jeder ein Verlangen nach Bekanntschaft mit ihr empfindet, der an Zielen und Zwecken des menschlichen Daseins mehr als das materielle und flüchtige Augenblicksinteresse nimmt. Man wird vielleicht meinen, das hieße etwas weit, gar zu weit ausholen, und das alte Babylonien mit den Bedürfnissen und Bestrebungen der heutigen Kulturwelt in Zusammenhang zu bringen sei mehr ein Kunststückchen akademischer Rhetorik, als eine in dem wirklichen Entwicklungsgang der Dinge begründete Jdeenverbindung. Es sei schließlich doch ein dem denkenden und seiner empfindenden Menschen eingepflanzter Zug, an der Vergangenheit der Menschheit ein rein aus der Stimmung heraus zu erklärendes Interesse zu nehmen, ein Interesse und eine An teilnahme, die jede Burgruine in uns weckt, lind wie wir das Verlangen empfinden, uns über das zu unterrichten, was in un serer unmittelbaren Heimat geschah, so flößt uns die Vergangen heit ein um so größeres und ehrfurchtsvolleres Interesse ein, wenn sie in Jahrtausende hinaufreicht, an die wir auf dem Boden unserer eigenen Kultur überhaupt nicht zu denken wagen. Das ist völlig richtig, aber ein solches Interesse ist nicht nur von romantischer Anteilnahme diktiert, sondern es liegt ihm das viel tiefer gegründete Verlangen zu Grunde nach dem Ein blick in den Werdegang der Menschheit im großen wie im kleinen. Wenn unser Bildungsgang, unsere Anschauung von dem, was wir so Weltgeschichte zu nennen pflegten, bisher mit Rom und Griechenland begann, so war das nicht in einer bloßen gemüt vollen Anteilnahme an allem, was alt und grau ist begründet, sondern in der voll und klar erkannten Tatsache, daß unser ganzes Denken und unsere Einsicht in die uns umgebende Welt von jenen großen Kulturzentren und ihrer Kultur in ununterbrochener Ent wickelungskette abhing. Das ist dem Einsichtigen bekannt und voll bewußt. Daß ein tieferes Erfassen unserer Kultur ohne Einblick in ihren geschichtlichen Entwicklungsgang nicht möglich ist, ist eine Erkenntnis, von der unsere gesamte Erziehung mit Recht stets getragen worden ist. Damit kommen wir aber auf den Ausgangspunkt unserer