Enthält einige Anstreichungen Karl Mays im Text, sowie Knickspuren über der oberen Ecke als Leseanmerkung an den Seiten 97-104, 129-136, 161-168, 225-232 und 257-264
könnte mir die Erinnerung weniger schmerzlich machen, als Sie von ihr reden zu hören; sprechen Sie, ich bitte Sie darum." — ,,Sie haben sie sehr geliebt?" — sragtc das gerührte Mädchen erröthcnd und mit flüsternder Stimme. — „Ich habe sie nicht nur geliebt, ich liebe sic auch jetzt noch. Eine solche Liebe kann nicht einmal der Tod zerreißen. Was hindert mich, sie noch jetzt zu lieben? Weil sie mich nicht wieder lieben kann? Wäre die Liebe, die reine, höhere Liebe nichts als bloßer Eigennutz?" — „Wie schön sprechen Sic, Sir, ich glaube aber dcu- noch, daß jeder Tag, der einen Theil des Schmerzes und der Trauer mit sich nimmt, auch einen Farbenton von dem Bilde der Geliebten ablöst, bis cs aus dcm Gcdächtnissc und Hcrzcn gänzlich verschwindet, lind ohne Gegenstand kann doch auch keine Liebe sein." — „Sic mögcn in dcn mcistcn Fällcn Rccht haben, aber Sie vergessen, schönes Fräulein, daß ein Bild denkbar ist, ge malt mit so intensiven Farben, daß zum Verlöschen derselben mehr Tage nolhwendig wären, als solche ein Menschenleben zählt." Unterdessen waren die Beiden bis zu der Stelle des Gartens gelangt, wo die großen Nußbäume ihre kühlen Schatten um sich bcr verbreitctcn. Unter dcm Zelte, das ihre breiten und dichten Kronen bildeten, standen einige Bänke. Rodney und Selima setzten sich. — „Unser selbst halber wäre der Tod wahrlich nicht so schrecklich," bemerkte letztere nach einer kurzen Pause; „aber das