16 zeigt, auch in ihnen sind Völker gekommen und verkommen, sind zu Herren geworden und haben ihr Schicksal im Dienste der Kultur erfüllt, an ihr mitarbeitend und sie an ihrem Teile fördernd oder auch hemmend. Von einigen haben wir Reste ihres Daseins in der Sprache erhalten. Die ältesten Urkunden, die wir haben, sind nicht in der babylonischen Sprache — einer Verwandten des Hebräischen und Arabischen — abgesagt, sondern meiner Sprache, welche die Babylonier selbst als sumerisch bezeichnen. Diese hat eine Rolle gespielt wie bei 'uns "das Lateinische, sie ist Sprache der Gelehrsamkeit und des Kultes, der Religion geblie- veN. Das Volk, oder die Völker, welche sie gesprochen haben, ist aber um 3000 längst verschollen und von neuen Einwanderern aufgesogen. Wir müssen in ihnen diejenigen sehen, welche dem Schriftwesen Babyloniens seinen Stempel aufgedrückt haben, die zuerst wirkliche sprachlich vollkommene Schriftstücke abgefaßt haben: ihre politischen und geschichtlichen Schicksale liegen für uns aber in vorgeschichtlicher Zeit, keine Inschrift meldet aus der Zeit ihrer Blüte etwas, insofern sind sie also vorgeschichtlich für uns und werden es vielleicht bleiben. Wie aber ihre Sprache bis in die fpätesten Zeiten der Keil schriftlitteratur, bis fast auf die christliche Ära herab, wissen schaftlich weiter gepflegt und im Kultus angewendet wurde, fo haben jene vorgeschichtlichen Zeiten noch andere nicht minder laut sprechende Zeugen von der Höhe ihrer Kultur erhalten, und diese haben nicht nur die christliche Ära erreicht, sie haben sie weit überdauert und reichen zum Teil noch bis in unsere Tage hinein. Sie haben im Altertum und bis ins Mittelalter hinein die ge samte Kulturwelt beeinflußt, und erst die Neuzeit beginnt an ihre Stelle andere Vorstellungen zu setzen. Das Gesamtbild unserer heutigen geistigen Bestrebungen ist zweifellos das der Zerfahrenheit. Alle unsere Wissenschaften, so Großes sie im einzelnen leisten mögen, gehen eine jede ihren eigenen Weg, keine bekümmert sich um die andere und selten ist sich eine bei ihrem Wirken des Endzieles bewußt. Dies Endziel