch nicht, wer seine Nachfolger waren. Vor dem heutigen Wirt, Ber ger, hat sein Vater lange Jahre die Gastwirtschaft geführt. Sein Vorgänger hieß Pahn. Die alte Schenke paßte sich vorzüglich in die romantische Umgebung ein. Man möchte es bedauern, daß sie verschwunden ist. In Erinnerung an die vor 150 Jahren erfolgte Gründung der Adlerschenke findet auf einer Freilichtbühne die Aufführung eines Hei matschauspieles stritt, die unter der Direktion des Bautze ner Stadttheaters Mitte Juni vor sich geht. 38 Jahre lang hat Karl Berger, Vater des jetzigen Wirtes, die Adlerschenke und später das Jägerhaus be wirtschaftet. Seit 1930 ist sein Sohn Kurt Berger Wirt dieses schönen Ausflugsortes. Beim Abreißen des alten „Förschterhauses" im Jahre 1895 durch die Wilthener Feuerwehr ging leider der am Giebel hängende Doppel adler, der noch aus der Zeit des Gründers stammte, ver loren. R. Wie Fugau böhmisch wurde. X Fortsetzung. Der ganze Ort bestand anfangs aus dem Herren- Hous, den Scheunen und einigen Kleingärten, deren Be sitzer den Robot zu verrichten hatten. Das Herrenhaus stand dort, wo jetzt das Haus Nr. 93 (Tschakert) liegt. Die Scheunen waren gegenüber unweit des Hauses Nr. 145 gebaut. Die Kleingärtner haben sich ihre Hütten nahe der Spree errichtet. Ein Weg, der mit der Spree ging, hat im Tale den Verkehr zu den Nachbargemeinden vermittelt. Ein großer Teil Fugaus war aber um diese Zeit noch Sumpf- und Waldgebiet. Nach jahrzehntelan gem, ja Jahrhunderte währendem Kampf konnte die Wildnis allmählich zurückgedrängt werden, und frucht bare Wiesen und Aecker entstanden. Nach mündlicher Ueberlieferung sollen mitten im Waldgebiet noch vor der Erhebung des Sprembergwaldes zum Lehngut die ersten Ansiedler Fischer gewesen sein. Eine Fischerhlltte, jetzt Nr. 58 im Plümpendörfel, wäre demnach eines der ältesten Häuser Fugaus. 1481 veräußerten die Herzöge von Sachsen die Herr schaft Schluckenau-Tollenstein an Hugold von Schleinitz, den sächsischen Obermarschall, der sie hauptsächlich für seinen Sohn kaufte. Im nächsten Jahre wiesen die Herzöge von Sachsen Heinrich von Schleinitz mit dem Schlosse Tollenstein und Schluckenau an den König und die Krone Böhmens. Da durch war die blutsmäßige und kulturelle Verbundenheit der nordböhmischen Grundherrfchaften Schluckenau-Tol lenstein und damit auch des Dorfes Fugau mit Sachsen durch eine politische Trennungslinie gelöst worden. Diese Herrschaftsgebiete verblieben seitdem bei Böhmen. 11 Jahre nur war Fugau bei Sachsen gewesen. 1518 starb Heinrich von Schleinitz. Sein Sohn Georg erbte die Herrschaft Schluckenau. Dieser Georg von Schleinitz er nannte 1531 Antonius von Uechtritz zu seinem Haupt mann (Vertreter). Dieser führte die 1539 erlassene Poli- zeiordmmg, die „Ordnung der Gebote und Verbote" streng durch. An ihn erinnert noch auf dem Tauben berge ein in diesem Zusammenhänge gesetzter Grenzstein,