41 mit Gespächen über ernste Dinge auszufüllen pflegten. So haben wir ein Werk von Macrobius über den Weltzusammenhang, das in die Form solcher Gespräche gekleidet ist, und deshalb den Titel Saturnalien führt. Auch sonst machen es die Menschen wie die Götter. Diese werfen die Loose über das Weltenschicksal, so die Menschen über das irdische. Der König verloost am Neujahrstage mit seinen Beamten die Ämter. Alle Spiele hängen an den einzelnen Jahreszeiten, weil es das Loosspiel ist, deshalb ist das Würfel spiel bei den alten Germanen wie bei den Arabern das Spiel der Winterzeit. Ebenso wie das Kartenspiel ist es ursprüng lich eine Art Kalenderspiel, was bei dem entsprechenden arabischen Meisir.deutlich ausgesprochen ist. Während dies mit 4 und 7 Pfeilen — den Zahlen des Monats — gespielt wird, symbo lisiert der Würfel nach altorientalischer Lehre das Weltall. Es wird aber mit zwei Würfeln gespielt, als den zwei Jahreshälften zu je 6 Monaten. Eine andere Seite des göttlichen Neujahrtreibens hat nament lich die germanische Welt liebevoll ausgebildet: nach beschlossener Beratung setzen sich die Götter hin und fangen an zu zechen, „bis sie nicht mehr gerade stehen konnten". Nachdem die Beratung und die Festzeit vorbei ist, da geht dann jeder Gott seiner Beschäftigung nach, d. h. er führt aus, was im Rate beschlossen ist. Vor allem wird aber der Tiamat- Besieger Marduk Juppiter beaustragt, die Welt zu regieren. Des halb beobachtet man den Umlauf der Gestirne, und des Juppiter (S. 19) im besonderen, um zu sehen, was beschlossen worden ist. Natürlich kann man es auch von anderen Offenbarungsformen der Gottheit erfahren. Bei den Slaven ist der Kuckuck der Vogel der Frühjahrsgöttin, die also dem babylonischen Marduk ent sprechen würde. Als Hauptperson der ganzen Affäre und Boll strecker der göttlichen Beschlüsse muß dieser natürlich am besten wissen, welcher Art die Loose sind, die man im göttlichen Rate geworfen hat. Darum befragt man ihn im Frühling, um von ihm zu erfahren, was für die Zukunft beschlossen ist.