Die Zeit des Anfangs unsrer Kenntnis (um 3000 v. Chr.) ist nicht der Anfang einer höheren Kultur, sondern diese steht im Gegenteil mit ihren Lehren schon damals hoch entwickelt da und verfällt seitdem
einfach ein paar Köpfe von Statuen eines altbabylonischen Fürsten aus der ersten Halste des 3. vorchristlichen Jahrtausends stehen. Diese genügen, um zu zeigen, daß wir es mit einer Kunst zu tun haben, welche die Keime zum Höchsten in sich trägt. Die Sla tuen desselben Fürsten Gudea — durchaus keines der bedeutend sten und mächtigsten — haben aus gediegene Kenner der klassischen Kunst den Eindruck gemacht, daß sie nur unter dem Einfluß griechisch-römischer Kunst entstanden sein könnten. Und wenn sie nicht die Inschriften trügen, welche sie als Erzeugnisse der ersten Hälfte des dritten vorchristlichen Jahrtausends erwiesen, so würde der Kenner des Orients sich diesem Urteile bescheiden haben fügen müssen. So wird inan auch hieraus die Lehre ziehen dürfen, daß die Erschließung des alten Orients eben eine völlige Veränderung in unserer Auffassung der Entwicklung der Menschheit bedeutet. Von der gleichzeitigen, vielleicht etwas früheren, Darstellung kriegerischer Szenen möge die Siegesstele Naram-Ssi des nord babylonischen Königs l eine Anschauung geben. Auch sie zeigt eine Freiheit in der Behandlung, welche sie — genau wie es bei der alt ägyptischen Kunst der Fall ist — über die stylisierende Darstellungs kunst der späteren Jahrtausende, besonders der assyrischen erhebt. Diese Zeiten, die wir an der Hand von Urkunden und Denkmälern verfolgen können, sind also noch nicht diejenigen, wo die babylonische Kultur ihre Entwicklung und Durchbildung er fahren hat, sie stellen höchstens den Höhepunkt, sehr wahrschein lich nur einen Höhepunkt dar. Das führt uns also für das allmähliche Werden, die Herausbildung und Erarbeitung dessen, was wir in dieser Zeit vorfinden, in frühere Jahrtausende, die vor der Hand für uns noch vorgeschichtlich bleiben. Auch diese Zeiten haben aber dasselbe Bild der politischen Entwicklung ge- i Sie ist aus ihrem Aufstellungsorte SiPParin Rordbabhlonien in späterer Zeit von einem Könige von Elam nacts^usa gebracht worden. Dabei hat mau die alte Inschrift ausgemeißelt und eine bezügliche in ela- mitischer Sprache an ihre Stelle gesetzt. Gefunden bei den französischen Ausgrabungen in Snsa.