39 Merkwürdig sind die Waffen, deren sich Mardnk in seinem Kampse mit dem Ungeheuer bedient: ein Netz, mit dem er es einschließt, ein Sturmwind, den er in den Rachen fahren läßt, und sein Sichelschwert. Das sind die Waffen im Gladiatoren kampf der rotiarii. Der Sturmwind wird durch den Dreizack Poseidons dargestellt, mit dem der Sturm erregt wird, die Waffe des Gottes der Wassertiefe. Der Gladiatorenkampf ist also ursprünglich ein Neujahrsspiel. Das Neujahrsfest wird durch Umzüge — Prozessionen — geseiert. Da der Gott Mar- duk mit dem Beginn des Frühjahrs als Sonne die Wassertiefe durchschritten hat, so betritt er sestes Land. Bekannt ist die grie chische Anschauung, wonach der Sonnengott alltäglich — also im kleinen Kreise — auf einem Nachen das Weltenwasser bei Nacht durchfährt. So auch Marduk im Tage wie im Jahre. Zu dem Zwecke hat er sein Schiff. Wenn er nun das Festland nach Verlassen der Wasserregion betritt, so muß sein Schiff auf dem ersten festen Punkte ausstoßen — vgl. die Sintsluterzählung. — Tann wird es aus Räder gesetzt und fälirt somit als Schifss- karren aus der Prozessionsstraße — der jetzt wieder ausgegra benen Prachtstraße Ai ibur schabu — zum Heiligtums des Gottes, denn die Straße stellt den „Himmelsdamm" dar und das irdische Heiligtum des Gottes ist das Abbild seines Bereiches am Himmel. Die Zeit dieser Prozession, die Festzeit am Schlüsse des alten und Beginn des neuen Jahres, steht im Zeichen der ver kehrten Welt: das Schiff sährt auf dem Lande; was Nacht war, ist Tag geworden, die Gottheiten der Nacht und Unterwelt, welche bisher die Tage kürzten, wandern aus dem Tempel Nebos in Borsippa in den Lichttempel Marduks in Babylon, wie es ein Ritual vom Nebotempel ausdrückt Daruin ist es eine Zeit des Übermutes und des Mummenscherzes, der Maskeraden. Die Sklaven spielen die Herren, man wählt einen besondern König für die Zeit: es ist die Regierungszeit des Prinzen Karneval, der seinen Namen vom enr naval hat. „Sieben (eine Festwoche) Tage lang ward Korn nicht gemahlen (die tägliche und härteste