Enthält einige Anstreichungen Karl Mays im Text, sowie Knickspuren über den oberen Ecken als Leseanmerkung an den Seiten 65-72, 129-136, 193-200, 225-232 und 257-264
219 Ein feierlicher Zug bewegte sich am Morgen des letzten Festtages aus dem Serail gegen die Moschee Achmet'S zu. Um geben von einem glänzenden Gefolge, das den Monarchen zu Fuß geleitete, ritt Abdul Medschid langsamen Schrittes zum Got teshause. Die Gläubigen, welche ihren Herrscher sehen wollten und dicht gedrängt am Wege standen, begrüßten ihn mit tiefer Ehr furcht — das Haupt gesenkt, die Arme über die Brust gekreuzt. Der Kaiser dankte und sein wchmuthvollcr Blick ruhte auf der Menge, von der er wußte, daß sie bald im erbitterten Kampfe gegen Rußland für ihn bluten sollte. Hoher Ernst lag aus dem schönen Antlitze des Sultans, welcher durch einen Zug von Melancholie, der Folge vielfacher und herber Leiden, die er erduldet hatte, gemildert wurde. Als er aber die vielen Tausende, die unzähligen Schaaren seiner treuen Unterthanen übersah, die zum Kampfe für sein gu tes Recht geführt zu werden verlangten, als er die Stimme des Bölkes vernahm, welches, von ihm geführt, sich gern in den Tod stürzen wollte, da hob sich sein Haupt, — er fühlte weniger drückend die Last der Krone und sein stolzer, siegesgcwisser Blick entflammte die Menge zur höchsten Begeisterung. Und der osmanische Kaiser stand im Gotteshause, in beiße Gebete für das Wohl des Reiches und seiner Bewohner versun ken, und der fromme Muselmann, als er die schönen, fast ver klärten Züge des Emir al Omrah, des Stellvertreters des Pro pheten, sah, hoffte zuversichtlich, daß Gott sich von einem so innigen Gebete nicht ungnädig abwcnden werde. Pauken und Trompeten, rauschende Musik zeigten den