30 Tier, in welchem sich dieser ebenso offenbart, wie der ganz genau entsprechende ägyptische Osiris im Avisitiere. Der Kult beider Gottheiten fällt ätso mit dem Eintreten des Frühjahrspunktes in den Stier _ zusammen. Man hat hier die deutliche Beziehung zwischen Götterkult und Gestirnumlauf. Wir gingen von der Tatsache aus, daß die Zeit um 3000 noch lange nicht den Anfang babylonischer Kultur bedeutet. Dann muß diese also in der Zeit entstanden sein, welche die Frühjahrs gleiche im nächsten Tierkreiszeichen, den Zwillingen, hatte, d. h. die Zeit vom 6. bis zum Beginne des 3, Jahrtausends v. Chr. Alle babylonische Götterlehre in ihrer Beziehung zum Ka lenderwesen erweist nun tatsächlich, daß sie auf diese Rechnung gegründet ist. Es mußte natürlich durch die Verschiebung um ein Tier kreiszeichen allemal eine Verschiebung des Kalenders um einen Monat eintreten, d. h. der bisher erste Monat mußte der zweite, der letzte der erste werden. Da sich das zweimal wiederholte, so mußte also der nach der Zwillingsrechnung erste, im 8. Jahr hundert v. Chr. nach Widderrechnung der dritte geworden sein. Nun gehört nach ausdrücklichem Zeugnis der dritte Monat des babylonischen Kalenders, der also unserem Mai Juni ent spricht, dem Mondgotte, d. h. dem Gotte, der an der Spitze des babylonischen Pantheons steht, dem „Vater der Götter". Ferner wird dieser Monat noch in spätester Zeit als der der Tag und Nachtgleiche bezeichnet, d. h. er hat seine alte Bezeichnung durch über 3. Jahrtausende hindurch bewahrt, wo sie längst nicht mehr sür ihn zutraf. Um 2000 v. Chr., also während der Stierrechnung ist folgerichtig der zweite Monat derjenige, welchem entsprechende Eigenschaften beigelegt werden. Endlich werden die Zwillinge ausdrücklich als die beiden Fixsterne be zeichnet, welche gleichbedeutend — dieselbe göttliche Macht vertretend — sind, wie Mond und Sonne, die beiden maß gebenden Gestirne beim Beginn der Welt. Die Welt, d. h. unsere Welt, unser Zeitalter, hat also nach babylo- nischer Anschauung begonnen, als der Frühjahrspunkt in den