gelten haben. Um aus unsere eigenen Verhältnisse zu exempli fizieren, so kann das, was wir babylonisch nennen, unserem Be griffe deutsch parallel gesetzt werden, die Rolle des Assyrertums wird dann passend durch die Bedeutung desjenigen Bundesstaates veranschaulicht, welcher die leitende Rolle in Deutschland spielt. Man wird an die straffe militärische und Verwaltungs-Organi fation im Preußen eines Friedrich Wilhelin I. erinnert, wenn man das assyrische Wesen dem babylonischen gegenüberstellt, Babylon mit seiner Pflege der Wissenschaft, des Handels und der Industrie kann man dann mit dem Sachsen August des Starken gleich stellen. Dies zur Charakterisierung des Unterschiedes und um die beiden Völker in ihrem Wesen und ihrer weltgeschichtlichen Rolle zu veranschaulichen. Daß solche Vergleiche eum xra.no salis zu genießen sind, darf wol als billige Voraussetzung gelten. Alun aber müssen wir uns, ehe wir zur babylonischen Kultur selbst kommen, noch über deren Bedeutung für die Auffassung von dem Begriffe der Weltgeschichte klar werden. Durch die Erschlie ßung der altorientalischen Urkunden ist der Standpunkt, den wir hierin einzunehmen haben, nicht nur wesentlich beeinflußt, son dern von Grund aus verändert worden. Man vergegenwärtige sich, womit und wo man bisher ge wöhnt ist, die sogenannte Weltgeschichte beginnen zu lassen. Die Griechenlands, im 8. Jahrhundert noch völlig Legende, beginnt frühestens gegen Ende des 7., ja eigentlich erst im 6. Jaörönn^lU. und auch hier sind es nur Einzelheiten, die wir erfahren. Zu fammenhängende Geschichte fängt eigentlich erst mit den Perser kämpfen, d. h. seit den Berührungen des Griechentums mit dem Orient gegen Ende des 6. Jahrhunderts an. Von dieser Zeit bis auf uns sind etwa ein 2'/- Jahrtausend verflossen. Die ältesten Urkunden des alten Orients, die wir haben und in denen die Könige des alten Babylonien von ihren Kriegen und Bauten erzählen, gehören der Zeit um 3000 v. Ehr. an. Das heißt: der Begriff der geschichtlichen Zeit — denn Geschichte nennen wir das durch geschriebene Urkunden über-